Letztlich kam bei der Commerzialbank Mattersburg alles unter den Hammer. Nun geht es ums Haften.

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Fast 60 Millionen Euro fordert die Finanzbehörde von der Commerzialbank Mattersburg – genauer gesagt von der Masse, denn das Institut ist ja seit mehr als einem Jahr insolvent. Die 59,17 Millionen Euro hat die Finanz der Bank im Juni vorgeschrieben, es geht um Kapitalertragsteuer für die Summen, die Ex-Bankchef Martin Pucher der Bank entzogen haben soll. Die Masseverwalter der Bank von der Kanzlei Kosch & Partner haben allerdings Rechtsmittel gegen den Bescheid eingelegt, wie sie in der Gläubigerausschusssitzung am Montag berichteten. Der Betrag sei nur eine Schätzung der Abgabenbehörde, argumentieren sie, zudem ist strittig, ob nicht Pucher selbst (und nicht die Bank) zahlen müsste.

Gegen ihn läuft aber ein Schuldenregulierungsverfahren, seine Ex-Vorstandskollegin K. ist in Privatkonkurs. In diesen Verfahren hat allein die Masse rund 413 Millionen Euro geltend gemacht – sie errechnen sich aus den widerrechtlichen Bargeldentnahmen seit 2007 und den Betriebsverlusten, die die Bank ab 2010 ausgewiesen hat.

Genossenschaft(er) in der Pflicht

Pleite ist längst auch die Eigentümerin der Bank, eine burgenländische Genossenschaft. Die Masseverwalter der Bank wollen auch sie zur Kasse bitten. Sie soll rund sieben Millionen Euro zahlen, für Provisionen, die sie ohne Rechtsgrundlage von der Bank kassiert haben soll, und für Einnahmen aus einer von der Bank bezahlten Abfindung für Partizipationskapital, das freilich wertlos war. Insgesamt betragen die Insolvenzforderungen gegen die Bankeigentümerin rund 484 Millionen Euro.

Sie holt sich ihrerseits Geld von den einzelnen Genossenschaftern, die wie berichtet mit ihrem Geschäftsanteil und noch einmal demselben Betrag nachschusspflichtig sind. In Summe sind aus diesem Titel 367.000 Euro zu bekommen, der Masseverwalter der Genossenschaft hat ein entsprechendes Verfahren beim Landesgericht Eisenstadt in Gang gesetzt. Zu den Genossenschaftern gehören auch Pucher (er hielt 3.406 Anteile) und K. (1.071 Anteile).

Das von Ex-Raiffeisenbanker Pucher gegründete Institut ist im Juli 2020 zusammengebrochen, da waren die Malversationen dank eines Whistleblowers im Rahmen einer Vor-Ort-Prüfung aufgeflogen. Die Gläubiger fordern in der Insolvenz rund 826 Millionen Euro, davon haben die Masseverwalter 629 Millionen Euro anerkannt.

Staat soll 303 Millionen zahlen

Und wie viel Geld die Gläubiger der Mattersburger Kleinbank, deren Bilanzen jahrzehntelang um hunderte Millionen Euro aufgeblasen wurden, dereinst sehen werden? Steht in den Sternen. Und wird vor allem vom Ausgang jenes Amtshaftungsverfahrens abhängen, das die Masseverwalter gegen die Republik Österreich eingebracht haben und dessen erste Tagsatzung im November stattfinden wird. Die Kläger orten systematisches Versagen der staatlichen Aufsichtsorgane und haben 303 Millionen Euro eingeklagt. (Renate Graber, 27.9.2021)