Eigentlich war ich mit meiner bisherigen Gaming-Tastatur aus dem Hause Roccat recht zufrieden. Die flachen Tasten waren angenehm und sahen stylish aus. Der Anschlag gefiel, und ganz generell tat das Keyboard, was es sollte. Bis dann plötzlich die W-Taste begann, Aussetzer zu zeigen. Immer wieder wurde sie erst verspätet erkannt oder musste neu gedrückt werden, weil die Erkennung der gedrückten Taste versagte. Allerdings nicht nur in manchen Programmen. Ein Hardwareproblem? Ein Treiberproblem? Schwer zu sagen. Ein Wechsel das genutzten USB-Ports und komplette Neuinstallation der "Swarm"-Software vermochte das Problem nicht zu beheben. Andere Nutzer berichteten im Netz von ähnlichen Phänomenen.

Eine neue Tastatur musste also her, denn fürs Spielen ist ein solches Defizit ein No-Go. Die Wahl fiel schließlich auf die CK550 V2 von Cooler Master. Mit einem Preis von 90 Euro hielt sich der Kostenfaktor in einem akzeptablen Rahmen. Die gewünschten Konfigurationsmöglichkeiten waren gegeben, es gab rote Schalter zur Auswahl, und auch die wenigen Rezensionen deuteten auf einen guten Kauf hin – und natürlich auf eine Testgelegenheit.

Nun, immerhin zweieinhalb Monate später, kann ich vermelden: Ich bin zufrieden. Dieses Assessment verlangt freilich nach Details. Bitte sehr!

Foto: DER STANDARD/Pichler

Basics

Die Cooler Master CK550 V2 ist ein mechanisches Keyboard mit voller Größe. Sie bietet also alle drei gängigen Tastenblöcke, inklusive Nummernblock, die auch nicht in irgendeiner Form zusammen gequetscht wurden. Die Enter-Taste kommt im von mir bevorzugten, "traditionellen" Format eines umgekehrten "L" daher. Die Keycaps entsprechen ebenfalls üblichen Größenordnungen, sind also nicht abgeflacht. Ihre Buchstaben und andere Zeichen wurden mit Lasern eingraviert, es gibt also kein Risiko sich auf Dauer ablösender Beschriftungen. Auf eigene Sondertasten wurde verzichtet, stattdessen verfügen die F-Reihe und der Funktionsblock über Zweitbelegungen, die sich mit einer Fn-Taste triggern lassen.

Dazu gibt es konfigurierbare LED-Tastenbeleuchtung in beliebigen Farben und Varianten. Wer Lichtspektakel mag, findet neben fixer Beleuchtung auch eine Reihe fortgeschrittener Effekte, etwa simulierte konzentrische Farbringe, die sich von einer gedrückten Taste fortbewegen.

Die von mir gewählten roten Schalter (hergestellt werden sie von Gateron) sind primär für Gaming gedacht, arbeiten linear und relativ leise. Das haptische und akustische Feedback ist aus meiner Sicht aber auch für flottes Schreiben gut genug. Wer sich mit roten Switches schwertut, aber das laute Geklacker der blauen "Schreibschalter" nicht mag, findet in braunen Switches eine Kompromisslösung, die für diese Tastatur auch angeboten wird.

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Felsenfest

Die Keycaps sitzen vereinzelt eine Spur wackelig auf ihren Schaltern, was aber nur auffällt, wenn man sie seitlich bewegt – also in der Praxis gar nicht. Eine Ausnahme stellt die Leertaste dar, die aber wiederum groß ist und in der Regel mit dem Daumen betätigt wird, weswegen das etwas größere "Spiel" der Kappe sich faktisch nicht auswirkt. Tastaturen in höheren Preissegmenten sind in der Ausführung wohl etwas konsequenter, aber der Kompromiss ist kein schlechter.

