Puigdemonts Festnahme hatte die Empörung separatistischer Gruppierungen auf Sardinien ausgelöst, umso mehr freuten sie sich als der frühere katalanische Regierungschef wieder frei kam.

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Rom/Sassari – Der frühere katalonische Regierungschef Carles Puigdemont hat am Freitagabend die Strafanstalt der Stadt Sassari auf Sardinien verlassen. Nach seiner Festnahme am Donnerstag wurde er von einer italienischen Richterin wieder auf freien Fuß gesetzt. Anhänger, die sich vor dem Gefängnis versammelt hatten, begrüßten die Freilassung des Politikers mit Applaus und Freudenrufen.

Puigdemont beteiligte sich am Donnerstagabend an dem internationalen Fest katalanischer Volkskultur "Adifolk" in der sardinischen Stadt Alghero. Wegen seiner Teilnahme an einer Konferenz im Rahmen des Fests war er am Donnerstag nach Sardinien gereist. Begleitet wurde Puigdemont im Auto vom Präsidenten der Region Sardinien, Christian Solinas, nach Alghero, wo er aufgrund eines europäischen Haftbefehls festgenommen worden war.

In Alghero spricht man (auch) Katalanisch

Am Samstagvormittag zeigte sich Puigdemont im Zentrum Algheros, in dem sich tausende katalanische Touristen anlässlich des Adifolk-Festivals befanden. Puigdemont gab der katalanischen Presse Interviews und hob dabei seine Freundschaft zu Italien und Sardinien hervor. Die Stadt Alghero im Norden Sardiniens ist eine katalanische Sprachinsel.

Im 14. Jahrhundert durch Katalonien-Aragonien in Besitz genommen, wurden in Alghero rasch viele Katalanen angesiedelt, deren Einflüsse bis heute spürbar sind. Erst 1720 wechselten die Herrschaftsverhältnisse über die gesamte Insel Sardiniens und die vormals enge Verbindung zu den Heimstätten der Katalanen wurde gekappt. Die Sprache jedoch ist geblieben – bis heute wird hier von vielen Einwohnern algheresisch gesprochen, die als sardische Variante der katalanischen Sprache gilt.

Puigdemont bleibt vorerst auf Sardinien

Puigdemonts Festnahme hatte die Empörung separatistischer Gruppierungen auf Sardinien ausgelöst. "Das EU-Parlament muss Puigdemont seine parlamentarische Immunität zurückgeben. Schließlich ist er ein EU-Abgeordneter und soll frei reisen dürfen", hieß es in einer Forderung der separatistischen Gruppierungen auf Sardinien.

Noch unklar ist, wie lange der Politiker auf der Insel bleiben wird. Es muss noch geklärt werden, ob Puigdemont an Spanien überstellt wird. Er muss daher am 4. Oktober bei einer Gerichtsverhandlung in Sassari erscheinen, bei der über seine Auslieferung an Spanien entschieden werden soll.

Spanien ist bei anderen EU-Staaten schon mehrfach mit Versuchen gescheitert, eine Überstellung des separatistischen Politikers zu erreichen. Er war nach seiner Absetzung infolge des illegalen Unabhängigkeitsreferendums im Oktober 2017 nach Brüssel geflüchtet. (APA, 25.9.2021)