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Elfriede Jelinek (hier 2004) soll die Wiener Ehrenbürgerschaft erhalten.

Foto: Reuters/Leonhard Föger

Wien – Im Wiener Gemeinderat erfolgt heute, Mittwoch, der formal letzte Beschluss, um die heimische Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek zur Ehrenbürgerin der Stadt Wien zu ernennen. Das sorgte für Kritik bei der FPÖ. Mit Jelinek werde eine deklarierte "Österreich-Hasserin" geehrt, befand der blaue Kultursprecher Stefan Berger.

Bekrittelt wurde, dass Jelinek während des Kalten Krieges Mitglied der KPÖ war, "in einer Zeit in der diese die Tochtervereinigung der KPdSU war". Wer sich mit Kommunismus, Unterdrückung, Freiheitsentzug und dem Tod unschuldiger Menschen identifiziere, disqualifiziere sich. Jelinek habe Wien und Österreich zudem mit Aufführungsverboten "bestraft", wenn Wahlergebnisse nicht ihren Vorstellungen entsprochen hätten.

Heutiger Beschluss

Die Autorin hatte wiederholt derartige Verbote erlassen, zuletzt im Jahr 2000 nach Bildung der schwarz-blaue Regierungskoalition. Zuvor hatte die FPÖ die Schriftstellerin bereits 1995 auf Plakaten angegriffen. "Lieben Sie Scholten, Jelinek, Häupl, Peymann, Pasterk... oder Kunst und Kultur?", lautete damals der Slogan.

Die Verleihung der Ehrenbürgerschaft soll in kleinem Rahmen stattfinden, hieß es zuletzt im Rathaus. Auch der heutige Beschluss im Stadtparlament wird in einer nicht öffentlichen Sitzung erfolgen, zu der Besucher nicht zugelassen sind. Das hat jedoch nichts mit Elfriede Jelinek zu tun, sondern ist bei den Beschlüssen über die Zuerkennung derartiger Würdigungen üblich.

Zu Ehrenbürgerinnen und Ehrenbürgern kann der Gemeinderat laut Wiener Stadtverfassung Personen ernennen, "die sich um die Republik Österreich oder die Stadt Wien besonders verdient gemacht haben". Allzu oft wird davon nicht Gebrauch gemacht. In den vergangenen 20 Jahren wurden 13 Persönlichkeiten – darunter Eric Hobsbawm (2008), Friederike Mayröcker (2015) und Hugo Portisch (2018) – ausgezeichnet. (APA, 22.9.2021)