Horch, was kommt von draußen rein? Interessanter Besuch im trauten Heim bei "Pùnkitititi", einer musikalischen Collage nach einem Pantomimenfragment von Mozart.

Foto: Salzb. Marionettentheater / Wolfgang Lienbacher

Die meisten reden über Musik ohne Grenzen, Florian Willeitner und Ivan Turkalj praktizieren sie. Seit 2018 betreiben die beiden Musiker den Pool of Invention (POI) – ein internationales Künstlerkollektiv, das Musiker, Tänzer, Dichter und bildende Künstler aus der ganzen Welt vereint.

Dabei sind bereits ein Tanzstück über Mozarts Kunst, eine "Kesselsession" in der Passauer Innstadt-Brauerei oder ein "Bach.Lab" zwischen Barock und Jazz entstanden.

Willeitner, 1991 in Passau geborener Violinist, Bratschist, Komponist, Arrangeur und Weltenbummler, beschäftigt sich seit seiner Jugend mit Klassik, Jazz und Improvisation. Auch Cellist Ivan Turkalj, in Zagreb geboren und in Wien aufgewachsen, begeistert sich an den Räumen zwischen den Stilen: von Barock über das zeitgenössische Experiment bis zum Indie-Rock.

Was der POI sonst noch draufhat, kann man in der kommenden Spielzeit des MuTh gleich viermal erleben. Zum Auftakt am 5. November zeigt die Bach.Lab.Group, was passiert, wenn barocke Formen in einen improvisierten Dialog mit Jazz und Pop treten.

Auf der Bühne stehen einander ein Barock-Ensemble und eine Jazz-Combo mit Klavier, Schlagzeug, Violine, Cello, Flöte und Cembalo gegenüber. Gespielt wird Bach, wild arrangiert und instrumentiert, ebenso wie jazzig-poppige Eigenkompositionen von Geiger Florian Willeitner oder Pianist Alexander Wienand. Außerdem Teil der Band: Multi-Flötist Thibault Viviani, Schlagwerker Tobias Schirmer, Cembalist Sebastian Wienand und natürlich Ivan Turkalj am Cello.

Bekanntlich war Mozart nicht nur ein genialer Komponist, sondern auch ein ziemlicher Kindskopf, der Sprachspiele liebte.

Wolferl, der Spitzbub

Den Spitznamen "Pùnkitititi" verpasste er sich selbst auf dem Weg nach Prag zur Aufführung des Figaro.Pùnkitititi heißt auch eine neue Produktion des Salzburger Marionettentheaters, die vergangenes Jahr bei der Salzburger Mozartwoche aufgeführt wurde und am 18. Februar 2022 nach Wien kommt.

Ausgehend von Mozarts nur in Fragmenten erhaltener Faschingspantomime Pantalon und Columbine hat Willeitner eine bunte musikalische Collage zusammengestellt und diese für das Pool-of-Invention-Ensemble arrangiert.

Erzählt wird die Geschichte eines Künstlers, der in einer Sinn- und Identitätskrise steckt. Plötzlich erwachen die Gegenstände um ihn herum zum Leben.

Gemeinsam mit 50 fantastischen Objekten und Figuren begibt er sich auf die Suche nach Gründen dafür, in der Früh aufzustehen.

Früh aufstehen musste jedenfalls Hannes Buchinger, der drei Sommer lang als "Halter" auf einer Alm verbrachte und das Leben mit Kühen, Pferden und Eseln kinematografisch festgehalten hat. Musikalisch untermalt wird die Dokumentation Der Halter – Ein Film über Alm-Alltage (22. März) von einem Live-Musik-Konzept Florian Willeitners.

Am 12. Mai findet das Pool-of-Invention-Finale statt. Finale, WTF? Wobei das "F" selbstverständlich für "Fugue" steht. Im Mittelpunkt steht – man ahnt es – die Fuge.

Das New Piano Trio widmet der Königsdisziplin des Barock eine Hommage mit neu komponierten Präludien und Fugen, die Vergangenheit und Gegenwart auf den Kontrapunkt bringen. (Miriam Damev, 18.9.2021)