Das "Wall Street Journal" habe die Daten aus den Facebook Papers nicht korrekt ausgewertet und dargestellt, bemängelt Facebook.

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Positive Schlagzeilen über Facebook sind dieser Tage selten. Und auch eine Story, die das "Wall Street Journal" ("WSJ") am 14. September veröffentlichte, reihte sich für den Konzern nicht gerade unter "good news" ein. Das Medium hatte eine Reihe von Informationen ausgewertet, die in einem großen Leak interner Dokumente – den sogenannten "Facebook Files" – enthalten waren.

In dem Artikel enthalten waren Schlussfolgerungen zur Foto- und Videoplattform Instagram. Demnach habe die Verwendung der Plattform insbesondere für Mädchen im Teenageralter schädliche Auswirkungen. Bei einer von drei jungen Frauen verschlechtere sich das eigene Körperbild. Das sei bei Facebook auch bekannt gewesen, dennoch habe man dort nur minimale Anstrengungen unternommen, um die Situation zu verbessern, und das Problem öffentlich heruntergespielt.

Der Bericht des "Wall Street Journal" fand weithin Beachtung – auch DER STANDARD berichtete –, und Sicherheitschefin Antigone Davis soll am Donnerstag vor einem Komitee des US-Senats dazu auch Fragen beantworten. Große Beachtung fand der Artikel auch, weil man Facebook auch an einem "Instagram für Kinder" arbeitet.

Forschungschefin spielt Untersuchung herunter

Im Vorfeld der Befragung rückt jetzt Pratiti Raychoudhury, Vizepräsidentin des Konzerns und Leiterin der Forschungsabteilung, aus. Sie erhebt Vorwürfe gegen das "WSJ" und spielt zudem die Bedeutung der internen Untersuchungen, auf die man dort Bezug genommen hatte, herunter.

Die Daten, auf die sich diese gestützt hatte, kämen von nur 40 jugendlichen Nutzern aus den USA und dem Vereinigten Königreich, was in der Tat eine extrem kleine Samplegröße für ein Netzwerk mit weit über einer Milliarde Nutzern wäre. Die Auswertung sei nur als Zusatzinformation für interne Gespräche über die häufigsten negativen Wahrnehmungen zu Instagram seitens jugendlicher User gedacht gewesen, schreibt sie in einem Blogeintrag.

Raychoudhury sieht daher eine "nicht akkurate" Darstellung und ist darüber hinaus nicht erfreut, dass die möglichen Auswirkungen auf das eigene Körperbild so stark betont wurden. Denn insgesamt seien zwölf mögliche Problemfelder vorgekommen, und in allen anderen habe Instagram die Situation gemäß den Antworten auch der weiblichen Teenager im Schnitt nicht verschlechtert oder sogar verbessert. Weiters erklärt sie, dass bei einer Umfrage unter mehr als 500 jugendlichen Instagram-Nutzern in den USA acht von zehn der Ansicht waren, dass Instagram ihnen zu einer besseren Selbstwahrnehmung verhilft oder sich auf diese weder gut noch schlecht auswirkt.

"Nicht von den Fakten gestützt"

Das "WSJ" habe zudem Daten fehlerhaft ausgewertet. Das Medium hatte geschrieben, dass 13 Prozent der britischen und sechs Prozent der amerikanischen Nutzer in der Gruppe jener Jugendlichen, die Suizidgedanken hegten, diese auf Instagram zurückführten. Dem hält die Managerin entgegen, dass es im gesamten Datensatz nur ein Prozent aller suizidgefährdeten Jugendlichen seien, die ihren Zustand mit der Plattform in Zusammenhang brachten. 38 Prozent der Mädchen mit solchen Gedanken oder Selbstverletzungserfahrungen hätten zudem berichtet, dass Instagram für sie die Situation verbessert habe, während sie für 49 Prozent unverändert blieb.

Jugendliche Amerikaner und Briten würden generell mit einer dreifach höheren Wahrscheinlichkeit angeben, dass Instagram ihr Selbstwertgefühl verbessert habe statt verschlechtert. Daher arbeite man auch daran, positive Effekte zu verstärken und negative einzudämmen. Zu suggerieren, dass Instagram eine toxische Umgebung für Jugendliche sei, sei als Aussage "nicht von den Fakten gestützt".

Mit Ausnahme einer Grafik, auf die sich das "WSJ" bezogen hat, veröffentlichte die Facebook-Forschungschefin allerdings keine Daten, um ihre Angaben zu untermauern. Damit wird es für Außenstehende schwer, ihre Angaben nachzuvollziehen. (red, 27.9.2021)