Für hybrides Führen brauche es vor allem gute Kommunikations-Skills, sagt Expertin Michaela Kreitmayer.

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Die Wirtschaft erholt sich. Aber die Pandemie ist noch nicht vorbei. Mit wirtschaftlichen Einschränkungen ist weiterhin zu rechnen. Fest steht: Schon jetzt hat Corona deutliche Spuren in der Arbeitswelt hinterlassen und Führungskräfte vor neue Aufgaben gestellt. Viele davon werden auch in Zukunft bleiben. Es sind vor allem Soft Skills, die Manager und Managerinnen jetzt brauchen, um in turbulenten und unsicheren Zeiten reüssieren zu können, sagen Anbieter von Executive Education.

Resilienz wird dabei am häufigsten genannt. Es brauche aber auch mutige Führungskräfte, die sich trauen, Entscheidungen zu treffen, die ein gewisses Risiko in sich tragen, sagt Michaela Kreitmayer, Leiterin Hernstein-Institut für Management und Leadership der Wirtschaftskammer Wien. Konfliktfähigkeit und Teamfähigkeit sind für sie weitere wichtige Skills, auch um in unsicheren Zeiten mit geringeren Erfolgserlebnissen selbst motiviert zu bleiben.

Vieles ausprobieren

"Entscheidungen unter Unsicherheit, die Kommunikation und der Austausch zu diesen Themen mit den Mitarbeitern gehören schon immer zu den Kernaufgaben von Führungskräften", sagt Barbara Stöttinger, Dekanin der WU Executive Academy. Zusätzlich zu diesen Themen sei seit der Pandemie noch der Aspekt von New Work dazugekommen. Für sie war das letzte Jahr in gewissem Sinn ein "Realexperiment". Führungskräfte mussten – und konnten – vieles ausprobieren, rasch ändern und anpassen, inhaltlich neue Herausforderungen angehen. Daran konnte viel gelernt und erprobt werden. Jetzt gehe es darum, dieses "rapid prototyping" mit den Erfahrungen des vergangenen Jahres in eine nachhaltige Zukunft zu führen. Neben Entscheidungskraft, Mut und Resilienz gehört für Stöttinger auch ein hohes Maß an Empathie zu den Erfolgsfaktoren von Führungskräften.

"Führungskräfte sind mehr denn je gefordert, als Vorbild zu wirken, Orientierung zu geben und Authentizität zu leben. Die Unplanbarkeit wird zur bleibenden Konstante, Agilität und ein Sowohl-als-auch-Approach sind gefordert", sagt Susanne Herzog, Leiterin der Executive Education des MCI. Neben der Stärkung der sozialen Kompetenzen wird bei den Weiterbildungsprogrammen verstärkt auch das Thema Digitalisierung nachgefragt. Interdisziplinäres Denken und Vernetzen gehören zu allen Programmen der Executive Education genauso wie die unmittelbare Reflexion und die nachhaltige Anwendung

An der Grazer Uni for Life sieht man gerade hier ein gewinnbringendes Asset für Führungskräfte. "Fest steht: Wir können nicht mehr nicht digital denken. Wer sich darüber hinaus über den Wert von Daten im Klaren ist – Stichwort Business-Analytics – hat einen klaren Wettbewerbsvorteil", sagt Uni-for-Life-Geschäftsführer Stephan Witzel. Neben Persönlichkeitsentwicklung sind für ihn vor allem Leadership-Kompetenzen wie Lean-Management essenziell. "Weiterbildung beginnt im Kopf, Lean-Management etwa auch. Erst wer beispielsweise Lean denken lernt, kann neue Strukturen aufbauen und in Folge Lean-orientiert handeln", ergänzt er.

Beim Hernstein-Institut gehört agiles Führen zu den "Dauerbrennern" der Leadership-Skills, die auch weiterhin gefragt sein werden. "Langfristige Planung ist aufgrund der schnelllebigen Zeit und der komplexen Situationen so gut wie unmöglich. Führungskräfte sind gefragt, die Selbststeuerung der Mitarbeitenden zu unterstützen und dennoch den Überblick zu behalten", sagt Kreitmayer.

Zusammenhalt fördern

Hybrides Führen ist für sie eine weitere wichtige Führungskompetenz. Laut dem jüngsten Management-Report des Hernstein-Instituts wollen zwei Drittel der Chefinnen und Chefs künftig zwei Tage zu Hause und drei im Büro arbeiten. "Durch die veränderte Arbeitssituation ist und bleibt hybrides Führen ein wichtiges Thema bei den Kompetenzen, die Führungskräfte brauchen", sagt Kreitmayer. Die Herausforderung dabei sei, den Zusammenhalt im Team, das teilweise im Office und teilweise von zu Hause aus arbeitet, zu stärken. Dafür benötigen Führungskräfte starke Kommunikations-Skills. Und auch wenn die Belegschaft an Online-Meetings bereits gewöhnt sei, brauche es zudem noch eine hohe Moderationskompetenz, um auch diese Meetings erfolgreich und effizient zu führen, ergänzt sie.

Dafür bräuchten Führungskräfte gute Antennen, um erkennen zu können, wenn jemand überfordert ist, um verstecktes Konfliktpotenzial auch im virtuellen Raum zu entdecken. Wichtig dabei sei es, auch heikle Themen in einem virtuellen Setting anzusprechen, so Kreitmayer. (Gudrun Ostermann, 20.9.2021)