Facebook steht in der Kritik.

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Vor der vergangenen Präsidentschaftswahl erreichten die Inhalte von osteuropäischen Trollfarmen viele Millionen US- Amerikaner. Gerade die populärsten Seiten für christlichen und afroamerikanischen Content wurden von derartigen Gruppierungen betreut. Zu diesem Ergebnis kam Facebook selbst in einem internen Bericht, der der "MIT Technology Review" zugespielt wurde. Insgesamt erreichte das Netzwerk, das aus mehreren Seiten besteht, 140 Millionen US-Amerikaner monatlich – und das, obwohl 75 Prozent dieser den Seiten selbst gar nicht folgte.

Interne Kritik

Hintergrund waren die Algorithmen von Facebook, die die Inhalte aufgrund ihrer großen Popularität Usern als Empfehlung in den Newsfeed spülten. Der ehemalige leitende Datenwissenschafter von Facebook resümierte, dass die Mechanismen des Unternehmens selbst daran schuld seien, dass Trollfarmen so viel Reichweite generieren können.

Ursprünglich war das interne Papier bereits im Oktober 2019 verfasst worden, wurde aber vom Unternehmen nicht veröffentlicht. Das Ergebnis war vorwiegend, dass die Firma es verabsäumt habe, ihre Algorithmen nach dem Wahlkampf 2016 anzupassen. Schon damals wurde bereits viel mit Desinformationskampagnen gearbeitet.

Einzelfall statt Systemwechsel

Anstatt zu ändern, wie das soziale Medium Inhalte vorzieht, entschied man sich aber dazu, problematische Inhaltsschaffende im Einzelfall zu überwachen und zu sperren. Dadurch gab es aber keine Strategie, um jene Akteure aufzuhalten, die Facebooks Systeme aktiv missbrauchen, um besonders viele User zu manipulieren. Die Trollfarmen etwa könnten potenziell einen massiven Einfluss auf den politischen Diskurs haben. Facebook selbst gibt in einer aktuellen Stellungnahme an, mittlerweile Richtlinien entwickelt zu haben und daran zu arbeiten, problematische Netzwerke zu unterbinden. (red, 21.9.2021)