In "Age of Empires 4" werden wieder epische Schlachten versprochen.

Foto: Microsoft

Fans von Echtzeitstrategiespielen haben einen Termin, den sie sich im Kalender rot markieren müssen: der Release-Tag von "Age of Empires 4", der lang erwarteten Fortsetzung der historisch inspirierten Strategiespiele, am 28. Oktober 2021. Im Vorfeld ermöglichte Microsoft den Fans, das Game ein Wochenende lang im Rahmen eines sogenannten "Technical Stress Test" auszuprobieren. Ziel dessen ist es, vor allem die Belastbarkeit der Server in den beliebten Multiplayerschlachten auszuloten. Da es aber auch keine Verschwiegenheitsklauseln gab, veröffentlichten zahlreiche Gamer ihre Spielverkäufe im Web. Und auch der STANDARD hat eine knappe Stunde lang in den neuen Teil hineingeschnuppert, um das Gameplay zu testen und mit den Vorgängern zu vergleichen.

Eines von vielen im Rahmen des Technical Stress Test veröffentlichten Videos.
Not Your Professional Walkthrough

Zu erwähnen ist, dass das Spiel im Technical Stress Test nur eingeschränkt spielbar war. So ist das Spielen eines Tutorials möglich, der Fokus liegt aber auf den Multiplayerschlachten gegen Computergegner oder menschliche Spieler in aller Welt. Von den in der finalen Version von "Age of Empires 4" verfügbaren Völkern waren in dieser Version nur vier spielbar: die Engländer, die Chinesen, das Heilige Römische Reich Deutscher Nation und das Abbasiden-Kalifat.

Gameplay von "Age of Empires 4": Wirtschaft und Krieg

Wer die Vorgänger der beliebten Reihe gespielt hat, der findet sich auch in "Age of Empires 4" schnell wieder zurecht. Denn auch diesmal geht es wieder darum, ausgehend von einem Dorfzentrum und ein paar Arbeitern ein funktionierendes Wirtschaftssystem aufzubauen und anschließend die Gegenspieler zu attackieren.

Das Wirtschaftssystem besteht auch diesmal wieder aus den abzubauenden Rohstoffen: Nahrung, Stein, Gold und Holz. Wie schon aus den Vorgängern bekannt, wird die Nahrung durch erlegte Tiere oder das Pflücken von Beeren eingesammelt, zudem können Felder angelegt und bewirtschaftet werden. Das Holz wird durch das Fällen von Bäumen gesammelt, Gold und Stein stammen aus entsprechenden mineralischen Vorkommen.

Jedes noch so große Imperium beginnt mit einem Dorf und ein paar Arbeitern.
Foto: Der Standard/Stefan Mey

Und auch diesmal bewegt man sich durch verschiedene Zeitalter. Das Erreichen eines neues Zeitalters ist möglich, sobald die entsprechenden Rohstoffe zur Verfügung stehen. Daraufhin kann der Spieler neue Gebäudetypen errichten und die eigenen Einheiten verbessern.

Am Ende des letzten Zeitalters besteht die Möglichkeit, ein Weltwunder zu errichten. Wer diese Aufgabe zuerst erledigt, gewinnt. Alternativ dazu kann man siegreich aus dem Spiel hervorgehen, indem man die gegnerischen Dörfer dem Erdboden gleichmacht – konkret geht es dabei in diesem Teil des Spiels um das Zerstören feindlicher Wahrzeichen oder das Erobern sogenannter "heiliger Stätten".

Mischung aus zweitem und drittem Teil

In der Vergangenheit hatte Microsoft bereits betont, dass sich das neue Spiel "wie ein ,Age of Empires'-Spiel anfühlt". Das sind durchaus gute Zeichen in einer Zeit, in der Fortsetzungen und Remakes oft nicht das einhalten, was den Fans zuvor versprochen wurde. Vor allem fällt im Kurztest aber auf, dass der vierte Teil eher Parallelen mit dem zweiten als mit dem dritten Teil aufweist – was ebenfalls ein gutes Zeichen ist, denn der 2005 erschienene dritte Teil galt lange als der schlechteste und somit als der Todesstoß der in den späten 1990er-Jahren gestarteten Serie.

Gemein mit Teil 2 hat "Age of Empires 4" etwa, dass auch hier die Arbeiter Nahrung vom Feld ins Dorfzentrum tragen müssen, damit sie im eigenen Kornspeicher auftaucht – der Spieler muss also auch ein logistisches Denken mitbringen, wenn er Erfolg haben will. Wieder können Mühlen gebaut werden, in welchen die Ernte auch verarbeitet werden kann. Das verkürzt die Wege und trägt zum Spielerfolg bei.

