Vonovia und Deutsche Wohnen gehören gemeinsam rund 550.000 Wohnungen im Wert von 80 Milliarden Euro.

Foto: AFP / INA FASSBENDER

Bochum/Berlin – Gut eine Woche vor dem Ende der ersten Annahmefrist des Übernahmeangebots für die Deutsche Wohnen hat sich Vonovia eine Mehrheit an dem Berliner Wettbewerber gesichert. Die Gesamtzahl der Deutsche-Wohnen-Aktien, die dem Bochumer Marktführer angedient wurden, die er besitzt oder auf die er Zugriff hat, habe am Freitagabend rund 50,49 Prozent der Stimmrechte des Berliner Wettbewerbers betragen, teilte Vonovia am Montag mit.

Die erste Frist der Übernahme-Offert endet am 4. Oktober um Mitternacht. Vonovia bietet 53 Euro je Aktie der Deutschen Wohnen.

Besitzer von 550.000 Wohnungen

Vonovia hatte unter anderem die Mindestannahmeschwelle seiner rund 19 Milliarden Euro schweren Kaufofferte für den kleineren Rivalen über Bord geworfen – damit wollte der Konzern einen erneuten Fehlschlag verhindern. "Die Transaktion kann nicht mehr an Bedingungen scheitern", hatte Vonovia-Chef Rolf Buch gesagt. Den beiden im Leitindex Dax gelisteten Immobilienriesen gehören zusammen rund 550.000 Wohnungen im Wert von mehr als 80 Milliarden Euro, der größte Teil davon in Deutschland. Das deutsche Bundeskartellamt hatte die Pläne bereits freigegeben.

In Österreich gehören die Buwog und conwert zu Vonovia. 2018 zahlte der deutsche Wohnkonzern rund 5,2 Milliarden Euro für die Buwog.

Heimstaden übernimmt 14.000 Wohnungen in Berlin

Am Sonntag sprach sich eine Mehrheit der Berlinerinnen und Berliner dafür aus, große Immobilienkonzerne zu enteignen. 56,4 Prozent der Wähler der deutschen Hauptstadt stimmten am Sonntag in einem nicht bindenden Volksentscheid dafür, 39,0 Prozent lehnten das Vorhaben ab. Die Initiative, die den Volksentscheid organisierte, nannte sich "Deutsche Wohnen & Co enteignen".

"Vonovia steht bereit, um mit einer neuen Landesregierung und den relevanten gesellschaftlichen Akteuren der Stadt die Herausforderungen auf dem Berliner Wohnungsmarkt kraftvoll anzugehen", erklärte Vonovia-Chef Rolf Buch am Montag angesichts des Berliner Volksentscheids. Enteignungen lösten die Probleme auf dem Berliner Wohnungsmarkt nicht. Es seien konstruktivere Lösungen angezeigt, um die Sorgen "vieler Berlinerinnen und Berliner aufgreifen, sich ihre Wohnung in Zukunft nicht mehr leisten zu können", sagte der Vonovia-Chef, dessen Konzern vor der Übernahme des Berliner Konkurrenten Deutsche Wohnen steht.

Bereits am Sonntagabend wurde eine weitere Großtransaktion bekannt: Die schwedische Heimstaden-Gruppe übernimmt 14.000 Wohnungen vom Immobilienunternehmen Akelius, wie beide Seiten mitteilten. Weitere 3.600 Wohnungen kauft Heimstaden Akelius in Hamburg ab. Heimstaden steigt damit zu den größeren privaten Vermietern in der deutschen Hauptstadt auf.

Übernahme Ende des Jahres

Bisher besaß das Unternehmen gut 5.000 Wohnungen in Berlin. Die konkrete Übernahme der Wohnungen sei Ende dieses Jahres geplant, dabei fließe die volle Grunderwerbsteuer. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt.

Heimstaden ist vor allem in Schweden, Dänemark und den Niederlanden aktiv. In Deutschland besitzt das Unternehmen 7.300 Wohnungen. "Der hohen Verantwortung, die dieser Wachstumsschritt mit sich bringt, sind wir uns bewusst", sagte Deutschland-Chefin Caroline Oelmann. Sie kündigte einen "mieterfreundlichen" Bau neuer Wohnungen auf den Akelius-Flächen an. (APA, 27.9.2021)