Kann man sich ein schöneres Wetter für einen Test des neuen iPhone 13 Pro Max wünschen?

Foto: Der Standard/Stefan Mey

Seit Freitag, 24. September, sind die iPhones der neuesten Generation auch in Österreich erhältlich. Das Flaggschiff ist erneut die ultragroße Version von Apples Vorzeige-Smartphone, das iPhone 13 Pro Max. Dieses kostet hierzulande in der günstigsten Variante (128 GB Speicher) 1.249 Euro. Die teuerste Variante mit einem Terabyte Speicher kommt auf 1.829 Euro. Ist das Gerät seinen Preis wert? Diese Frage versuchen wir mit einem aktuellen Test zu beantworten.

Unboxing: Wenig in der Schachtel

Wer das iPhone 13 Pro Max aus der im Laufe der Generationen zunehmend geschrumpften Verpackung nimmt, der stellt recht rasch fest, dass auch der Inhalt der Schachtel in den vergangenen Jahren zunehmend weniger geworden ist. So findet sich neben dem iPhone 13 Pro Max zwar auch ein Ladekabel in der Packung, der dazugehörige Stecker fehlt aber – was jedoch auch politische Gründe hat und der Vermeidung von Elektromüll zugutekommen soll.

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Ebenso fehlen jedoch auch Kopfhörer – und das ist im Fall von Apple besonders ärgerlich, da man bekanntermaßen erstens auf den klassischen Klinkenanschluss verzichtet und zweitens anstatt des Mitschwimmens auf dem USB-C-Standard ein eigenen Lightning-Anschluss-Süppchen kocht. Das USB-C-gegen-Lightning-Thema soll sich laut EU-Plänen zwar künftig erledigen – bis es so weit ist, müssen Apple-Fans aber für spezielle Zusatzkopfhörer (Bluetooth oder Lightning) noch einmal in die Tasche greifen und können keine Klinken-Billigware von der Stange nutzen.

Nüchternes Design

Doch genug der Politik – sprechen wir über wichtige Dinge: äußere Werte! Hier unterscheidet sich das iPhone 13 Pro Max nicht groß von seinem Vorgänger, dem iPhone 12 Pro Max. Auch hier setzt man auf kühle Nüchternheit, Apple selbst spricht von "Edelstahl in chirurgischer Qualität". Erhältlich ist das Gerät in den Farben Sierrablau, Silber, Gold und Graphit.

Foto: Der Standard/Stefan Mey

Aus Gründen der Angst nicht getestet, aber erwähnt werden sollte es an dieser Stelle: Der "Ceramic Shield" des Screens soll mehr aushalten als so manches andere Smartphone. Der IP68-Wasserschutz soll ermöglichen, dass das Gerät für bis zu 30 Minuten in bis zu sechs Meter Wassertiefe überlebt.

Entsperrt wird das Gerät übrigens alternativ zum PIN-Code, wie beim Vorgänger, über Gesichtserkennung. Das funktioniert meistens tadellos – außer natürlich, wenn man eine FFP2-Maske trägt, was in Zeiten wie diesen nicht unbedingt selten vorkommt.

Starker Bildschirm, großes Gerät

Der Screen des iPhone 13 Pro Max ist mit 6,7 Zoll größer als jener des iPhone 13 Pro (6,1 Zoll), was entsprechende Vor- und Nachteile beziehungsweise eine ganz andere Form der Nutzung als kleinere Smartphones mit sich bringt: Gamen und das Schauen von Filmen sind auf dem Screen ein Genuss, welcher mit 2.778 x 1.284 Pixeln beziehungsweise 458 ppi auflöst. Andererseits bedeutet dies aber auch, dass man ein 238 Gramm (iPhone 13 Pro: 203 Gramm) schweres Trumm mit sich herumschleppt, das aus diversen Jeanstaschen stets verführerisch herausragt.

Mit einer Helligkeit von 1.000 Nits ist der Bildschirm außerdem laut Apple um 25 Prozent heller als die Vorgängermodelle, somit soll er auch bei gleißendem Sonnenlicht gut lesbar sein. Jahreszeitenbedingt konnten wir dies im Test zwar nicht verifizieren, zumindest an einem sonnigen Herbsttag ließ die Leistung bei voll aufgedrehter Helligkeit aber keine Wünsche offen.