Wer weiterkommen möchte, muss ein schickes Wahrzeichen bauen.
Foto: Der Standard/Stefan Mey

Abgeschafft wurden hingegen offenbar die in Teil 3 angewandten "Schiffsladungen", bei denen der Spieler über die Zeit Punkte ansammelt und sich damit Bonus-Einheiten oder Verbesserungen kaufen konnte. Dafür ist der Aufstieg in ein neues Zeitalter mit dem Konzept aus dem dritten Teil vergleichbar: Auch hier muss zum Aufsteigen ein Arbeiter ausgewählt werden, der ein Wahrzeichen errichtet. Dieses ermöglicht nicht nur das Vorankommen im Spiel, sondern etwa auch das Bauen spezieller Einheiten oder das Nutzen von Einheiten-Verstärkungen. Man hat hier also ein lästiges Element des dritten Teils abgeschafft, ein spaßiges Feature hingegen beibehalten.

Übersichtliches Interface

Innerhalb des recht kurzen Probelaufs konnten freilich nicht alle verfügbaren Völker und Spielweisen ausgetestet werden – das behalten wir uns für einen längeren Test Ende Oktober vor. Jedoch ähneln auch hier die Einheiten jenen, die man aus vorherigen Spielen kennt: Das Herz des Volkes sind die Arbeiter, von denen es möglichst viele geben sollte, an militärischen Einheiten gibt es das Fußvolk, die Reiter, die Bogenschützen und schwere Geschütze wie etwa das Trebuchet.

Positive Neuerungen gibt es aber unter anderem im Interface. So finden sich nun etwa alle wichtigen Informationen gesammelt am unteren Bildschirmrand – darunter etwa die derzeit vorhandenen Rohstoffe und die Zahl jener Arbeiter, die einfach nur faul herumlungern und nach Beschäftigung suchen. Auch die möglichen Aktionen einer ausgewählten Einheit finden sich wieder am unteren Bildschirmrand, ebenso wie der Spielplan.

Das Interface wirkt sehr aufgeräumt und übersichtlich.
Foto: Der Standard/Stefan Mey

Sinnvoll ist nun auch, dass beim Auswählen eines Arbeiters auf einen Blick sichtbar ist, welche Gebäude in welchem Zeitalter errichtet werden können – bis hin zum finalen Weltwunder. Dies dürfte gerade für Anfänger eine nützliche Neuerung sein, welche die einzigen Stufen des Spielfortschritts noch nicht so sehr verinnerlicht haben wie Veteranen nach zig Stunden Spielzeit.

Auf grafischer Ebene ist schließlich noch zu sagen, dass die gebauten Dörfer organischer als in den Vorgängerteilen wirken, indem sie automatisiert dekoriert werden. So werden einzelne Gebäude etwa mit Straßen verbunden und die Lücken mit Gärten gefüllt, was das Ganze eher wie ein echtes mittelalterliches Dorf aussehen lässt.

Lücken zwischen Gebäuden werden mit Straßen und Gärten gefüllt.
Foto: Der Standard/Stefan Mey

Fazit: Der Winter kann kommen

Freilich ist es nach der kurzen Spielzeit mit einer eingeschränkten Spielversion noch zu früh, um ein endgültiges Fazit zu ziehen – aber der erste Eindruck von "Age of Empires 4" lässt auf Gutes hoffen. Das liegt weniger an dem, was die Developer neu gemacht haben – sondern viel mehr daran, was man aus den alten Teilen mitgenommen hat. Hier entsteht der klare Eindruck, dass man auf die Fans gehört und aus den Vorgängern jeweils die Rosinen herausgepickt hat.

Kombiniert mit den durchaus schicken grafischen Neuerungen und den Verbesserungen des Interface hat "Age of Empires 4" gutes Potenzial, der beste Teil der Serie zu werden – was eine durchaus hochtrabende Prognose angesichts der Tatsache ist, dass der in den späten 1990er-Jahren publizierte zweite Teil noch immer gerne gespielt wird. Mindestens eines dürfte "Age of Empires 4" aber auf jeden Fall werden: ein gutes Vehikel, um im kommenden Winter mit Freunden zahlreiche unterhaltsame Online-Abende zu verbringen. (Stefan Mey, 20.9.2021)