Erachtet "die gute alte Qualität" als "Voraussetzung für alles": Pietro Supino, Verleger der Schweizer TX Group, bei den Österreichischen Medientagen.

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Wien – Für mehr Mut zu Veränderungen sind die ersten Referenten bei den Österreichischen Medientagen am Donnerstagvormittag eingetreten. "Die Branche ist extrem konservativ und wenig bereit, sich infrage zu stellen und herauszufordern", stellte Pietro Supino, Verleger der Schweizer TX Group, am Erste Campus in Wien fest. Das sei ein Problem, denn angesichts von drohenden Umsatzrückgängen in den nächsten Jahren sei man "gezwungen, uns neu zu erfinden".

Klassische Medienunternehmen seien mit Umsatzrückgängen von einem Drittel bis gar der Hälfte in der nahen Zukunft konfrontiert, prophezeite der Verleger der TX Group, die am österreichischen Markt an "Heute" und karriere.at beteiligt ist. Zurückzuführen sei das etwa auf den steigenden Preisdruck am Werbemarkt. "Die Multiplikation der Angebote ist so gigantisch, dass er sich zwangsläufig erhöhen wird", so Supino. Den Trend müsse man berücksichtigen und auf den Werbemarkt ausgerichtete Geschäftsmodelle zusehends auf Nutzerfinanzierung trimmen. "Der Trend geht dahin, dass der Nutzermarkt drei Viertel der Umsätze ausmachen wird", meinte Supino.

Veränderungsbereitschaft gefordert

"Die Zeiten, als sich Werbekunden um unsere Seiten gerissen haben, sind vorbei", konstatierte auch Markus Mair, Vorstandsvorsitzender der Styria Media Group und Präsident der Verbands Österreichischer Zeitungen (VÖZ). Für Innovation brauche es Veränderungsbereitschaft. Diese sei in der Branche noch ausbaufähig, so Mair.

Von vielen gewohnten Dingen müsse man abrücken – etwa zu glauben, dass im digitalen Bereich möglichst viele Artikel zur Verfügung gestellt werden müssen. "Zehn Prozent weniger Inhalt bedeutet zehn Prozent mehr Qualität. Das in die Köpfe der Medienschaffenden zu bringen, ist Aufgabe der Gegenwart und nahen Zukunft", meinte der CEO der Styria Media Group und stellte klar: "Wirtschaftlichkeit und Qualität sind kein Widerspruch".

Supino erachtete "die gute alte Qualität" als "Voraussetzung für alles", wobei sich Qualität je nach Angebot unterscheide. Um Innovationsprozesse qualitativ zu heben, biete sich die Zusammenarbeit mit Universitäten und eine liberale Grundhaltung an, hielt der Verleger fest. Frederik Pferdt, Chief Innovation Evangelist bei Google, identifizierte wiederum zwei essenzielle Bereiche für Veränderungswillen: Empathie und Experimentierfähigkeit. "Alle Menschen haben die Möglichkeit, Kreativität freizusetzen." Dafür müsse man aus Routinen ausbrechen und sich auf Neues einlassen. "Man kann sein Mindset auf Veränderung trainieren, um Lust auf Innovation zu haben", zeigte sich Pferdt überzeugt. (APA, 23.9.2021)