Wer würde nicht gerne so Radfahren können wie der belgische Alleskönner Wout van Aert?

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Leuven – Hunderttausende Fans an den Straßen und eine ausgelassene Stimmung wie in Vor-Pandemie-Zeiten: Inmitten des Radsport-Wahnsinns in Flandern gehen die niederländischen Frauen und die belgischen Lokalmatadore als Favoriten in die abschließenden Höhepunkte der WM rund um Leuven. Im Straßenrennen sind zunächst am Samstag (12.20 Uhr) die Frauen über 157,7 km im Einsatz, am Sonntag (10.25) fahren die Männer über 268,3 km um das Regenbogentrikot.

Bei den Frauen fehlt am Start die Olympiasiegerin. Die Niederösterreicherin Anna Kiesenhofer, die in Tokio sensationell triumphiert hat, hatte sich ganz auf das Einzelzeitfahren konzentriert, in dem sie Rang 17 belegte. So bilden Verena Eberhardt, Sarah Rijkes sowie Christina und Kathrin Schweinberger das ÖRV-Quartett. Im Kampf um Gold heißt es wohl alle gegen die starken Niederländerinnen. Zwar tritt Titelverteidigerin Anna van der Breggen nicht in bester Verfassung an, Oranje hat jedoch gleich mehrere Sieganwärterinnen in seinen Reihen.

Bei den Männern musste Lukas Pöstlberger nach seinem Sturz im Welser Innenstadtkriterium passen, für ihn rutschte Sebastian Schönberger ins Team. Mit Michael Gogl, Marco Haller und Patrick Gamper sind durchwegs Klassiker-Spezialisten im Einsatz. Die Streckencharakteristik mit 42 Anstiegen ist für solche Spezialisten wie gemacht, mit Prognosen sind die Österreicher aber zurückhaltend. "Es ist ein relativ schwerer Kurs, und es ist schwer zu sagen, wie sich das Rennen entwickeln wird", sagte Gogl.

Der klare Favorit ist der belgische Alleskönner Wout van Aert. Der 27-Jährige, im Einzelzeitfahren Zweiter, hat in diesem Jahr bei der Tour de France eine Bergetappe, ein Einzelzeitfahren und den finalen Sprint in Paris gewonnen. Bei der WM in seiner Heimat würde er seine silberne Serie (jeweils WM-Zweiter beim Zeitfahren 2020 und 2021, beim Straßenrennen 2020 sowie im olympischen Straßenrennen 2021 in Tokio) gerne beenden. Gefordert werden die von Van Aert angeführten Belgier wohl in erster Linie durch die Franzosen um Titelverteidiger Julian Alaphilippe, den Niederländer mit Mathieu van der Poel an der Spitze und dem slowenischen Topduo Primoz Roglic und Tadej Pogacar. So wie bei den Frauen fehlt mit Richard Carapaz aus Ecuador auch bei den Männern der Olympiasieger.

Einen Vorgeschmack auf die Stimmung boten schon die vergangenen Tage: Tausende Hobbyradler rollten über die abgesperrten Straßen, bei den Juniorenrennen säumten schon in den Morgenstunden zahllose Fans die Strecke, und im Herzen Leuvens ging verkehrsmäßig über mehrere Tage hinweg wenig bis nichts. (APA, 24.9.2021)