Wo viele Kinderquarantänen beginnen: Corona-Test in der Schule.

foto: apa/punz

Wien – Den Donnerstag hat Anna I. (Name der Redaktion bekannt) großteils am Telefon verbracht. Als Elternvertreterin in einer Wiener Volksschulklasse versuchte sie, überlastete bis zornige Mütter und Väter von Schulkolleginnen ihrer zehnjährigen Tochter zu beruhigen.

Die konnten nicht verstehen, warum die gesamte Klasse immer noch in Corona-Quarantäne saß – seit 9. September durchgängig, obwohl doch medial breit berichtet worden war, dass sich Schulkinder ab 15. September schon nach fünf Tagen freitesten können, zumal von dem infizierten Kind abgesehen inzwischen kein Mitschüler und keine Mitschülerin positiv getestet worden seien – "und die meisten Eltern haben fast täglich PCR-Tests durchgeführt".

Direktorin und MA 15 ratlos

Und Anna I. rief ihrerseits bei mehreren Stellen an: etwa bei der Verwaltung der Schule ihrer Tochter, wo ihr eine ratlose Direktorin sagte, in Sachen Quarantäneaufhebung könne sie gar nichts tun, denn sie habe noch keine neuen Quarantäne-Direktiven von der Wiener Bildungsdirektion.

So wie bei der MA 15, dem Wiener Gesundheitsdienst, wo ihr eine ähnliche Auskunft erteilt wurde: Ja, von der neuen Freitestmöglichkeit wisse man, aber behördenintern Offizielles dazu gebe es noch nicht.

Behördliche "Vorgaben" kamen Donnerstagabend

Tatsächlich dauerte es damit bis Donnerstagabend, dass am Rande der Ampelkommissionssitzung die entsprechenden "Vorgaben der Kontaktpersonennachverfolgung" für Schule und Hort sowie für Kindergärten in Wien veröffentlicht wurden, die den gelockerten Quarantänebestimmungen entsprechen.

Es tue ihm leid, dass das nicht rascher möglich gewesen sei und etliche Kinder und Eltern in einem Quarantäne-Limbo verharren mussten, sagt Mario Dujakovic, Sprecher des Wiener Gesundheitsstadtrats Peter Hacker (SPÖ).

Ein wirkliches früheres Ende der Quarantäne ermöglichen die neuen Vorgaben indes nicht. Lediglich der Schul- oder Kindergartenbesuch ist nach einem negativen PCR-Test am fünften Tag wieder erlaubt. Private Aktivitäten außerhalb von zu Hause sind nach wie vor für zehn Tage zu meiden, "ausgenommen unvermeidliche Kontakte zu Hause". Das gilt für Schülerinnen und Schüler ebenso wie für Kindergartenkinder.

12.000 Kinder in Wien in Quarantäne

Immerhin dürfte die Neuerung, dass in den Wiener Schulen nun in der Regel – die Gesundheitsbehörde hat immer das letzte Wort – lediglich direkte Sitznachbarn im Radius von zwei Metern sowie sonstige enge Kontakte als K1-Kontaktpersonen gelten, zu einer Verringerung der hohen Zahl in Quarantäne sitzender Kinder führen. Derzeit dürften das an die 12.000 Mädchen und Buben sein, drei Viertel aller Wiener Schulen sind betroffen. In anderen Bundesländern wurden Quarantänen weit seltener angeordnet.

Auch ob die nunmehrigen Lockerungen tragbar sind, ist umstritten. Angesichts der Verbreitung der höchst infektiösen Delta-Variante bezweifelt das eine Reihe von Expertinnen und Experten.

Schulklasse wartet weiter

Im konkreten Fall indes arbeiten die Behörden offenbar recht langsam. Die Quarantäne für die gesamte Klasse sei nach wie vor aufrecht, berichtete Anna I. am Freitagvormittag. Die Hoffnung der betroffenen Eltern auf ein Wochenende mit Kindern im Freien sei nach genauem Durchlesen der Vorgaben aber ohnehin dahin. (Irene Brickner, 17.9.2021)