Foto: Der Standard/Stefan Mey

Und schließlich sei zum Äußeren noch erwähnt, dass das Feld der drei Kameralinsen auf der Rückseite gegenüber dem Vorgänger vergrößert wurde. Auch dies bringt natürlich mehr Leistung beim Fotografieren mit sich – allerdings zum Preis, dass die Schutz-Cases des Vorgängers nicht mehr auf das neue Gerät passen und Fanboys/-girls bei einem Upgrade auch hier wieder Geld auf den Tisch legen müssen. Das Feld der Frontkamera wurde hingegen verkleinert, was beim neuen Modell mehr Platz für das Geschehen auf dem Bildschirm lässt.

Ein Prozessor, der keine Wünsche offenlässt

Das iPhone 13 Pro Max hat Apples A15 Bionic an Bord, er basiert auf 5-Nanometer-Technologie, hat bei den Prozessoren eine 5-Core-GPU und soll laut Apple um 50 Prozent schneller sein als die Konkurrenz. Die 6-Core-CPU soll den Mitbewerb ebenfalls um 50 Prozent übertreffen, und die 16-Core-Neural-Engine soll 15,8 Billionen Rechenoperationen pro Sekunde schaffen. Alles gut und schön – aber was bedeutet das in der Praxis?

Apple verweist darauf, dass diese Ausstattung unter anderem neue Möglichkeiten beim Filmen und Fotografieren schafft – das konnte ich im Test definitiv verifizieren, mehr dazu weiter unten. Außerdem habe ich an freier Lift via Garageband einen "Song" produziert, der aus insgesamt sechs Tracks – drei virtuelle Instrumente und drei mit dem Handy aufgenommene Audiospuren – besteht. In der Praxis braucht man unterwegs wohl selten mehr Material, die Produktion lief dabei ruckelfrei, und der Export ging flott. Ähnlich reibungslos lief es beim Bearbeiten von mit der Handykamera aufgenommenem Filmmaterial in iMovie. Auch hier kann man es sich sparen, sich nachher noch an den PC zu setzen, das Editing klappt auch vom Sofa aus reibungslos.

Framerate adaptiert sich für Gaming und Filme

Und auch beim Gaming bleiben keine Wünsche offen. Ich habe das neue Castlevania ebenso wie den Brawler Lego Brawls und den 3D-Shooter Dead Trigger 2 getestet – alle drei liefen ruckelfrei und ohne negative Überraschungen.

An dieser Stelle sollte auch darauf hingewiesen werden, dass hier eine Technologie genutzt wird, die sich "Pro Motion" nennt und die Bildwiederholungsrate laufend so adaptiert, dass diese im Bereich zwischen 10 und 120 Hz angepasst wird. Denn grafisch aufwendige Spiele kommen besser an, wenn sie mit einer möglichst hohen Framerate ausgespielt werden, sich das Bild also möglichst oft innerhalb einer Sekunde aktualisiert. Allerdings verbraucht eine hohe Framerate auch viel Strom – daher schraubt das Gerät die Framerate nur hoch, wenn dies wirklich gebraucht wird, und lässt sie ansonsten niedrig, um den Akku zu schonen.

Wien, Wolken – die Handykamera hält

Sprechen wir über die Kamera. Diese löst mit 12 Megapixel auf, sie verfügt über ein Tele- (ƒ/2.8), Weitwinkel- (ƒ/1.5) und Ultraweitwinkel-Objektiv (ƒ/1.8). Optisch lässt sich dreifach hereinzoomen beziehungsweise zweifach herauszoomen. Effekte und Funktionen gibt es dabei viele, die teils neu hinzugekommen und teils verbessert wurden. Doch beginnen wir mal bei den Basics: Ein stinknormales Foto in der Totale bei schönem Wetter.

