Teslas "Autopilot" – der keiner ist – ist umstritten.

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Eigentlich würde man bei einer Fahrassistenzsoftware, die sich als "Full Self-Driving" (FSD) bezeichnet, erwarten, dass es sich um einen vollautonomen Modus handelt. Nicht so bei Tesla, wo der Dienst aufgrund dieser Diskrepanz schon länger in der Kritik steht. Nun können Kunden des Konzerns den Betamodus der Software via Knopfdruck beantragen. Daraufhin soll das Interesse daran vom Konzern geprüft werden. Auf Basis der Fahrdaten wird die Beta dann an Fahrerinnen und Fahrer ausgerollt, die tendenziell sicher unterwegs sind.

Beworben wird FSD als Möglichkeit, automatisiert die Spur zu wechseln, auf der Autobahn zu fahren oder zu parken. Das System wird für 199 US-Dollar pro Monat oder einmalig 10.000 Dollar verkauft. In der Betaphase soll es zusätzlich möglich sein, "automatisiert auf Stadtstraßen" zu fahren. Fahrer sollen dann also automatisiert auch an Orten fahren können, an denen andere Fahrzeuge, Fußgänger und Radfahrer unterwegs sind. Dabei müssen sie aber jederzeit aufmerksam bleiben und die Hände auf dem Lenkrad behalten. Somit bietet keine Version des FSD – anders als der Name suggeriert – tatsächlich die Möglichkeit, autonom zu fahren.

Untersuchung

Bei Behörden hat FSD erst kürzlich für massiven Ärger gesorgt. Anfang September leitete die US-Verkehrssicherheitsbehörde NTSB eine Untersuchung wegen eines tödlichen Unfalls ein, bei dem das Assistenzsystem aktiviert gewesen sein soll. Nun wird geprüft, ob es Sicherheitslücken in der Software der Firma gibt.

NTSB-Chefin Jennifer Homendy kritisierte den Konzern in diesem Zusammenhang zuletzt in einem Gespräch mit dem "Wall Street Journal" scharf. Es sei "irreführend und unverantwortlich", dass das System überhaupt als Autopilot angeboten werde, da es sich tatsächlich nur um Assistenzsysteme handle, bei denen die Fahrerinnen und Fahrer stets aktiv das Geschehen mitverfolgen und eingreifen können müssen. Die Technik halte also nicht, was der Name verspreche.

Regulierung gefordert

Kunden würden aber der Werbung – und eben dem Namen – eher vertrauen, als auf Angaben in der Bedienungsanleitung oder auf der Firmenwebseite zu achten. Ihre Behörde habe allerdings nicht die Macht einzugreifen, weshalb sie die Zuständigen auffordert: Nur auf Unfälle mit aktiviertem Autopilot zu reagieren, anstatt vorsorglich zu handeln, sei eine "Grabstein-Mentalität". Der Konzern solle stattdessen durch die Einführungen rechtlicher Standards reguliert werden. Tesla-Chef Elon Musk war über diese Worte wenig erfreut – er teilte kommentarlos die Wikipedia-Biografie der NTSB-Chefin. Zuvor hatte er seine Follower dazu aufgefordert, seine eigene Wikipedia-Seite anzupassen. (red, 27.9.2021)