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In den letzten Monaten sind immer wieder verschiedene Marken, oft für Elektronikprodukte, über Nacht aus dem Angebot von Amazon verschwunden. In der Regel handelte es sich dabei um chinesische Marken von unterschiedlicher Bekanntheit.

Der Exodus entpuppte sich als strategischer Schritt von Amazon, das damit sein häufig missbrauchtes System für Kundenrezensionen schützen wollte. Nach fünf Monaten gibt es nun eine erste Bilanz.

Manche der Marken hatten sich zum Zeitpunkt ihrer Entfernung bereits einen etwas größeren Namen gemacht. Fallweise waren Produkte auch schon von größeren Medien rezensiert worden. Zu den bekannteren Firmen gehören etwa Mpow, Aukey und Ravpower, zu deren Sortimenten unter anderem Ladegeräte, mobile Akkus und Webcams gehörten.

Rezensionsgruppen und Gutscheinkärtchen

Fünf Monate nach Beginn der "Aufräumaktion" liegt man jetzt bei 600 Anbietern, die permanent aus dem Angebot genommen wurden, berichtet die South China Morning Post unter Berufung auf ein Interview mit einem Amazon-Manager in chinesischen Staatssendern. Die Produkte waren im Angebot von rund 3000 Verkäufern zu finden gewesen. Gegenüber The Verge bestätigte der Konzern die Zahlen.

Die Unternehmen hatten beispielsweise Gebrauch von "Rezensionsgruppen" auf sozialen Netzwerken und Messengern gemacht, in denen Produkte vermittelt werden, deren Kaufpreis nach Hinterlassen einer guten Bewertung ganz oder teilweise refundiert wurde. Oftmals legten sie den Produkten auch an Gutscheine erinnernde Kärtchen bei, in denen sie kostenlose Waren und Guthaben bei Kontaktaufnahme in Aussicht stellten. Die Bedingung war natürlich auch hier das Posten einer Rezension mit maximaler Wertung. Nicht immer war die Entfernung aber ganz "wasserdicht". Fallweise fanden Hersteller Umwege, ihre Produkte etwa über Tochtermarken wieder in Umlauf zu bringen.

Amazon setzt Kampf fort

Den Anbietern sei absolut klar gewesen, dass sie gegen die Richtlinien verstoßen würden, heißt es seitens Amazon. Neben der Verbannung aus dem Store drohen ihnen auch rechtliche Schritte, "egal wo in der Welt sie sich befinden." Von dem Vorgehen solle die große Mehrheit ehrlicher Anbieter profitieren, man arbeite zudem laufend an der Verbesserung der Betrugserkennung. (gpi, 18.9.2021)