Foto: Der Standard/Stefan Mey

Hier passt alles. Der Himmel hat eine satte Farbe und ist nicht ausgebrannt. Farben und Kontraste des restlichen Bildes stimmen ebenfalls. Trotz eines Wechselspiels aus beleuchteten und im Schatten liegenden Objekten ist kein Teil des Bildes zu hell oder zu dunkel. Einen Tag später habe ich das gleiche Foto bei schlechtem Wetter gemacht – auch hier gefallen die Kontraste, unter anderem beim wolkigen Himmel.

Foto: Der Standard/Stefan Mey

Bei Nacht überzeugt die Kamera zudem über den Nachtmodus. Die nachfolgenden Außenaufnahmen sind nach der blauen Stunde bei Dunkelheit entstanden. Die Kontraste sind ausgeglichen, es gibt keine Verzerrung, diverse Details sind noch sichtbar.

Foto: Der Standard/Stefan Mey
Foto: Der Standard/Stefan Mey

In einem Innenraum wiederum ist die folgende Aufnahme bei indirekter Beleuchtung mit einer Energiesparlampe entstanden – also ein typisches abendliches Szenario in einer Wohnung. Auch hier sind Farben noch gut erkennbar, allerdings ist bei genauerer Betrachtung ein leichtes Kriseln auf Hulks Haut sichtbar.

Foto: Der Standard/Stefan Mey

Bei Sonnenschein auf dem Heldenplatz wurden die verschiedenen Zoomstufen ebenso wie die Filtereffekte getestet. Hier ist unter anderem zu beachten, dass die Ultraweitwinkel-Funktion ein Sichtfeld von 120 Grad ermöglicht, der Zoom wiederum bewirkt das Gegenteil und ermöglicht es, Details in Szene zu setzen.

Das Nutzen von Kamerafiltern ist freilich Geschmackssache: Für Social-Media-Posts gerne genutzt, meiden Profis derartige Funktionen wie der Teufel das Weihwasser und bearbeiten ihre Bilder lieber im Nachhinein. Das folgende in iMovie auf dem Smartphone produzierte Video (mit meinem zuvor erwähnten "Song" als Hintergrundmusik) zeigt die unterschiedlichen Zoomstufen und Effekte.

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Mein Makro macht alles mit

Deutlich beeindruckender als die Filter ist aber die Makrofunktion der Kamera. Diese schaltet sich automatisch ein, sobald sich das Handy auf einige wenige Zentimeter dem Objekt nähert – nach einem kurzen Flackern ist das Motiv dann deutlich größer zu sehen. Scharf stellt die Kamera im Makromodus ab einer Distanz von zwei Zentimetern.

Dadurch werden Details sichtbar, die sich oft mit eigenem Auge nicht erkennen lassen, was das kreative Potenzial entsprechend hebt. Das zweite Foto zeigt etwa die Großaufnahme eines Zehn-Euro-Scheins.

Foto: Der Standard/Stefan Mey
Foto: Der Standard/Stefan Mey

Filmen wie ein Profi – aber nur in 1080 p

Neben Fotografie ist auch Filmen mit dem iPhone 13 Pro Max eine regelrechte Freude – denn hier hat sich Apple mit dem "Kinomodus" ein besonderes Feature überlegt: Rund um ausgewählte Gesichter und Objekte wird ein Bokeh-Effekt erstellt, und dieser Fokus lässt sich verändern.

Selbiges geschieht entweder via AI, indem etwa eine Person den Kopf wegdreht und anschließend eine andere Person scharfgestellt wird. Oder der Fokus wird manuell gesetzt – und zwar entweder gleich während des Filmens oder im Nachhinein über die Fotos- oder die iMovie-App.

Im Test führte dies zu beeindruckenden Ergebnissen. Denn die Übergänge sind so fließend, als wären sie händisch durchgeführt worden, die Aufnahmen bekommen einen deutlich "filmerischen" Touch. Bloß im AI-inspirierten automatischen Scharfstellen wusste die Software manchmal nicht, worauf sie fokussieren sollte – was aber halb so wild ist, da die Nachbearbeitung tatsächlich kinderleicht ist.

