Die Meldung war etwas marktschreierisch, als Trend dennoch beachtenswert: Im August wurden heuer in Österreich erstmals mehr alternativ angetriebene Pkws zugelassen als solche mit pur Benzin oder Diesel: 42,2 Prozent versus 35,1 und 22,7. Aufgedröselt setzen sich die 42,2 Prozent aus 3200 batterieelektrischen Fahrzeugen zusammen (18,1 Prozent) sowie 3272 Benzin-Hybriden (davon 1053 Plug-in) und 998 mit Diesel (Plug-in: 73).

Jänner bis inklusive August entfielen 9562 Pkw-Neuzulassungen von insgesamt 172.017 auf Benzin-Plug-in, damit kommen wir dem Testwagenthema schon einmal auf statistischer Ebene näher.

In den Wald fährt man, wenn, dann am besten elektrisch. Und Plug-in verkleinert in der Regel den Kofferraum.
Foto: Stockinger

Auf jener der reinen Anschauung ist zum Seat Tarraco e-Hybrid wiederum Allgemeines und Besonderes zu berichten. Allgemein: Der Tarraco ist Teil der weitestverbreiteten Plug-in-Hybrid-Konstellation im VW-Konzern. Sie basiert auf dem Modularen Querbaukasten (MQB), zum Einsatz kommt ein 1,4-Liter-Turbobenziner (schade, dass es nicht der famose 1,5er ist) mit 150 PS. Die Systemleistungen liegen bei 204, 218 und 245 PS, den Unterschied machen die Leistungsdaten der E-Motoren aus. Und es handelt sich jeweils um Fronttriebler mit 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe.

Foto: Stockinger

Die Typen heißen bei VW Golf, Passat (und Variant), Arteon (und Shooting Brake) und Tiguan, bei Škoda Octavia (und Combi), Superb (und Combi), bei Seat Leon und eben Tarraco, bei Cupra Leon und Formentor, bei Audi A3 und Q3.

Spanisch Alfa

Bevor wir direkt zum Wagen kommen, kurz noch folgender Einschub. Der einstige VW-Konzernpatriarch Ferdinand Piëch hatte vor mittlerweile einer gefühlten Ewigkeit die Devise ausgegeben, jede Konzernmarke müsse bei aller kosteneffizienten Gleichteilestrategie einen eigenständigen Auftritt im Erscheinungsbild herausarbeiten sowie einen konkreten Gegner ins Auge fassen. Für Škoda ward Volvo auserkoren, für Seat Alfa Romeo.

Foto: Stockinger

Dazu lässt sich festhalten, dass das mit der designmäßigen Diversifizierung reichlich lange gedauert haben mag – PSA (heute Teil von Stellantis) mit Peugeot, Citroën, DS und Opel hat das deutlich schlüssiger hinbekommen. Es wird erst jetzt langsam, bei den Elektroautos freilich geht es schneller.

Allerdings ist es schon so, dass von den drei Massenmarken VW, Škoda und Seat die Katalanen stets für die Interpretationen mit etwas mehr Pepp und sportivem Charakter stehen – und für eine jüngere Klientel obendrein. Das mag ein wenig an den generell kleineren Modellen liegen und sich mit größeren SUVs wie dem Tarraco verschleifen, aber selbst bei dem hat man den Eindruck, sich leichtfüßiger, heiterer, mit südlicherer Sonne im Herzen zu bewegen.

Plug-in verkleinert in der Regel den Kofferraum.
Foto: Stockinger

Der 1,4-Liter-Benziner klingt im unteren Drehzahlbereich passend kernig (als Langstreckenverbrauch hat der Bordcomputer 6,5 l / 100 km ermittelt), in den meisten Fällen ist er aber ohnehin gar nicht vernehmbar, weil der E-Motor sein Ding macht, sofern man ihn nämlich stets brav lädt oder laden kann. Öffentliche Ladestellen sind ja immer häufiger frequentiert von Zulieferdiensten, die das als Parklücken für sich entdecken, und wenn einmal eine Ladesäule ausfällt, kann es oft dauern, bis sie repariert ist.

Für die Arbeit reicht es

Grafik: Der Standard

Weiße Westen wollen erarbeitet sein: Wir hatten mehr Glück wegen der Lademöglichkeit in der Redaktionsgarage, aber hochsommers, wenn die Klimaanlage auf Hochtouren werkt, damit die Insassen kühlen Kopf bewahren, sind die 48 Kilometer Elektroreichweite mitunter rascher verbraucht, als einem lieb sein kann. Dennoch, der Standardsatz behält seine Gültigkeit: Für die meisten Fahrten während der Arbeitswoche reicht’s.

Wer ein Familienfahrzeug mit riesigen Platzverhältnissen benötigt, für die/den mag der in die Jahre kommende Van Alhambra immer noch die bessere Wahl sein. Wer es ein bisschen bescheidener gibt, ist mit dem Tarraco bestens bedient.

Straff gefedert und doch komfortabel sowie mit 610 bis 1717 Litern fällt der Kofferraum nicht allzu weit hinter die konventionellen Versionen (760 bis 1920) zurück, nur als Siebensitzer ist die Plug-in-Version nicht erhältlich. Und auch Allradantrieb nicht, siehe oben geschilderte allgemeine Konstellation. In der Regel kein Thema, der Frontantrieb macht seine Sache schon gut, nur wenn man einmal in Eile gerät und die Systemleistung abfragt, zerren die 245 Pferde am Volant. Was hingegen wirklich nerven mag, ist die übertrieben stark auf Touch ausgelegte Infotainmentbedienung. Das aber ist ein generelles Phänomen. (Andreas Stockinger, 22.9.2021)