Vermarkter Peter Kail vor einer HD-Austria-Oberfläche.

Foto: HD Austria/Patricia Weisskirchner

Wien – Der europäische TV-Riese Canal+ übernimmt gerade wesentliche Anteile an der TV-Plattform A1 Now in Österreich. Und die TV- und Streaminggröße mit Stammmarkt Frankreich hat in Österreich noch einiges vor, lässt Peter Kail im Gespräch mit dem STANDARD durchklingen. Kail ist Managing Director des für die Vermarktung von HD Austria zuständigen Tochterunternehmens.

Die Satelliten- und Streamingplattform HD Austria gehört bereits seit 2019 zu Canal+ und ist Teil der Expansionspläne in Österreich. Seit wenigen Tagen hat HD Austria Filme und Serien von Studio Canal, Starzplay und National Geographic im Angebot. Eine größere Österreich-Offensive verspricht der Einstieg bei A1 Now, zu erwarten im ersten Halbjahr 2022.

"Millionen Kundenbeziehungen" von A1 als Potenzial

Und was ist da zu erwarten? Kail beschreibt das Ziel mit einem "spannenden, lokal kuratierten Content-Angebot mit europäischen Film- und Serienrechten". Mit A1 als Partner bekomme Canal+ in Österreich jedenfalls als Potenzial "Millionen Kundenbeziehungen". Derzeit beziffert HD Austria seinen Kundenstand in Österreich mit "mehr als 200.000".

Das Angebot soll auch auf mobilen Plattformen zur Verfügung stehen, die Canal+-Gruppe mit jährlichem Produktionsaufwand von drei Milliarden Euro stehe aber für den großen Screen: "Unser Anspruch ist großes Kino, hochwertige Produktionen, die auf dem großen Bildschirm am besten wirken", sagt Kail.

Canal+ als Marke

Wäre Canal+ nicht auch in Österreich die stärkere Marke als HD Austria? "Die Überlegung ist nicht von der Hand zu weisen."

Kail verweist auf das große Rechte-Portfolio der französischen Produktionstochter Studio Canal mit 7.000 Filmen aus 60 Ländern – Arthouse-Klassikern, für die man Studio Canal kennt, aber auch "Terminator 2". Hat Canal+ dafür Streamingrechte für Österreich? Kail bleibt noch im Konjunktiv: "Es könnte gut sein, dass das ein Teil des zukünftigen Angebots wird."

Arthouse bis Frankenstein

Studio Canal habe 2020 132 Archivfilme restauriert und digitalisiert. Die Horror-Klassiker von Hammer Film Productions – etwa "Frankenstein" – seien ebenfalls in Arbeit. Erst am Montag gab Canal+ die Übernahme von 70 Prozent am internationalen Rechte- und Programmaggregator SPI bekannt, der weltweit 42 Kanäle und einige digitale Plattformen betreibt und auch einer der größten Rechteinhaber für polnisches Kino ist – Polen ist nach Frankreich wichtigster europäischer Markt für Canal+.

"Fernsehkanal denkbar"

Könnte in der Kooperation mit A1 auch ein klassischer linearer TV-Kanal für Österreich enthalten sein? Kail: "Netflix versucht in Frankreich einen TV-Kanal und rollt international in seinen Apps neuerdings einen 'Stream something'-Knopf aus – spiel mir etwas, das der Algorithmus für mich ausgesucht hat." Das sei ebenfalls nahe an der Idee von linearem Fernsehen – "ich komme nach Hause, drehe auf und will mich einfach unterhalten lassen".

Der HD-Austria-Manager: "Das beobachten wir interessiert, aber nicht überrascht. Wir glauben an die Zukunft des linearen Fernsehens." Und dann die Antwort: "Es ist denkbar, dass wir auch für Österreich einen Fernsehkanal anbieten könnten."

"Wir haben den Österreich-Player längst"

Bei den Österreichischen Medientagen ab Mittwoch wird auch diesmal wieder viel von Kooperation die Rede sein, womöglich auch von einem "Österreich"-Player. "Wir haben den Österreich-Player längst", sagt Kail: "Bei HD Austria sind der ORF genauso wie Servus TV, Pro Sieben und RTL, Oe24 und Schau TV und alle kleineren Programme drinnen."

Stillschweigen über Verträge von A1 mit Canal+

Mittwoch bestätigten A1 und Canal+ die Kooperation und das Okay der Wettbewerbsbehörde (DER STANDARD berichtete). Wie die beiden neuen Partner künftig die Anteile an A1 Now untereinander aufteilen, wollten sie auch am Mittwoch auf Anfrage nicht verraten. (fid, 22.9.2021)