Für einen Antikörpertest ist eine Blutabnahme erforderlich. Ein Test kostet aktuell zwischen 23 und etwa 45 Euro.

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Nicht gegen Corona geimpft, nicht offiziell genesen, aber dennoch genügend Antikörper ausgebildet: Auf wie viele Personen, die also unbemerkt infiziert waren, diese Beschreibung in Österreich zutrifft ist nicht bekannt. Der Österreichische Hausärzteverband möchte dies nun ändern – und fordert in einer einmaligen Aktion die Möglichkeit kostenloser Antikörpertests. Die Dunkelziffer dieser Personen mit signifikanten Antikörperspiegeln ist laut Angelika Reitböck, der Präsidentin des Verbands, von größtem Interesse. "Denn auch diese tragen wesentlich zur möglichen Ausbildung einer Herdenimmunität bei", sagte Reitböck dem STANDARD.

Aktuell sind 5,71 Millionen Personen zumindest einmal geimpft, das sind rund 64 Prozent der Gesamtbevölkerung. 705.000 Personen gelten als genesen. Für diese große Gruppe der Geimpften und Genesenen mit Absonderungsbescheid soll das Angebot nicht gelten. Als Zielgruppe bleiben laut Reitböck aber immer noch rund 2,5 Millionen Menschen übrig.

"Endlich klare Zahlen"

Die Allgemeinmedizinerin in Steyrling in Oberösterreich führt in ihrer Praxis selbst Antikörpertests durch. Dabei hat sie nach Eigenangaben die Erfahrung gemacht, dass viele Nichtgeimpfte, die auch nicht als genesen geführt waren, Antikörper ausgebildet hätten. "Mit der Erhebung über die Antikörper hätte man endlich klare Zahlen", sagt Reitböck. Vielen Menschen könne man damit auch die Angst vor Corona nehmen. "Und man kann auch Personen erreichen, die sich – warum auch immer – noch nicht haben impfen lassen."

Die Kosten für die einmalige Antikörpertest-Aktion schätzt Reitböck im Vergleich zu den Kosten für tägliche Antigentests als "verschwindend gering" ein.

Antikörpertests werden ab 23 Euro angeboten

In Oberösterreich gilt bei Hausärztinnen und -ärzten bislang ein Tarif von 45 Euro, das ist nahe am oberen Limit der aktuellen Preisspanne bei diesen Tests. In privaten Laboren etwa in Wien ist man auch ab 23 Euro dabei. Fällt der quantitative Test positiv aus, gilt dieser im Rahmen der 3G-Regel auch für 90 Tage als Eintrittsberechtigung. Fällt ein weiterer Antikörpertest neuerlich positiv aus, verlängert sich die Zeitspanne erneut um drei Monate.

Gesundheitsministerium und Ärztekammer gegen Vorstoß

Das Gesundheitsministerium unter Wolfgang Mückstein (Grüne) steht der Forderung nach Gratis-Antikörpertests ablehnend gegenüber. Antikörpertests würden "keine zuverlässige Aussage über den individuellen Schutz" geben, "daher erscheint eine breitflächige Durchführung von Antikörpertests nicht sinnvoll", heißt es auf Anfrage zum STANDARD. "Außerdem wird darauf hingewiesen, dass aufgrund geltender EU-Vorgaben Nachweise über neutralisierende Antikörper nicht für den grünen Pass herangezogen werden können."

Aktuell werde laut dem Ministerium aber eine weitere Prävalenzstudie vorbereitet. Mit dieser repräsentativen "Dunkelzifferstudie" soll erhoben werden, wie viele Personen auch unentdeckt eine Covid-19-Erkrankung durchgemacht haben. "Derzeit laufen Gespräche, um die Eckpunkte wie den zeitlichen Horizont, die Methodik und die Erweiterung der Zielgruppe auf Kinder im nichtimpffähigen Alter festzulegen", heißt es.

Vonseiten der Österreichischen Ärztekammer unter Präsident Thomas Szekeres erhält Reitböck für ihren Vorstoß ebenfalls keine Rückendeckung. "Die Ärztekammer unterstützt die Forderung nach kostenlosen Antikörpertests nicht", heißt es am Montag auf Anfrage des STANDARD. Begründung: Die Antikörpertests hätten "keine ausreichende Aussagekraft". Die Impfung sei die wichtigste Maßnahme im Kampf gegen die Pandemie.

Am Sonntag ließen sich nur 1.963 Personen gegen Corona impfen – das war der schwächste Tageswert seit Ende Jänner. Seit Montag wird übrigens auch im Wiener Gemeindebau geimpft, der Auftakt erfolgte im Reumannhof in Margareten. (David Krutzler, 28.9.2021)