Thomas Stelzer, Landeshauptmann.

Foto: APA/BARBARA GINDL

Zu unbekannt, zu wenig Profil, zu konfliktscheu: Als Josef Pühringer nach 22 Jahren an der Spitze 2017 das Szepter in Oberösterreich an Thomas Stelzer übergab, war die Skepsis mitunter groß. Selbst in der ÖVP gab es nicht wenige Stimmen, die deutliche Bedenken hatten, ob Pühringers immer freundlich wirkender "Handtaschlträger" den Schritt nach vorne auch tatsächlich würde meistern können.

Die Zeit sollte dem heute 54-Jährigen recht geben. Stelzer entschied sich bewusst, den langjährigen Erfolgsweg seines Vorgängers nicht einfach weiterzugehen. Das neue Konzept: weg vom Landesvater, hin zum Landesmanager.

Der studierte Jurist kürte zunächst ein Landesbudget ohne Neuverschuldung zum zentralen Punkt seines politischen Handelns und heftete sich den Leitspruch "Land der Möglichkeiten" auf die Fahnen.

Der Sparstift sorgte, nach den damaligen schwarz-blauen Abstrichen bei der Mindestsicherung und etwa im Bereich der Wohnbeihilfe, für eine massive Protestwelle. Doch der vom ewigen Lächler zum kühlen Rechner avancierte ÖVP-Landeschef blieb eisern auf Kurs. "Ich habe eine sehr klare Vorstellung, und mir ist wichtig, über die Dinge nicht nur zu reden, sondern etwas zu tun", merkte Stelzer einmal im STANDARD-Gespräch an. Corona zwang ihn dann aber, seinen finanzpolitischen Pfad zu verlassen.

Zurückhaltung

Mit öffentlicher Kritik, vor allem in Richtung der eigenen Bundespartei, hält sich der Freund feiner Fischgerichte, anders als sein Vorgänger, stets zurück. Im Herzen immer schwarz geblieben, wird absolute Loyalität zur türkisen Bundestruppe gelebt.

Die klassische Politkarriere des begeisterten Skifahrers begann schon in jungen Jahren. 1992 stieg der gebürtige Linzer in der JVP zum Landesobmann auf, er saß im Linzer Gemeinderat und im oberösterreichische Landtag, wo er von 2009 bis 2015 Klubobmann war.

Nach der Landtagswahl 2015 rückte der zweifache Vater, der mit seiner Familie in Wolfern im Bezirk Steyr-Land wohnt, zum Landeshauptmann-Stellvertreter auf; zwei Jahre später wurde er die Nummer eins im Land und in der Partei.

Was politische Partnerschaften betrifft, ist Stelzer Pragmatiker: Die Zusammenarbeit mit der FPÖ unter dem eher gemäßigt auftretenden Manfred Haimbuchner funktionierte auch nach Ibiza und Kickl weitgehend friktionsfrei. Einer Neuauflage steht wenig im Weg. (Markus Rohrhofer, 26.9.2021)