In Österreich lebende Russen wählten entgegen dem gesamtrussischen Trend nicht mehrheitlich die Kreml-Partei Einiges Russland.

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Wien/Moskau – Anders als im gesamtrussischen Trend hat laut APA-Informationen die Kommunistische Partei der Russischen Föderation (KPRF) bei in Österreich lebenden Russinnen und Russen mit deutlichem Abstand die Duma-Wahl gewonnen. Die Kreml-Partei Einiges Russland, für die Außenminister Sergej Lawrow als einer von fünf Spitzenkandidaten angetreten war, schaffte es auf den zweiten Platz.

816 Russinnen und Russen hatten am Sonntag in der russischen Botschaft im Wien gewählt, zwei weitere waren von Mitgliedern der Wahlkommission zu Hause aufgesucht worden. Wie auch in Russland konnten die Wähler in Österreich je eine Stimme für eine Partei und für einen Kandidaten in einem konkreten Wahlkreis abgeben. Österreich war diesmal von der Russischen Wahlkommission dem Wahlkreis 30 in der Teilrepublik Tatarstan zugeordnet worden.

Über ein Drittel wählten Kommunisten

Von 796 gültigen Parteienstimmen in Wien gingen 294 (36,93 Prozent) an die Kommunisten und 185 (23,24 Prozent) an die von Wladimir Putin unterstützte Partei Einiges Russland. Es folgten die linksliberale Oppositionspartei Jabloko mit zehn Prozent, Gerechtes Russland – für die Wahrheit mit 8,5 Prozent, die Partei Neue Menschen mit 8,2 Prozent sowie Wladimir Schirinowskis Liberaldemokratische Partei Russlands mit 5,7 Prozent. Das Ergebnis resultiert aus dem Protokoll der Wahlkommission in Wien, das der APA vorliegt.

Die russische Botschaft in Wien hat diese Ergebnisse auch mehr als 48 Stunden nach Wahlschluss noch nicht publik gemacht. "Nach den Richtlinien können wir keine Ergebnisse vor der Zentralen Wahlkommission veröffentlichen", sagte ein Botschaftssprecher. Am Sonntag hatte die Botschaft in sozialen Netzwerken noch aktiv über die Wahl berichtet und auch den Slogan "Wirklich intelligentes Abstimmen" wiederholt, mit dem die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Marija Sacharowa, zuvor den Urnengang von Außenminister Lawrow kommentiert hatte.

Internetkonzerne blockierten Wahlempfehlungen

Noch deutlicher als bei den Parteistimmen fiel am Sonntag der Sieg des kommunistischen Kandidaten bei den Wiener Wahlkreisstimmen für Tatarstan aus. Alexej Semenichin erhielt 45,9 Prozent der gültigen Stimmen, sein Konkurrent von Einiges Russland, Asat Agafarow, kaum nur auf 12,8 Prozent.

In Tatarstan selbst siegte der Ölmanager Agafarow mit riesigem Abstand und bekam sechsmal mehr Stimmen als der Kommunist, dessen Wahl von Anhängern des inhaftierten Oppositionspolitikers Alexej Nawalny im Rahmen des "Intelligenten Abstimmens" empfohlen worden war. Die Relevanz dieser Empfehlungen blieb unklar, ihre Veröffentlichung war vergangene Woche vom russischen Staat jedoch massiv bekämpft worden. Wahlempfehlungen waren in der Folge sogar von internationalen Konzernen wie Apple, Google und Telegram für Internetnutzer in Russland gesperrt worden. Menschen in Österreich waren von diesen Restriktionen freilich nicht betroffen. (APA, 22.9.2021)