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Muss das Feld von hinten aufrollen: Max Verstappen.

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Hier kommt der Chef.

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In Sotschi wurde es offensichtlich: Das WM-Duell der Formel 1 ist auch ein Generationenkonflikt. Lewis Hamilton (36) sprach mit geradezu väterlicher Güte über seinen heißblütigen Herausforderer Max Verstappen (23). "Er wird es nicht zugeben, und ich will auch gar nichts unterstellen", sagte der Rekordweltmeister. "Aber ich kann mich gut an meinen ersten Titelkampf erinnern, damals hat sich alles geradezu aufgetürmt."

Es sei "schwierig" und "intensiv" gewesen, "da waren alle möglichen Emotionen, und ich bin nicht immer perfekt damit umgegangen. Der Druck ist groß, ich kann das nachempfinden und verstehen." Knapp zwei Wochen nach dem heftigen Crash der beiden Rivalen in Monza wollte sich Hamilton damit vor dem GP von Russland (Sonntag, 14 Uhr, ORF 1) versöhnlich zeigen – doch für Verstappen klang das Ganze wohl eher gönnerhaft.

Konfrontiert mit den Worten des Mercedes-Stars, antwortete der Niederländer mit Ironie in der Stimme. "Ja, ich bin sehr nervös, ich kann kaum schlafen", sagte der Red-Bull-Pilot. "Es ist ganz furchtbar, um den Titel zu kämpfen, ich hasse es."

Verstappens Konter

Dann schüttelte Verstappen den Kopf, seine Gemütslage sei in Wahrheit ganz anders. Sein Konter hörte sich so an: "Wer mich kennt, der weiß, dass ich entspannt bin. Es ist das beste Gefühl, ein Auto zu haben, mit dem man um den Sieg kämpfen kann." Hamiltons Kommentare zeigten daher nur, "dass er mich wirklich gar nicht kennt. Aber das ist schon okay, ich muss ihn ja auch nicht gut kennen."

Die Höflichkeiten der Frühphase dieser Saison sind Vergangenheit, denn vor dem 15. Rennen des Jahres geht es noch immer um jeden einzelnen Punkt. Bloß fünf Zähler trennen die beiden, Verstappen führt knapp vor Hamilton.

Wie sich das Duell nun in Sotschi entwickelt, wird sich am Sonntag weisen. Hamilton hat jedenfalls als klarer Favorit zu gelten. Zwar ist der Red Bull in dieser Saison das insgesamt stärkere Auto, die Strecke im Olympia-Park von 2014 liegt traditionell allerdings Mercedes. Jedes Rennen seit dem Debüt 2014 gewannen die Silberpfeile. Dazu kommt noch, dass Verstappen in der Aufstellung nicht nur um drei Plätze zurückmuss, wie es das Urteil der Stewards nach dem Unfall in Monza vorgesehen hätte, sondern gleich vom Ende des Feldes startet.

Der vierte Motor

Wie das? Am Red Bull des Niederländers wurde in Sotschi ein neuer Antrieb eingebaut. Da das Höchstmaß von drei Motoren pro Saison so überschritten wurde, wurde Verstappen entsprechend bestraft.

Für Verstappen ist der Motorenwechsel eine taktische Entscheidung. Erstens, weil er schon vor dem Start sowieso drei Plätze eingebüßt hätte. Zweitens, weil Mercedes in Sotschi so oder so schwer zu schlagen ist. Und drittens, weil Verstappen bei acht ausstehenden Rennen ohnehin kaum ohne einen weiteren Motorenwechsel durchgekommen wäre. In einem Rennen, in dem die Chancen schon vorab gering sind, nimmt Red Bull die Rückversetzung in Kauf. "So stehen wir gut da für den Rest des Jahres", sagte Teamchef Christian Horner.

Am Freitag schien die Sonne über Sotschi, für Samstag ist aber heftiger Regen angesagt – so heftig, dass selbst eine Absage des Qualifyings nicht ausgeschlossen ist. In dem Fall wäre das Ergebnis des letzten freien Trainings Grundlage für die Startaufstellung, Hamilton hätte nur den Mercedes-Kollegen Valtteri Bottas vor sich. (sid, fri)

Sotschi am Schwarzen Meer hat seine schönen Seiten. Und eine Formel-1-Strecke, hier befahren von Max Verstappen, hat es auch. (sid, fri, 24.9.2021)

2. Session: 1. Valtteri Bottas (FIN) Mercedes 1:33,593 Min. – 2. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes +0,044 Sek. – 3. Pierre Gasly (FRA) Alpha Tauri +0,252 – 4. Lando Norris (GBR) McLaren +0,561 – 5. Esteban Ocon (FRA) Alpine +0,809 – 6. Max Verstappen (NED) Red Bull +1,028 – 7. Carlos Sainz Jr. (ESP) Ferrari +1,085 – 8. Fernando Alonso (ESP) Alpine +1,169 – 9. Sebastian Vettel (GER) Aston Martin +1,244 – 10. Charles Leclerc (MON) Ferrari +1,332

1. Session: 1. Valtteri Bottas (FIN) Mercedes 1:34,427 Min. – 2. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes +0,211 Sek. – 3. Max Verstappen (NED) Red Bull +0,227 – 4. Charles Leclerc (MON) Ferrari +0,690 – 5. Sebastian Vettel (GER) Aston Martin +1,354 – 6. Pierre Gasly (FRA) Alpha Tauri +1,367 – 7. Carlos Sainz Jr. (ESP) Ferrari +1,384 – 8. Lando Norris (GBR) McLaren +1,532 – 9. Sergio Perez (MEX) Red Bull +1,761 – 10. Fernando Alonso (ESP) Alpine +1,798