Einen Pflock hat Sebastian Kurz schon eingeschlagen. Der türkise Bundeskanzler hat seine Idee für den Wintertourismus so skizziert: Steigen die Infektionszahlen weiter an, könne er sich vorstellen, dass nur noch Geimpfte (1G) an Après-Ski-Veranstaltungen teilnehmen dürfen. Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) wird ihr Konzept für die Wintersaison heute, Montag, vorstellen.

Orientieren will man sich dabei an den allgemeinen Corona-Beschränkungen, die von der Auslastung der Intensivbetten abhängen, ließ Köstinger im Vorfeld wissen. Die Regeln für Après-Ski sollen sich an jene für die Nachtgastronomie anlehnen, bestätigt sie Kurz’ Vorstoß. Zudem sind auch heuer Maßnahmen für die Nutzung von Seilbahnen geplant.

Was immer kommt, wichtig sei, dass das auch halte, sagt die Salzburger Hotelière Petra Nocker-Schwarzenbacher. "Täglich grüßt das Murmeltier", so gehe es ihr derzeit, beschreibt die frühere WKÖ-Funktionärin ihre Stimmungslage. Sie fordert endlich klare Regeln und eine ebensolche Kommunikation.

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Richtig unbeschwert wird das Skivergnügen wohl auch diesen Winter nicht.
Foto: Picturedesk / Axel Mosler

Mit des Kanzlers Idee kann Nocker-Schwarzenbacher hingegen wenig anfangen: "1G beim Après-Ski, wie soll das gehen?", fragt sich die Hotelbetreiberin. In der Praxis betreffe das alle nichtzugewiesenen Sitzplätze. Auf strenge Regeln stellt sich die Pongauerin aber ein: "Wenn es nur mit 2G – also geimpft oder genesen – geht, dann muss das so sein", sagt sie.

"Die Gesundheit geht klar vor", so sieht das auch Martin Stanits, Sprecher der Österreichischen Hoteliervereinigung ÖHV. Das, was unter den gegebenen Umständen möglich sei, solle den Wintersportlern auch möglich gemacht werden. Da es in der Hotellerie bisher zu keinen Corona-Clustern gekommen ist (Gäste müssen beim Check-in einen 3G-Nachweis erbringen und für die Dauer des Aufenthalts immer gültige Tests vorlegen), geht Stanits nicht davon aus, dass die 1G-Regel schlagend wird. Wenn doch, "werden wir damit leben müssen", so der ÖHV-Sprecher. 1G sei besser als die vergangene Wintersaison. Einen "Winter wie damals" erwartet man beim ÖHV heuer noch nicht.

Gäste kommen geimpft

Ganz klar stehe im Vordergrund, dass die Hotels offen bleiben können, weil an den Beherbergungsbetrieben auch viele andere Jobs hängen – vom Bäcker über den Sporthändler bis zum Installateur. Auch umliegende Geschäfte und der Handel profitierten schließlich von den Touristen. An einer Erhöhung der Durchimpfungsrate führe jedoch kein Weg vorbei. Das sieht auch Nocker-Schwarzenbacher so. Da müsse man vielleicht auch den Druck ein wenig erhöhen. "Wir rasen mit 100 Stundenkilometer auf eine rote Ampel zu." Dafür, dass womöglich anstehende Wahlen – wie etwa in Oberösterreich – zur Folge haben, dass die Regierung derzeit eher zurückhaltend sei, habe sie kein Verständnis. An den Gästen werde die kommende Wintersaison kaum scheitern. 90 bis 95 Prozent seien bereits geimpft. Auch wenn sie im Betrieb gerüstet ist, im Haus zu testen: "Es ist kaum nötig."

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Die Betriebe sind gefasst und halten sich für gut vorbereitet – was immer die Saison bringen wird.
Foto: AP/Thomas Peipert

Skiliftbetreiber und Unternehmer Markus Schröcksnadel zeigt sich optimistisch, dass sich vieles zum Guten wendet. Rund 70 Prozent der impfbaren Bevölkerung seien bereits geimpft. In den kommenden Wochen würden sicher noch einige hinzukommen. Der Großteil der Gäste aus dem D-A-CH-Raum sei ebenfalls schon mittels Impfung immunisiert. Schröcksnadel ist zuversichtlich, dass die heurige Wintersaison "ganz okay" verlaufen werde.

Die Frage werde wohl eher sein, ob Gäste im Zuge der Pandemie überhaupt dicht gedrängt in Bars feiern wollen. Schröcksnadel würde in diesem Bereich auch Genesene – also 2G – für vertretbar halten. Das Corona-Konzept verpflichte ohnehin schon jetzt alle Touristen (auch Tagesgäste), die auf die Piste wollen, beim Ticketkauf zu einem 3G-Nachweis. Saisonkartenbesitzer müssen diesen laufend updaten, andernfalls wird die Karte gesperrt.

Was mögliche Quarantänemaßnahmen für das Personal in den Hotels (K1- und K2-Maßnahmen) betrifft, verweist Nocker-Schwarzenbacher verweist auf ihr Haus: 95 Prozent der Mitarbeiter sind geimpft. (Regina Bruckner, Bettina Pfluger, 20.9.2021)