Auf der Unterseite befinden sich zwei kleine Gummipads, die in Verbindung mit den gummierten Rückseiten der (solide haltenden) Standfüße die rund 900 Gramm schwere Tastatur an ihrem Platz halten sollen. Das funktioniert in Verbindung mit der beigelegten Handgelenksstütze gut, obwohl diese nicht an der Tastatur befestigt werden kann. Die zusätzliche Anbringung von zwei aufklebbaren Moosgummipads beseitigte jegliche Zweifel. Hier hat die Cooler Master-Tastatur ihrem Roccat-Vorgänger etwas voraus, der trotz größerer Haftstreifen deutlich bewegungsfreudiger war.

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Schwachpunkt Handgelenksstütze

Das Gewicht des Keyboards schuldet es in hohem Maße seinem Aluminiumgehäuse, das – wie auch die restliche Hardware – gut verarbeitet wirkt. Nur von der bereits erwähnten Handstütze kann man das nicht sagen. Nach (abzüglich des Sommerurlaubs) etwa neun Wochen Verwendungsdauer hat nämlich dessen Textiloberfläche begonnen, sich abzulösen, wie man es oft auch bei billigen Mauspads sieht.

Die Sollbruchstelle ist sehr offensichtlich, der Stoffbezug erstreckt sich nicht über die seitlichen Kanten des Schaumstoffs. Hier hätte der Hersteller mehr Achtsamkeit bei der Konzeption zeigen können. Lösen lässt sich das Problem mit einem besser konstruierten Schoner-Accessoire um zehn Euro, so man ein solches benötigt.

Die Reinigung des Keyboards ist naturgemäß schwierig. Für eine leichtere Abnahme einzelner Keycaps hat Cooler Master aber einen ganz praktischen Greifer beigelegt. Die Verwendung mechanischer Keyboards hat mich mittlerweile jedenfalls gelehrt, beim Essen Respektabstand zur Tastatur zu wahren.

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Keine Interface-Hölle

Was ich aus bitterer Erfahrung nicht zu träumen gewagt habe, ist, dass ich mich nicht über die Treibersoftware in Rage schreiben muss. Klar, sie ist ein relatives Ungetüm, das allein im Download bereits über 300 MB schwer ist. Dafür unterstützt sie aber auch das nicht gerade kleine Hardwareportfolio des Unternehmens. Und wenn es um die Konfiguration der CK550 V2 geht, bietet die "Masterplus"-Software ein sehr übersichtliches Interface anstelle der Navigationshölle, in die man von vielen anderen Programmen dieser Art geworfen wird.

Das Menü teilt sich in vier Reiter: Beleuchtung, Tastenbelegung, Makros und Profilverwaltung. Die Bedienung der darin angebotenen Funktionen ist spätestens auf den zweiten Blick verständlich. Änderungen werden flott übernommen und am Speicherchip des Keyboards hinterlegt. Um die eingestellte Beleuchtung der Tasten zu erhalten, muss Masterplus nicht einmal gestartet sein. Auch das ist selbst bei teureren Geräten nicht unbedingt selbstverständlich (looking at you, Roccat).

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Fazit

Über Ästhetik können sich die Geister bekanntlich scheiden. Sieht man aber von der wahlweise grellbunt einstellbaren Hintergrundbeleuchtung ab, liefert diese Tastatur für ein Gaming-Gerät ziemliches Understatement. Weder blinkt irgendwo ein großes Logo, noch wirkt die Form der Tastatur, als hätte sie vorher den Gastrointestinaltrakt eines Aliens besucht. Verdacht könnte einzig der gebürstete Look des Gehäusealus erwecken. In anderen Worten: Mir gefällt sie auch äußerlich.

Und somit hoffe ich auch, dass sie mir länger verlässliche Dienste leisten wird, denn ich weiß eine gute mechanische Tastatur zu schätzen – insbesondere, wenn der Hersteller in allen Belangen einen No-Bullshit-Zugang wählt und ich nicht einmal an der Treibersoftware verzweifeln muss. (Georg Pichler, 18.9.2021)