ORF-Kulturchef Martin Traxl hat die Oper halb szenisch umgesetzt.

Foto: Tommi Schmid

Am ersten Herbstgold-Wochenende droht der Himmel in regenschwerem Grau, dunkle Wolkengeschwader ziehen über das Esterházy-Schloss. Doch drinnen im aufgepumpten Vierkanter scheint die Komödiensonne hell, wird doch im Haydnsaal die komische Oper – offiziell: Dramma giocoso – Lo Speziale (Der Apotheker) gegeben. Man sieht den kauzigen, überdrehten Pharmazeuten Sempronio (Anicio Zorzi Giustiniani) beim obsessiven Konsum von Fake-News, das Pillendrehen muss sein niederer Gehilfe Mengone (Pavel Kolgatin) erledigen. Beide sind also schwer beschäftigt, wenn sie nicht gerade Sempronios so attraktives wie vermögendes Mündel Grilletta (Francesca Aspromonte) bezirzen. Mit von der Anschmachtpartie: der junge reiche Geck Volpino (hier eine Hosenrolle: Roberta Mameli).

Diverse amouröse Turbulenzen sind in dem harmlosen Goldoni-Libretto zu Joseph Haydns Musik also programmiert – und die werden von Martin Traxl auch gekonnt halb szenisch umgesetzt. Medikamentenschachteln und bunte Pillenfläschchen ("Vaccinuum") flankieren den zentralen, mobilen Spielort, einen riesigen Mörser (samt Stößel). Darin tauchen die in eiscremefarbenes, gegenwartnahes Gewand gekleideten lustigen vier immer wieder auf und ab, es wird geturtelt und getuschelt (Bühne: Martin Zlabinger, Kostüme: Angelika Pichler).

Hurtig und reibungsfrei

Der ORF-Kulturchef erfindet in seiner Metamorphose zum Regisseur das Komödienrad nicht neu, aber es dreht sich hurtig und reibungsfrei. Sinnvoll auch die Idee, die fehlenden Teile des dritten Akts von Überraschungsgast Haydn und dem Sängerquartett im Schnelldurchlauf erzählen zu lassen.

Letztere gehen ihrem Hand- bzw. Halswerk mit großer Spielfreude nach, forcieren gesanglich aber etwas zu sehr. Enrico Onofri setzt mit der jungen, agilen Haydn Philharmonie auf große Gegensätze zwischen forscher Frische und samtiger Behutsamkeit.

Einhelliger Jubel der Besucherschar für alle Beteiligten. (Stefan Ender, 20.9.2021)