Armin Laschet, Annalena Baerbock und Olaf Scholz trafen sich zum Triell.

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Jetzt ist es also geschafft: Die drei deutschen Kanzlerkandidaten Armin Laschet (CDU), Olaf Scholz (SPD) und Annalena Baerbock (Grüne) haben alle drei TV-Trielle absolviert. Ein bisschen sei es wie Weihnachten, leitete Moderatorin Linda Zervakis den letzten Schlagabtausch ein, der am Sonntagabend von den Privatsendern Pro7, Sat1 und Kabel 1 übertragen wurde. Denn: "In einer Woche ist Bescherung." Aber weder die Kandidaten noch das Volk wisse, wie das Ganze ausgehen werde.

Nach wie vor liegt die SPD in Umfragen bei rund 25 Prozent, die Union folgt mit 22 Prozent. Die Grünen, die auch ins Kanzleramt einziehen wollen, sind auf 16 Prozent zurückgerutscht. FDP-Vizechef Wolfgang Kubicki hatte daher zuvor in der "Bild"-Zeitung moniert, dass Baerbock keine Chance mehr aufs Kanzleramt habe und man eigentlich auch FDP-Chef Christian Lindner hätte einladen müssen.

Eines gleich vorweg: Inhaltlich gab es bei dieser letzten Begegnung nichts Neues. Niemand ließ durch neue Vorschläge aufhorchen. Im Gegenteil: Viele Sätze hatte man in den ersten beiden Triellen schon gehört. Auch die Blitzumfrage von Forsa kurz danach brachte keinen neuen Trend: Wieder hatte Scholz die Nase vorne. 42 Prozent der Zuseherinnen und Zuseher fanden, er habe das Triell gewonnen. 27 Prozent fanden, Laschet sei Sieger, 25 Prozent Baerbock.

Vater Laschet war Bergmann

Interessant waren die "Lagerbildungen", da zeigten Baerbock und Scholz, dass sie durchaus miteinander könnten. Zunächst ging es sehr lange um Sozialthemen, gezeigt wurde eine alleinerziehende Mutter, die trotz Arbeit arm ist und zu wenig Zeit für ihre Tochter hat. Alle drei bekannten, sie würden sich in solche Lebenssituationen gut hineinversetzen können. Scholz, weil er Fachanwalt für Arbeitsrecht war, Baerbock, weil sie viele Mütter kennt, Laschet, weil sein Vater Bergmann war und daheim das Geld knapp war.

Sowohl Scholz als auch Baerbock machten sich für die Erhöhung des Mindestlohns von 9,50 auf zwölf Euro stark. Scholz erklärte zudem, er wolle das zur Bedingung für eine Koalition unter seiner Führung machen. "Da bleibt nur Rot-Rot-Grün", hakte Laschet ein, der die Vereinbarung von Löhnen lieber den Tarifparteien überlassen will. "Mir geht es um die Würde der Bürgerinnen und Bürger – das unterscheidet uns beide vermutlich", antwortete Scholz Richtung Laschet.

Baerbock machte deutlich, dass Grüne und Sozialdemokraten beim Thema Soziales ganz gut zusammenpassten. Beide würden in der Steuerpolitik "identisch" vorschlagen, dass Reiche etwas abtreten sollten. Außerdem wollen beide Hartz-IV-Empfänger (Langzeitarbeitslose, Sozialhilfeempfänger) besserstellen, worauf von Laschet der Vorwurf kam: "Sie wollen nur noch fördern, nicht fordern. Hartz IV ist kein Beruf."

Laschet staatsmännisch

Auffällig schon im ersten Block: Baerbock wirkte deutlich befreiter als bei den ersten beiden Triellen, Laschet war nicht mehr so angriffslustig sondern eher staatsmännisch, Scholz wirkte etwas weniger steif, war aber ansonsten wie immer. "Scholzig" wird sein oft monotoner Tonfall genannt.

Beim zweiten Block (Klima) rückte Baerbock aber auch von Scholz ab – von Laschet sowieso. "85 Prozent der Menschen sagen, wir müssen mehr tun beim Klimaschutz", betonte sie, daher müsse die nächste Bundesregierung "eine grün geführte sein". Die Ausführungen von Scholz, wie man den Energiebedarf sichern könne, mochte sie nicht folgen: "Herr Scholz, da muss man nicht berechnen, wie der Strombedarf im Jahr 2045 ist", wies sie den SPD-Kandidaten zurecht. Wichtiger sei, schon 2030 aus der Kohle auszusteigen, nicht erst 2038. Scharf ging sie Laschet an, der auch nicht genug für den Klimaschutz getan habe: "Ich frage mich, was eigentlich mit Ihnen los ist!"

Zum Schluss machte Scholz Baerbock noch politische Avancen. "Am liebsten" würde er mit den Grünen koalieren, sagte er. Baerbock betonte, die Grünen würden mit allen demokratischen Parteien sprechen. Laschet schloss eine Koalition mit der Linken und der AfD aus. Und er war in einem Punkt nicht mit Scholz und Baerbock einverstanden. Beide wollen die CDU nach der Wahl in Opposition schicken. (Birgit Baumann aus Berlin, 19.9.2021)