Die Affäre um Kardinal Woelki führte zu einer Austrittswelle.

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Köln/Rom – Papst Franziskus belässt den wegen der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in der Kritik stehenden Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki im Amt. Der Kardinal wird allerdings die kommenden Monate bis zum Beginn der Fastenzeit eine Auszeit nehmen, wie die vatikanische Botschaft in Berlin am Freitag von der Bischofskonferenz in Bonn verbreiten ließ. Der Papst wirft Woelki demnach "große Fehler" auf der Ebene der Kommunikation vor.

Die Erzdiözese Köln wird seit gut einem Jahr von einer Vertrauenskrise erschüttert. Der Unmut über den Erzbischof wuchs, nachdem er ein Gutachten über den Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt mit Verweis auf rechtliche Gründe storniert hatte. Es entstand der Eindruck, Kardinal Woelki wolle etwas vertuschen. Ein zweites Gutachten, das kirchlichen Führungskräften 75 Pflichtverletzungen im Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt nachweist, brachte keine Befriedung.

Juristisch entlastet

Woelki selbst wurde juristisch entlastet. Doch diese Freisprechung stieß nicht auf Akzeptanz. Vielmehr appellierten Kritiker an ihn, gerade auch als langjähriger Vertrauter des früheren Kölner Erzbischofs Kardinal Joachim Meisner (1933–2017) moralische Verantwortung für das System zu übernehmen. Einen Rücktritt lehnte Woelki mehrfach ab.

Als Folge der Krise rund um Woelki gibt es eine anhaltende Austrittswelle im größten deutschen Bistum. Auch der Papst wirft Woelki in der Erklärung vor, dass dessen Herangehensweise "wesentlich" dazu beigetragen habe, "dass es im Erzbistum zu einer Vertrauenskrise gekommen ist, die viele Gläubige verstört".

Mitte Juni schickte der Papst dann zwei Gesandte nach Köln, um die Situation vor Ort zu überprüfen. Dabei ging es auch um die Rolle weiterer Verantwortungsträger, etwa des Hamburger Erzbischofs Stefan Heße (55), der seinen Rücktritt angeboten hatte. Vergangene Woche lehnte der Papst dieses Gesuch ab. (APA, dpa, 24.9.2021)