Nicht überall beliebt: Piraten.

Foto: Disney

Bei ihren Kampagnen gegen Film- und Musikpiraterie war die Content-Industrie noch nie sonderlich zimperlich. So sorgte etwa Anfang der 2000er-Jahre die Initiative "Raubkopierer sind Verbrecher" für einiges Aufsehen, wurde darin doch mit ziemlich zweifelhaften Methoden Angst vor den Folgen illegaler Downloads geschürt. Wurde es in den vergangenen Jahren in dieser Hinsicht deutlich ruhiger, scheint es für solche Methoden nun ein Comeback zu geben. Dies lässt sich zumindest aus einem aktuellen Bericht von Torrentfreak schließen.

Abschreckung

Eine neue Kampagne der britischen Anti-Piraterie-Gruppe Fact setzt ganz auf Abschreckung. In einem Gespräch zwischen dem Cybersicherheitsexperten Jamie Woodruff und dem Premier-League-Fußballer Jimmy Bullard werden dabei allerlei Behauptungen zu den Gefahren illegaler Streamingseiten – wie sie gerade zum Thema Fußball stark verbreitet sind – aufgestellt.

Demnach würden solche Seiten nicht nur Kreditkartendaten, sondern auch andere persönliche Daten stehlen, um dann damit Identitätsdiebstahl zu betreiben. Das sei auch kein seltenes Phänomen, laut einer Studie von Fact seien 33 Prozent aller Nutzer solcher Seiten infolge dieser Aktivitäten schon einmal gehackt worden oder anderem Onlinebetrug ausgesetzt gewesen.

Trojaner und viel mehr

Doch dies sei erst der Anfang: Illegale Streaming-Dienste würden nämlich oftmals als Ausgangspunkt zur Installation von Trojanern und anderer Schadsoftware genutzt. Damit könnten Angreifer dann auf allerlei lokale Geräte zugreifen – vom Drucker bis zur Babykamera. Doch das Drohszenario geht noch weiter. So betont Woodruff, dass in weitere Folge dann Leute beim Betrachten pornografischer Webseiten über die Webcam gefilmt und damit erpresst worden seien.

Einen Beleg für diese Aussage liefert der Sicherheitsexperte allerdings nicht. Der wäre in diesem Fall allerdings dringend angebracht, immerhin handelt es sich bei dem Beschriebenen um einen weit verbreitete E-Mail-Scam. Dabei stellen Betrüger einfach – ohne Wahrheitsgehalt – eine entsprechende Behauptung auf, um dann Lösegeld zu fordern.

Ein Körnchen Wahrheit

So offensichtlich diese Kampagne auch die Realität überzeichnet, um vor der Nutzung von solchen Streamingseiten abzuschrecken – ganz Unrecht hat man mit den Warnungen nicht. Tatsächlich zeichnen sich viele Piraterieseiten durch zweifelhafte Methoden aus, angefangen von betrügerischer Werbung bis zur Aufforderung, eigene Player-Software zu installieren. Gerade von Letzterem muss aus einer Sicherheitsperspektive heraus dringend abgeraten werden, immerhin könnte sich hier tatsächlich Schadsoftware verstecken.

Ob die Kampagne mit solch plakativen Behauptungen erfolgreich sein wird, darf aber trotzdem bezweifelt werden. Immerhin zeigt sich nach einem Tief in den vergangenen Jahren derzeit wieder ein deutlicher Anstieg der Piraterie. Und der hat sehr offensichtlich finanzielle Gründe: War es früher möglich, weitgehend mit einem Netflix- oder auch einem Prime-Video auszukommen, verteilen sich Filme und Serien zunehmend auf eine Fülle unterschiedlicher Angebote. Offizielle Sport-Streamingdienste kommen dann hier noch einmal dazu – und sind meist besonders teuer, was die Verlockung, zur Piraterie zu wechseln, weiter verstärkt. (apo, 28.9.2021)