Auf den Covid-Intensivstationen des Landes waren zuletzt 89 Prozent ungeimpft oder nicht vollständig geimpft.

Foto: imago images/Reichwein

Wien – Mit den Zahlen und der Transparenz ist es in der Corona-Pandemie in Österreich so eine Sache. So hat der Rechnungshof in einem Rohbericht etwa kritisiert, dass zahlreiche Stellen des Bundes und der Länder verschiedene Zahlen zu denselben epidemiologischen Parametern veröffentlichen. Im Bereich der Covid-Stationen in Spitälern kritisierte hingegen der Statistiker Erich Neuwirth zuletzt, dass österreichweit keine regelmäßig erscheinenden Zahlen zu geimpften, einmal geimpften oder ungeimpften Personen vorliegen.

Das Gesundheitsministerium hat auf STANDARD-Anfrage nun aktualisierte Daten über den Impfstatus von Covid-19-Patientinnen und -Patienten in Österreichs Krankenhäusern zur Verfügung gestellt. Allerdings war es trotz mehrfacher Hinweise nicht möglich, dass das Ministerium von Wolfgang Mückstein (Grüne) Daten getrennt nach Geimpften, nicht vollständig Geimpften sowie vollständig Geimpften auflistet.

Die zur Verfügung gestellten Daten erlauben dennoch einen Rückschluss darauf, dass die überwiegende Mehrheit der Covid-Intensivbetten in Österreich von nicht vollständig Geimpften belegt wird. Mit Stichtag 14. September benötigten in den Covid-Abteilungen 201 Personen eine intensivmedizinische Betreuung. 178 Erkrankte, das sind rund 89 Prozent, waren ungeimpft beziehungsweise nicht vollständig geimpft. Elf Prozent – im Detail 23 Patientinnen und Patienten – waren vollständig geimpft.

Für einen vollständigen Impfschutz nimmt das Gesundheitsministerium folgende Voraussetzungen an: Nach einer abgeschlossenen Impfserie müssen bei zwei Dosen mindestens zwei Wochen vergangen sein, bei nur einer Impfung (mit dem Vakzin Janssen von Johnson & Johnson) müssen es mindestens vier Wochen sein.

Drei Viertel im Normalpflegebereich nicht vollständig geimpft

Im Normalpflegebereich sieht die Situation bei den Covid-Patientinnen und -Patienten etwas anders aus: Hier zeigt sich, dass im Vergleich zu Intensivstationen auch mehr Geimpfte auf einem normalen Spitalsbett landen. Mit Stichtag 14. September lagen 148 vollständig geimpfte Personen auf einem Normalbett, das war zu diesem Zeitpunkt jede vierte Person. Rund 75 Prozent waren aber ungeimpft beziehungsweise nicht vollständig geimpft.

Wien verschiebt wieder planbare Operationen

Die Stadt Wien hat am Montag nach Eigenangaben wieder die Stufe fünf (von neun) des Stufenplans des Gesundheitsverbunds im Bereich der Intensivstationen aktiviert. Das bedeutet, dass einerseits wieder Ordensspitäler in Kooperation mit den städtischen Krankenhäusern Covid-Patientinnen und -Patienten übernehmen. Andererseits werden erneut planbare Operationen verschoben. Das Problem ist laut dem städtischen Spitalsträger zudem, dass nichtinfizierte Personen nicht auf Covid-Stationen untergebracht werden können. Das schränke die Kapazität zusätzlich ein.

Mit Stand Montag waren nach Angaben des Covid-19-Dashboards der Ages 85 Betten auf Covid-Intensivstationen in Wien belegt. Die Auslastung durch Covid-19-Intensivfälle betrug demnach 17 Prozent, das ist österreichweit der höchste Wert. Dazu kommt, dass in der Bundeshauptstadt eine "extreme Knappheit an Non-Covid-Intensivbetten" herrsche, wie es bereits vor eineinhalb Wochen in einer internen E-Mail innerhalb des städtischen Gesundheitsverbunds hieß – DER STANDARD berichtete. So müssten im Spital Donaustadt ab sofort alle geplanten großen Operationen, für die entweder fix ein Intensivbett notwendig ist oder eine postoperative Intensivpflichtigkeit nicht ausgeschlossen werden kann, verschoben werden. Ausnahmen müssten mit dem Intensivkoordinator akkordiert werden.

Mit Stand Montag benötigten österreichweit 219 Covid-Fälle eine intensivmedizinische Betreuung. Das waren sieben mehr als noch am Sonntag. Im Wochenvergleich stieg die Belegung um 28 Patientinnen und Patienten an. Im Burgenland (vier), Vorarlberg (sechs), Kärnten (sieben) sowie Tirol und Salzburg (jeweils neun) sind die Belegungszahlen aber noch einstellig. In den anderen Bundesländern, vor allem im Osten Österreichs, füllen sich die Covid-Intensivstationen merkbar.

Weniger Intensivfälle als prognostiziert

Erst vor einer knappen Woche erneuerten die Experten des Covid-Prognose-Konsortiums ihre Warnung, wonach von einer "signifikant" steigenden Bettenbelegung auf Covid-Intensivstationen auszugehen sei.

Allerdings gibt die jüngste kurzfristige Entwicklung Anlass zur Hoffnung: In ihrer Prognose vom 7. September errechneten die Experten österreichweit 265 belegte Covid-Intensivbetten bis zum 20. September. Eine Woche später wurde vom Wert 246 für diesen Tag ausgegangen. Am Montag waren es dann tatsächlich eben 219 Covid-Intensivfälle – also um einiges weniger als prognostiziert.

Eine Trendwende zeichnet sich vorerst nicht ab, allerdings hat sich der Anstieg im Intensivbereich etwas abgeschwächt. Der Herbst steht freilich noch bevor: Im Vorjahr wurde die Zahl von 200 belegten Covid-Intensivbetten erst Ende Oktober erreicht. Damals gab es aber auch noch keine Bevölkerung, die zu 60 Prozent vollimmunisiert ist. (David Krutzler, 20.9.2021)