Not amused: Apple-Chef Tim Cook.

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Die Geheimhaltungspolitik von Apple ist geradezu berüchtigt. Über die Jahre ist das Unternehmen immer wieder hart gegen Mitarbeiter vorgegangen, die Interna ausgeplaudert haben. Sogar mit einer Art internem Geheimdienst hat man sich dabei auf die Suche nach jeder undichten Stelle begeben. Angesichts dessen dürfte die aktuelle Realität für Apple reichlich frustrierend sein. Auch im Vorfeld der Vorstellung aktueller iPhones und iPads sind praktisch alle Details wieder vorab durchgesickert.

Leak-Leak

Dieses Thema macht Apple-Chef nun in einem internen Memo zum Inhalt, das passenderweise auch gleich wieder geleakt ist. Viele Mitarbeiter hätten in den vergangenen Tagen ihre Enttäuschung darüber kundgetan, dass über die Details der neuen Geräte vorab allesamt in der Presse zu lesen gewesen sei. Er teile diese Frustration, wolle allen aber versichern, dass man alles in der eigenen Macht stehende tun werde, um die Verantwortlichen ausfindig zu machen. Was mit ihnen dann passieren soll, darüber lässt Cook ebenfalls keinen Zweifel offen. Wer geheime Informationen weitergebe, habe bei Apple nichts verloren.

Dabei geht es übrigens nicht nur um Produktdetails, in der jüngeren Vergangenheit sind immer öfter auch andere Interna von Apple nach außen durchgesickert, wofür das Memo selbst ein guter Beleg ist. Das scheint auch daran zu liegen, dass nicht mehr alle Mitarbeiter zu hundert Prozent hinter der Apple-Führung stehen. So war auffällig, wie schnell interne Details rund um die Einführung des umstrittenen Foto-Scanning-Systems auf iPhones im Kampf gegen Darstellungen von sexuellem Missbrauch von Kindern nach außen durchgedrungen sind. Nach Wochen öffentlicher Aufregung wurde dieses System mittlerweile auf unbestimmte Zeit verschoben – ein schwere Niederlage für die Apple-Führung.

Erst vor wenigen Tagen waren zudem interne Diskussionen über die Covid-Policy von Apple öffentlich geworden, nämlich dass man für ungeimpfte Mitarbeiter regelmäßige Tests verlangen wird, aber im Gegensatz zu anderen Firmen keine Impfung vorschreiben will. Auch ein Memo von Cook zum Verfahren gegen Spielehersteller Epic war durchgesickert.

Ein kaum zu gewinnender Kampf

Während Cook im Fall interne Memos zumindest eine gewisse Chance haben dürfte, die Verantwortlichen aufzuspüren, könnte das bei den Hardware-Leaks schwerer werden. Deren aktuelle Omnipräsenz ist nämlich darauf zurückzuführen, dass Leaker sich hier auf Mitarbeiter in den Fabriken in Ländern wie China oder Vietnam spezialisiert haben, die sich damit ein Zubrot verdienen. Und hier findet sich schnell mal jemand, während die Drohungen von Apple nur sehr begrenzt Wirkung entfalten. Zwar übt man auch dort eine strikte Kontrolle aus, das hat aber nur gegen den Diebstahl fertiger Geräte geholfen, wie es früher zum Teil üblich war. Eine CAD-Datei mit den Bauplänen zu kopieren, die dann von Dritten in ein Rendering verwandelt wird, ist hingegen relativ schnell und unauffällig vorgenommen. (apo, 23.9.2021)