Emmanuel Macron und Joe Biden haben sich in ihrem Telefonat einigermaßen zusammengerauft. Die Scherben sind zusammengekehrt, aber nicht gekittet. Der US-Präsident hat sich für den Affront gegen die französischen U-Boot-Bauer nicht einmal entschuldigt. Das kann sich nur die Nummer eins im westlichen Lager leisten. Für Paris ist die Lektion bitter: Wenn es hart auf hart geht, wenn französische gegen US-Rüstungsaufträge antreten, ist Frankreich weltpolitisch schlicht zu klein, um sich durchzusetzen.

Bild nicht mehr verfügbar.

US-Präsident Joe Biden telefoniert mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron.
Foto: REUTERS

Und zu allein. Bitter war für die französischen Diplomaten auch, wie dünn und wenig spontan die Solidaritätserklärung Deutschlands ausfiel. Dahinter stecken nicht nur deutsche Rücksichten auf die Exportmärkte USA und China, sondern auch strategische Differenzen – Stichworte Nord Stream 2, Nato-Kurs, Brexit-Folgen, Sahel-Mission.

Das ist bedauerlich. Will die EU neben den angelsächsischen Bündnispartnern bestehen, müssen Deutsche und Franzosen zuerst einmal eine gemeinsame handels- und sicherheitspolitische Strategie festlegen. Das ist die Vorbedingung dafür, dass Kontinentaleuropa den anderen Machtpolen auf der Welt ebenbürtig entgegentreten kann. Die Absenz internationaler Themen im deutschen Wahlkampf stimmt nicht gerade zuversichtlich, dass Berlin alles daransetzen wird, zusammen mit Frankreich eine aktive Außenpolitik anzustreben. So wird Europa noch lange von den USA abhängig sein. (Stefan Brändle, 23.9.2021)