Nach einer zweijährigen Renovierungspause und damit verbundenen Ausgaben von gut 12,7 Millionen Euro wird in Gürtelnähe bald wieder Musical en suite gespielt.

Foto: Stefanie J. Steindl

Man nehme 20 kg Pailletten, 35 Federboas, drei Lkw-Ladungen unkaputtbaren Optimismus, reichlich Vibrato, Trockeneisnebel, vier Standardposen und 13 Töpfe Schmalz aus der Vorratskammer von Florian Silbereisen sowie Helene Fischers linkes Bein, vermenge alles und stelle es für zwei Stunden bei 220 Grad ins Rohr: Und fertig ist das Musical.

Dieses Rezept kennt man natürlich auch bei den Vereinigten Bühnen Wien, und man ist dort froh, es auch im Raimundtheater endlich wieder zur Anwendung bringen zu dürfen. Nach einer zweijährigen Renovierungspause und damit verbundenen Ausgaben von gut 12,7 Millionen Euro wird in Gürtelnähe bald wieder Musical en suite gespielt: Anfang Dezember startet man mit Miss Saigon.

Zum Aufwärmen gab und gibt es (noch bis 3. 10.) erst einmal We Are Musical – Die große Eröffnungsgala. Und die ist wirklich top: superaufwendig, superprofessionell, ein Feuerwerk an Farben und Tönen, großen Gesten, gebleachten Zähnen und Highlights aus der VBW-Historie. Hausherr Christian Struppeck führte, schlank wie ein Trappistenmönch, am Sonntagabend zusammen mit Ana Milva Gomes durch die glamouröse Gala, in der man zu Beginn die operettenselige Vergangenheit des Raimundtheaters Revue passieren ließ.

Wodka für die Königin

Es folgte ein perfekt durchgetaktetes und choreografiertes Defilee der Musicalstars. Maya Hakvoort gab Ich gehör nur mir aus Elisabeth und Rebecca aus Rebecca: ganz groß. Milica Jovanović mit Ich hab geträumt aus Les Misérables: wow. Arg Ärmliches gab es dazwischen: die Nummer Viva Verona aus dem Musical Romeo & Julia zum Beispiel. Ein Kuriosum auch die nur aus einem Refrain bestehende Nummer Wodka für die Königin aus dem gleichnamigen Musical aus den 1960ern.

Dass man auf dem Planeten Musical (in seltenen Fällen) auch zu Selbstironie fähig ist, demonstrierten Mark Seibert und Lukas Perman mit der Nummer Ein Musical aus Something Rotten!. Die Krönung dann aber: Drew Sarich mit Gethsemane aus Jesus Christ Superstar. Oh mein Gott! Kraftvoll, hyperintensiv und gesanglich wie von einem anderen Stern. Helle Begeisterung und glückliche Herzen nach drei prallvollen Stunden: Das Rezept ist mal wieder aufgegangen. (Stefan Ender, 27.9.2021)