Andreas Heraf führt die SV Ried ungeahnte Höhen.

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Ried im Innkreis – Die SV Ried ist unter Trainer Andreas Heraf zu Hause eine Macht in der Fußball-Bundesliga und sitzt weiter auf dem dritten Tabellenplatz. In der 8. Runde verwandelten die Oberösterreicher gegen den WAC einen 0:3-Rückstand nach einer Stunde in ein Last-Minute-3:3, das vom Publikum wie ein Sieg bejubelt wurde. "Es ist ein weiterer Punkt im Kampf gegen Abstieg", hielt Heraf den Ball aber flach. Auch in den zwei anderen Partien vom Samstag gab es eine Punkteteilung.

Heraf sprach nach dem Unentschieden von der besten Leistung seiner Truppe in der Saison. "Natürlich ist es fantastisch, was die Jungs geleistet haben. Bei 0:3 zurückzukommen gegen einen starken WAC, das gleicht fast einem Wunder. Nachdem 0:3 habe ich nicht mehr an den Punkt geglaubt, nach dem 0:2 sehr wohl", verwies der Wiener auf die Moral seiner Mannschaft. Einer der Protagonisten war der zweifache Torschütze Julian Wießmeier, der mit seinem maßgenauen Kopfball in der 94. Minute den Punktgewinn fixierte. "Jules muss dauernd Verteidiger spielen, weil wir keinen anderen mehr haben, aber er hat den besten Torriecher von allen", hob Heraf den Allrounder hervor.

Eindrucksvolle Bilanz

"Auf der anderen Seite denke ich, dass wir schon viel, viel schlechtere Spiele gemacht haben und drei Punkte eingefahren haben. Ich wollte unbedingt einen Dreier machen", war der Ex-Teamspieler dennoch nicht ganz zufrieden. Seit Ende März, als Heraf in Ried für den glücklosen Miron Muslic übernahm, ist Ried in neun Liga-Heimspielen ungeschlagen geblieben. In den 18 Partien unter Heraf gab es 15-mal zumindest einen Punkt für die seit einem Jahr wieder im Oberhaus agierenden "Wikinger". Unter den drei Niederlagen waren die Auswärtsduelle mit Salzburg (1:7) und Rapid (0:3) in dieser Saison.

"Ich glaube, wir in Ried haben eine tolle Mannschaft", erklärte Heraf, wollte aber aus dem dritten Tabellenplatz nicht allzu viel herauslesen. "Jeder Punkt, den wir machen, ist ganz, ganz wichtig." Es gehe in erster Linie noch immer darum, für den Abstiegskampf vorzubauen. Von großen Zielen kann auch der WAC nicht träumen, dem unter Trainer Robin Dutt weiter die Konstanz fehlt. "Unterhalb von Salzburg und normalerweise Rapid ist die Liga sehr ausgeglichen, da kann sich keiner Fehler erlauben", weiß der Deutsche. Während Heraf die Wolfsberger lobte, analysierte Dutt den Ist-Zustand wie folgt: "Fußball ist zur Hälfte Offensive, zur Hälfte Defensive – aber defensiv sind wir nicht Topklasse."

Herzogs Mini-Serie

Wie der WAC halten auch die Admira und Hartberg nach einem 1:1 im direkten Vergleich in der Südstadt bei neun Punkten. Die Steirer waren spielbestimmend, die Hausherren aber auch aufgrund von zwei Aluminiumtreffern insgesamt gefährlicher. "Wenn man bis knapp vor Schluss 1:0 führt, dann hofft man natürlich auf drei Punkte. Man muss aber zugeben, dass Hartberg über 90 Minuten die bessere Mannschaft war", analysierte Admira-Trainer Andreas Herzog. Sein Team ist drei Partien ungeschlagen. Hartberg holte vier Zähler aus den jüngsten beiden Runden und acht der bisher neun in der Fremde.

Der späte Ausgleich ging auf das Konto von Dario Tadic. "Der Stürmer muss dort stehen, wo der Ball runterfällt. Das ist mir gelungen", sagte der Torschütze. Er hofft darauf, dass die "Jokerrolle" bald der Vergangenheit angehört. "Wenn ich mit der Situation zufrieden wäre, wäre ich fehl am Platz." Schon am Dienstag wartet am Dienstag in der 2. Cup-Runde die Pflichtaufgabe Gurten, während die Admira gegen Rapid ran muss. "Rapid ist wieder klarer Favorit, aber wenn wir einen richtig guten Tag erwischen und die entscheidenden Momente nützen, könnte es wieder klappen", verlautete Herzog. Zuletzt in der Liga hatte die Admira überraschend mit 2:1 gewonnen.

Austrias fehlende Präzision

Im Cup gescheitert ist bereits der SCR Altach. In der Liga hielten die Vorarlberger die Austria dank einer soliden Defensivleistung beim 0:0 in Wien hinter sich. Die im Cup beim Kapfenberger SV engagierten Violetten halten nach acht Liga-Spielen nun bei nur einem Sieg und gleich fünf Remis. In den vier Heimspielen der Saison ist die Austria ungeschlagen – holte aber auch nur jeweils einen Zähler. Trainer Manfred Schmid war nach der torlosen Partie nicht gänzlich unzufrieden, was blieb war dennoch das Gefühl, einen Sieg verpasst zu haben.

"Die Mannschaft wollte unbedingt gewinnen. Aber wir haben im letzten Drittel überhastet agiert, wir müssen an der Präzision arbeiten", meinte Schmid. Die Leidenschaft sei da gewesen, so der Coach. In der Abwehr stand zum zweiten Mal in Folge die Null. Im Angriff agierte vor allem Marco Djuricin glücklos. Kreativmann Dominik Fitz war nicht dabei. Schmid begründete dies mit dem breiten Kader: "Es haben sich viele aufgedrängt, alle sind nah dran. Für einen Trainer ist es schön, dass er Entscheidungen treffen muss. Aber für Spieler ist es sicher schwierig, wenn sie nicht berücksichtigt werden."

Vergleiche zum Sieg beim LASK wollte Schmid nicht ziehen. "Diesen Fehler darf man nicht machen. Das sind zwei komplett verschiedene Herangehensweisen", betonte er mit Verweis auf die sehr abwartende Spielweise der Altacher. Deren Coach war zufrieden. Damir Canadi erinnerte noch einmal an 65 Gegentore in der vergangenen Saison. Eine solide Defensive sei derzeit Arbeitsgebiet Nummer eins. "Sicher hätte ich mir mehr Offensive von meiner Mannschaft gewünscht. Aber beide Mannschaften haben nicht viel zugelassen", meinte Canadi. Im dicht gedrängten Tabellenmittelfeld sieht auch Altachs Trainer die Möglichkeit, nach oben zu schauen. "Wir wollen uns an den Top Sechs orientieren und schauen, dass wir in die Nähe kommen, uns da herantasten." (APA, 19.9.2021)