Das Easter-Egg von Android 2.3 "Gingerbread" war geradezu prophetisch. Selbst zehn Jahre später gibt es noch immer Geräte mit der grob veralteten Softwareversion.

Grafik: Google

Oberflächlich betrachtet ist das Urteil recht einfach: Geht es um den Software-Support, hat Apple bei seinen Smartphones die Nase weit vor der Android-Welt. Bekommen iPhones doch um einige Jahre länger Updates als die derzeit in dieser Hinsicht besten Geräte mit Googles Betriebssystem. Das ist alles richtig, die Lage ist aber trotzdem komplizierter. Denn selbst wenn der offizielle OS-Support einmal weg ist, werden sowohl all die Google-Apps als auch zentrale Infrastrukturdienste wie die Play Services noch einige Jahre danach auf dem Laufenden gehalten. Doch auch das kennt natürlich sein Ende, und das ist nun bei einer einst äußerst erfolgreichen Android-Generation gekommen.

Gingerbread

Google hat am Montag die letzte Form der Unterstützung für Android 2.3 "Gingerbread" eingestellt. Konkret bedeutet dies, dass es ab sofort nicht mehr möglich ist, sich auf Geräten mit der rund zehn Jahre alten Betriebssystemversion in das eigene Google-Konto einzuloggen. Damit fällt der Zugang zu zahlreichen der am meisten genutzten Android-Apps – also zumindest bei jenen, wo Google nicht den Zugriff schon vorher blockiert hat.

Freilich war es schon lange keine gute Idee mehr, ein Smartphone mit Gingerbread zu benutzen. Mittlerweile gibt es praktisch keine Apps mehr, die eine solch alte Softwaregeneration noch aktiv unterstützen. Das heißt, man bekommt zusätzlich zu einer vor Sicherheitslücken strotzenden Betriebssystemversion auch noch Apps mit einer Fülle an sicherheitsrelevanten Diensten – falls der Zugriff auf den zugehörigen Service überhaupt noch funktioniert. Auch die erwähnen Play Services werden für Android 2.3 schon seit 2017 nicht mehr aktualisiert – hier ist die älteste noch unterstützte Betriebssystemversion derzeit Android 4.4 "KitKat".

Umfang

Trotz des hohen Alters könnten von der aktuellen Maßnahme trotzdem Millionen Android-User betroffen sein. So weisen die Nutzungsstatistiken von Statcounter allen Android-Versionen vor 4.0 gemeinsam derzeit eine Verbreitung von 0,12 Prozent aus. Da Android 3.x exklusiv für Tablets gedacht war und nie eine relevante Verbreitung fand, dürfte es sich dabei vornehmlich um User von Android 2.3 und älter handeln. In Relation zu den mittlerweile mehr als drei Milliarden aktiven Android-Geräten kommt hier also noch immer eine Zahl im siebenstelligen Bereich heraus. Eine Ausnahme von der Blockade gibt es allerdings noch: Wenn man einen halbwegs modernen Browser findet, dann kann man sich über diesen auch auf so einem Gerät noch ins Google-Konto einloggen.

Gingerbread war in der Android-Geschichte übrigens eine der erfolgreichsten Generationen des Google-Betriebssystem. An seinem Höhepunkt war es auf rund zwei Drittel aller Android-Geräte zu finden. Das lag allerdings vor allem an externen Faktoren: Wurden die ersten Android-Versionen in rascher Abfolge veröffentlicht, gab es nach Gingerbread erstmals eine längere Pause. Diese wurde vor allem dadurch verursacht, dass dazwischen das erwähnte, aber nicht für Smartphones gedachte Android 3 "Honeycomb" freigegeben wurde. Android 4 "Ice Cream Sandwich" folgte dann erst rund ein Jahr später. (Andreas Proschofsky, 28.09.2021)