Jakob Schubert (30) kletterte der Jugend davon zum vierten WM-Titel.

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Wir erfinden immer neue Ziele, Ziele gibt es viel zu viele – wenn einer die alte Falco-Nummer Helden von heute umschreiben darf, dann Jakob Schubert. "Ich bin ein Ehrgeizling", sagt der Tiroler über sich selbst. Ein Held von heute ist er insofern, als er bei der Kletter-WM in Moskau den letzten Bewerb für sich entschieden hat.

Es war in seiner Paradedisziplin, dem kräfteraubenden Vorstieg über eine mindestens 15 Meter lange Route, sein dritter WM-Titel und der vierte insgesamt. Bei den Olympischen Spielen im August in Tokio trug er Bronze in der Kombination davon. Damals war er, das nur nebenbei, der Einzige aus dem mit Medaillen geschmückten ÖOC-Septett, der es im STANDARD nicht zum "Kopf des Tages" schaffte. Schubert ließ quasi der zweitplatzierten Karateka Bettina Plank den Vortritt, die am selben Tag wie er, nun ja, zugeschlagen hatte.

Routinier

Kommt Zeit, kommt Kopf. Dass Schubert zu den Allerbesten gehört in seinem Metier, ist sowieso längst in Stein gemeißelt, steigt er doch nicht nur in Hallen, sondern auch draußen am Fels hoch hinaus. Hier hat er bereits einige Routen in den Schwierigkeitsgraden 9b und 9b+ hinter sich. Das schaffen die wenigsten. Mit seinen 30 Jahren ist der Innsbrucker ein Routinier in einer Sportart, deren Protagonisten immer jünger werden. Beim Sieg in Moskau verwies er zwei 19-Jährige auf die Plätze.

Spieler

Das Bundesheer ermöglicht dem 1,73 Meter großen und 63 Kilogramm schweren Athleten professionelle Bedingungen. Er trainiert nicht nur seinen Körper, sondern seit jeher auch den Kopf. Schulisch wie im Studium (Wirtschaftswissenschaften) hatte er nie Probleme, im ersten Lockdown entdeckte er Schach für sich. Computerspiele interessieren ihn schon länger, etwa League of Legends oder das Online-Sammelkartenspiel Hearthstone Battlegrounds: "Ich glaube, da war ich sogar unter den besten Tausend Europas."

In Innsbruck wohnt er nicht mit seiner Freundin zusammen, sondern mit drei Kletterkollegen in einer WG. Im Garten steht eine Art-Rock-Freewall mit unzähligen Griffen. Über eine App lassen sich gut 26.000 Bouldervarianten projizieren, damit kommt man eine Zeitlang aus. Wenn es nicht so viele andere Ziele gäbe. Auf 9b+ folgt schließlich 9c, Schubert möchte bald auf Mallorca klettern und im Yosemite-Nationalpark. Die Sommerspiele 2024 in Paris sind auch ein Ziel – wenn schon die Olympiade nur drei Jahre lang währt. Jakob Schubert will mehr, immer mehr. (Fritz Neumann, 22.9.2021)