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Ein Wermutstropfen sollte hier aber definitiv nicht unerwähnt bleiben: Der Kinomodus ist bloß in Full-HD-Auflösung (1.080 p) möglich. Wer in 4K filmen möchte, der muss auf den klassischen Videomodus wechseln, welcher wahlweise 4K oder 1.080 p sowie entweder 30 oder 60 Frames pro Sekunde ermöglicht. Und auch Zeitraffer- und Slow-Motion-Videos sind nach wie vor möglich.

Die Frontkamera kommt auf eine Auflösung von 12 Megapixel mit einer Blende von 2,2. Das bedeutet, dass diese erstens einen schönen Bokeh-Effekt zaubern und zweitens diverse Details sichtbar machen kann: Eine Gesprächspartnerin wies mich am Freitagnachmittag auf meine klar sichtbaren Augenringe hin. Es wird Zeit fürs Wochenende.

Akkuleistung: Ein Langlebekünstler

Ein wichtiges Thema soll aber noch besprochen werden, bevor wir zum Fazit schreiten: die Akkuleistung. Denn diese soll laut Apple unter anderem dank der sich ständig adaptierenden Frame-Rate optimiert worden sein. Und auch im Test zeigt sich, dass man hier nur wenige Abstriche machen muss.

So habe ich am ersten Testtag das Smartphone knapp über vier Stunden verwendet, darunter fielen vergleichsweise akkuzehrende Aktivitäten wie das Abspielen von Youtube-Videos (eine Stunde), Musik produzieren in Garabeband (eine Stunde) und das Spielen des 3D-Shooters Dead Trigger 2 (34 Minuten). Am Ende dieses Tages lag die Akkuleistung bei 61 Prozent.

Foto: Der Standard/Stefan Mey

Über Nacht habe ich den Akku bewusst nicht aufgeladen, am späten Nachmittag des darauffolgenden Tages lag die Ladung bei 30 Prozent – nach etwa eineinhalb Stunden Nutzung, inklusive rund 25 Minuten Videotelefonie via Whatsapp. Es lässt sich somit guten Gewissens sagen, dass man bei diesem Gerät mit einer Akkuladung durch zwei Tage kommt, sofern man die Nutzung nicht übertreibt.

Fazit: Viel Freude für viel Geld

In vielen Punkten ist das iPhone 13 Pro Max lediglich ein leichtes Upgrade gegenüber dem Vorgänger. Wer sich etwa ein bahnbrechendes neues Design erwartete, wird eher enttäuscht sein. Dennoch ist es ein Smartphone, das überzeugt – vor allem in jenen Punkten, welche die Kreativität des Besitzers fordern und fördern. Das Filmen im Kinomodus möchte man schon nach kurzer Zeit nicht mehr missen, selbiges gilt für die Makroaufnahmen. Andererseits ist es ein Rückschlag, dass ausgerechnet der Kinomodus keine 4K-Aufnahmen ermöglicht – das wird wohl eher für den Nachfolger zu erwarten sein. Dieser ermöglicht dann hoffentlich auch, das Gerät PIN-frei mit FFP2-Maske zu entsperren.

Das Gerät punktet aber auch sonst in allen Dingen, die bei einem Smartphone zählen: Die Fotos und Videos sind einwandfrei, die Videoqualität der Frontkamera lässt keine Wünsche offen. Der Akku hält lange, die Rechenleistung ermöglicht alles vom Zocken bis zum Produzieren von Musikstücken. Das Design ist schlicht und elegant – das ist zwar Geschmackssache, mir persönlich gefällt es aber mehr als so manche quietschbunte Konkurrenz.

Wer also weder vom Preis noch von der Größe (Taschendiebgefahr!) abgeschreckt ist, der findet mit dem aktuell teuersten Apple-Smartphone einen treuen Begleiter durch diverse Lebenslagen – sei es Arbeiten, kreative Entfaltung oder sich einfach mal einen Film auf dem vergleichsweise großen Display reinzuziehen. (Stefan Mey, 26.9.2021)

Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Das Testgerät und ein Zugang zu Apple Arcade wurden von Apple zu Testzwecken zur Verfügung gestellt.