Manche Arztpraxen ermöglichen zumindest die Terminbuchung via Email – was jedoch einem stundenlangen Terminvorschlag-Pingpong gleichkommt.

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Es gibt wenige Prozesse des täglichen Lebens, die noch nicht digitalisiert und somit effizienter gestaltet wurden. Allerlei Produkte können online bestellt und geliefert werden. Dienstleistungen, vom Restaurant- bis zum Friseurbesuch, können im Web gebucht werden. Und auch zum Reservieren der Covid-Impftermine wurde rasch eine zeitgemäße Onlinelösung gefunden. Vorhanden waren diese Technologien schon länger, die Pandemie hat ihren Einsatz jedoch beschleunigt. Überall? Nein, nicht überall – das merkt rasch, wer im Jahr 2021 einen regulären Arzttermin buchen will.

So erlebte ich es zumindest, als ich mir auch diesen Sommer klassische Routineuntersuchungen bei Ärztinnen und Ärzten ausmachen wollte. Ich verbrachte sehr, sehr viel Zeit in Warteschleifen, nur um letzten Endes doch auf dem Anrufbeantworter zu landen oder – im besseren Fall – an überlastete und somit unfreundliche Sprechstundenhilfen zu geraten, mit welchen ich mir die Termine telefonisch ausmachte. Mit all den Nachteilen, die dieser Kommunikationskanal mit sich bringt: In der Hektik werden Daten eventuell falsch verstanden oder unvollständig händisch in den eigenen Terminkalender übertragen.

Manche Praxen ermöglichen zumindest den Austausch via E-Mail, was jedoch einem Terminvorschlag-Pingpong gleichkommt, der sich über mehrere Nachrichten und somit etliche Stunden ziehen kann. Gibt es doch mal ein Onlinebuchungssystem, so ist dieses oft nur schlecht nutzbar und ermöglicht zum Beispiel nicht, das eigene Anliegen vorab zu schildern. Und gelingt es schließlich doch, einen der raren Arzttermine in diesem Jahr zu ergattern, so sitzt der Patient in manchen Fällen erst recht wartend mit anderen kranken Menschen in einem Raum – trotz pünktlichen Erscheinens zu einem reservierten Timeslot.

Es ist nicht so, als gäbe es im Jahr 2021 keine Lösungen für diese Probleme. Manche Ärzte verschicken etwa Termin- und Impf-Erinnerungen automatisiert per SMS. In Deutschland ermöglicht die Plattform Doctolib das Buchen von Terminen via App. Und in Österreich haben sich im Rahmen des Health Hub Vienna etliche Start-ups formiert, die Lösungen für das Gesundheitssystem bieten – unter ihnen auch welche, die Verwaltung in den Arztpraxen reduzieren. Hier zuzugreifen und die Lösungen zu nutzen wäre nicht nur Aufgabe der Ärzte, sondern es wäre auch in deren Sinne: um deren Kunden, die Patienten, zufriedenzustellen. Und auch, um das oft heillos überarbeitete eigene Personal zu entlasten. (Stefan Mey, 21.9.2021)