Smart ist diese Toilette vermutlich nicht.

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Große Technologiekonzerne wie Facebook, Amazon und Google sind mittlerweile in fast alle unsere Lebensbereiche vorgedrungen. Smartphones, intelligente Lautsprecher oder Lichtsysteme und sogar Kühlschränke sollen einem dank Vernetzung das Leben erleichtern. Forscher der Duke University wollen das Ganze nun auf den nächsten Level bringen – und arbeiten derzeit an einer smarten Toilette, die eine gesundheitliche Analyse des Stuhls erlauben soll.

"Wir glauben, dass es ein unglaubliches ungenutztes Potenzial für Gesundheitsdaten gibt. Und diese Informationen werden nicht genutzt, weil es eine allgemeine Abneigung gibt, irgendetwas mit dem eigenen Stuhl zu tun zu haben", sagt die US-Professorin Sonia Grego gegenüber dem "Guardian".

Analyse am Smartphone

Ihr Prototyp soll den menschlichen Kot mittels Sensoren und künstlicher Intelligenz analysieren können. Die Ergebnisse werden dann an eine App geschickt. Ein erstes Modell soll schon im Laufe der nächsten neun Monate bereit für eine Pilotstudie sein.

Obwohl der Markt potenziell riesig ist und in der Zwischenzeit fast alle Bereiche des Haushalts auf Wunsch ein Stückchen intelligenter gemacht werden können, habe sich die Funktionalität von Toiletten seit dem 19. Jahrhundert nämlich kaum weiterentwickelt, sagt Grego. Sie glaubt allerdings, dass WCs zum besten Tool für die Gesundheitsüberwachung werden könnten, weil sie zum Beispiel "Informationen über Krebs und viele chronische Erkrankungen" liefern könnten.

Überwachung und Sicherheit

Für Normalverbraucher soll das ein Gefühl der Sicherheit mit sich bringen: "Eine Technologie, die aufzeichnet, was für eine Person normal ist, könnte früh auf eine notwendige Untersuchung hinweisen", sagt die Forscherin. Für Menschen mit chronischen Erkrankungen sollen sie unterdessen eine Überwachung durch Ärzte ermöglichen, berichtet der "Guardian".

In Zukunft sollen die Analysefähigkeiten so weitreichend sein, dass einem smarte Toiletten sogar Vorschläge für Veränderungen des Lebensstils, zum Beispiel Ernährungstipps, geben könnten.

Vergleichbare Entwicklungen findet man allerdings auch andernorts. Joshua Coon, US-amerikanischer Professor für Chemie und Biochemie an der Universität Wisconsin, konzentriert sich mit seiner Arbeit auf Urin, weil dieser leichter zu analysieren sein soll. Im Rahmen einer Mini-Studie mit zwei Teilnehmern fand er unter anderem heraus, dass sich Substanzen nachweisen lassen, die zeigen, ob man Sport gemacht hat. Außerdem sollen Moleküle identifizierbar sein, die damit korrelieren, wie gut man geschlafen hat oder wie hoch die Kalorienzufuhr war.

Schon 2018 führte außerdem Panasonic in China eine intelligente Toilette ein, die den Urin testet und das Körperfett misst. Während der diesjährigen Consumer Electronics Show präsentierte der japanische Hersteller Toto nicht zuletzt das Konzept einer Wellness-Toilette, die unter anderem Stress erkennen können soll.

Sind die Daten sicher?

Vielen kommt beim Gedanken an die Umsetzung entsprechender Technologien schnell die Frage nach dem Datenschutz in den Sinn. Immerhin handelt es sich am Ende des Tages um sensible Gesundheitsdaten, die gesammelt werden sollen. "Kann man das sicher machen?", fragt auch Eerke Boiten, Professor für Cybersicherheit an der De Montfort University in Leicester: "Welche Art von Organisation hat diese Daten? Mit wem werden sie diese Daten teilen? Mit welchen Daten werden sie kombiniert? Wird es transparent sein, wohin die Daten fließen?" Laut ihm brauche es erst einmal umfangreiche Untersuchungen, da man die Risiken noch nicht gut genug kenne.

Tatsächlich ist es in der Tech-Welt nicht unüblich, dass innovative Firmen von Großkonzernen wie Google oder Facebook aufgekauft werden. So auch im Fall von Fitbit, dem Hersteller beliebter Fitnesstracker – und inzwischen Teil des Google-Mutterkonzerns Alphabet. Ob und wann smarte Toiletten also tatsächlich den Markt erobern werden und welche Probleme es geben könnte, ist derzeit noch unsicher.

Manche Entwickler sind jedoch optimistisch: "Es geht darum, herauszufinden, wie man die Technologie, die wir im Labor haben, in einer Toilette einsetzen kann, die erschwinglich und robust ist", sagt Coon. "Das ist die Herausforderung. Das kann noch zehn oder 30 Jahre dauern, aber ich glaube, dass es passieren wird." (red, 24.9.2021)