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Nachhaltigkeit wird in der Veranlagung immer stärker nachgefragt, die Anbieter von Zertifikaten ziehen mit. Das Volumen an grünen Produkten steigt seit Jahren.

Foto: Getty Images; Collage: Seywald

Das Interesse an Wertpapieren ist seit dem Vorjahr im Zuge der Corona-Krise auch in Österreich sprunghaft angestiegen. Viele, vor allem junge Leute, nutzten die Zeit, um sich mit dieser Anlageform vertraut zu machen. Schließlich sind nicht oder kaum verzinste Sparbücher schon bei tiefer Inflation ein Verlustgeschäft, bei höherer Teuerung wie derzeit werden Wertpapiere daher umso attraktiver. Das zeigt sich nicht nur am Höhenflug der Börsen, sondern auch der Markt für Zertifikate profitiert von diesem Trend.

Zusätzlich speist der Trend zu Nachhaltigkeit – insbesondere der Klimawandel ist auch ein medialer Dauerbrenner – das Wachstum bei Zertifikaten, denn: "Nachhaltige Geldanlage ist einer der ganz großen Megatrends", sagt Heike Arbter, Vorstandsmitglied der Raiffeisen Centrobank. Allein in den vergangenen drei Jahren habe sich das in nachhaltige Zertifikate investierte Volumen in ihrem Haus "mehr als verdreifacht". Zudem zeigten die Ergebnisse der jüngsten Perfomance-Analyse, dass Kapitalschutz- und Bonus-Zertifikate auch nachhaltig Rendite bringen.

Kapitalschutz ist ein Zauberwort, um die traditionell risikoscheuen Österreicher zumindest etwas aus der Deckung zu locken. Denn grundsätzlich sind Zertifikate handelbare Finanzinstrumente, die sich auf einen gewissen Basiswert, zumeist eine Aktie oder einen Börsenindex, beziehen. Der Vorteil: Diese sind vielfältig ausgestaltet – auch das Risiko und den möglichen Ertrag für den Anleger betreffend. Zudem können sie bei jeder Marktlage, also egal ob auf-, abwärts oder zur Seite, prinzipiell Erträge erzielen.

Aus der Deckung

Bei Produkten mit Kapitalgarantie wird die maximale Fallhöhe eines Produkts stark begrenzt und liegt bei 90 bis 100 Prozent des eingesetzten Geldes. Arbter zufolge liegt die durchschnittliche Wertentwicklung in diesem Bereich seit 2010 bei 3,1 Prozent pro Jahr, also über der Inflationsrate. Bei teilweisem Kapitalschutz riskieren Anleger zwar höhere Verluste, dafür sind die potenziellen Ertragschancen höher – nämlich im Mittel bei 5,2 Prozent jährlich im selben Zeitraum.

Generell trauen sich die Österreicher langsam, aber sicher weiter aus der Deckung. Der Trend geht dem Branchenverband Zertifikate-Forum Austria nach nämlich zur risikoreicheren Ausgestaltung, also zur teilweisen Absicherung des Kapitals. Unverändert ein Randschauplatz sind hochriskante Hebelzertifikate, bei denen auch ein Totalverlust drohen kann. Der Anteil am gesamten Marktvolumen von derzeit fast 15 Milliarden Euro beträgt über die Jahre etwa ein Prozent.

Weniger Zinsprodukte

Wie bei anderen Anlageprodukten sind auch bei Zertifikaten Zinsprodukte am absteigenden Ast. Das Volumen aller ausstehenden Zertifikate ist im ersten Halbjahr 2021 um ein Fünftel zurückgegangen, was von allen anderen Produktkategorien nur knapp überkompensiert werden konnte. Unter dem Strich bleibt beim gesamten Marktvolumen seit Jahresbeginn nur ein bescheidener Zuwachs von etwas über einem Prozent auf 15,8 Milliarden Euro.

Die Dynamik des Markts stellt dem Zertifikate-Forum zufolge das Handelsvolumen besser dar: Es liegt zur Jahresmitte bereits bei mehr als 2,1 Milliarden Euro verglichen mit rund 3,5 Milliarden im gesamten Vorjahr.

In der RCB verweist man auf das langfristige Wachstum von nachhaltigen Zertifikaten. Dort ist deren Volumen bis Vorjahresende binnen fünf Jahren von 18 auf 768 Millionen Euro emporgeschnellt. Aktuell sind etwa 17 Prozent der ausstehenden Zertifikate nachhaltig, von denen übrigens etwa 98 Prozent mit Kapitalschutz ausgestattet sind.

Der Trend zu Nachhaltigkeit werde anhalten und dem Gesamtmarkt weiterhin Wachstum verleihen, heißt es aus dem Forum, in dem die Zertifikate ausgebenden Finanzinstitute zusammengeschlossen sind. Genau genommen sind Zertifikate Schuldverschreibungen, die dem Emittentenrisiko unterliegen – geht dieser pleite, müssen Anleger mit herben Verlusten rechnen. (Alexander Hahn, 18.9.2021)