Kinder auf dem Weg zu Schule, Kabul, 30. August.

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Das bisherige Frauenministerium.

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Kabul – Die militant-islamistischen Taliban haben weiterführende Schulen dazu aufgerufen, für Buben wieder zu öffnen. Alle öffentlichen, privaten und offiziellen religiösen Schulen sowie andere Bildungseinrichtungen im Land sollten am Samstag den Schulbetrieb wieder aufnehmen, hieß es in einer am Freitag veröffentlichten Erklärung des Bildungsministeriums. "Zu diesem Zweck bitten wir alle männlichen Lehrer und Schüler, ihre Schulen zu besuchen."

Weibliche Schülerinnen werden in der Erklärung nicht erwähnt. Es gab auch keine Angaben dazu, wann Schulen ab der 7. Klasse für Mädchen wieder öffnen könnten oder sollten. In der Erklärung hieß es weiter, man habe bereits davor Schülern bis zur 6. Schulstufe erlaubt, ihre Schulen zu besuchen. Daraufhin wurde der Schulbetrieb für Mädchen und Buben dieser Schulstufen aufgenommen.

Seit der Machtübernahme der Taliban gelten auch für Universitäten neue Regeln. Es hieß, Frauen könnten ihre Ausbildung fortsetzen, allerdings nur in von Männern getrennten Klassen und in Verschleierung. Davor wurden Studentinnen und Studenten in gemeinsamen Klassen unterrichtet, es gab keine Kleidungsvorschriften.

Kein Frauenministerium mehr

Die Taliban haben offenbar das Frauenministerium der afghanischen Regierung durch ein "Tugendministerium" ersetzt. Am Freitag brachten Arbeiter am Gebäude des bisherigen Frauenministeriums ein Schild an, das auf das Ministerium "zur Förderung der Tugend und zur Verhinderung des Lasters" verweist. Dies ist der Name der Behörde, die während der ersten Taliban-Herrschaft Ende der 90er Jahre etwa für Auspeitschungen von Frauen verantwortlich war.

Auf Twitter war zu sehen, wie Mitarbeiterinnen des Frauenministeriums vor dem Gebäude in der Hauptstadt Kabul gegen ihre Kündigung protestierten. Die Taliban antworteten am Freitag nicht auf eine AFP-Anfrage zu dem Vorgang.

Regierung ohne Frauen

Bei der Vorstellung erster Teile ihrer international nicht anerkannten Regierung vor zwei Wochen war unter den Verantwortlichen weder ein weibliches Mitglied, noch hatte einer der Ernannten die explizite Zuständigkeit für den Schutz der Frauenrechte.

Zwar haben die neuen Machthaber versprochen, anders als früher diesmal die Rechte von Frauen zu achten. Allerdings haben die Taliban seitdem Frauen angewiesen, zu ihrer eigenen Sicherheit zuhause zu bleiben und nicht zur Arbeit zu kommen, bis eine Geschlechtertrennung umgesetzt werden kann.

Während der ersten Taliban-Herrschaft zwischen 1996 und 2001 waren Frauen in Afghanistan weitgehend aus dem öffentlichen Leben verbannt. Sie durften das Haus nur in Begleitung männlicher Angehöriger verlassen. War eine Frau allein unterwegs, wurde sie von Mitarbeitern des Tugendministeriums ausgepeitscht. Die Behörde war damals auch für die Durchsetzung der Gebetpflicht sowie das Rasurverbot für Männer zuständig.

Der UN-Sicherheitsrat fordert von den Taliban die Bildung einer inklusiven Regierung mit der Beteiligung von Frauen. Repräsentative Teilhabe und die Einhaltung von Menschenrechten auch für Kinder und Minderheiten seien von großer Wichtigkeit, hieß es in einer Resolution, die das mächtigste UN-Gremium am Freitag einstimmig verabschiedete. Mit dem Beschluss wird außerdem die UN-Mission in Afghanistan um sechs Monate verlängert. (APA, 17.9.2021)