Eine Aktivistin protestiert von dem US-amerikanischen Konsulat in Madrid gegen das neue texanische Abtreibungsverbot.

Foto: AFP/GABRIEL BOUYS

Wien – Das Recht auf Abtreibung ist auch 2021 immer noch hart umkämpft. Jüngstes Beispiel ist das als "Heartbeat Bill" bekannt gewordene Gesetz, das seit Anfang September im US-Bundesstaat Texas jegliche Abtreibungen verbietet, sobald der Herzschlag des Fötus festgestellt werden kann. Üblicherweise ist das nach sechs Wochen möglich. Neben Menschenrechtsorganisationen und zahlreiche Feministinnen kritisierte auch der US-amerikanische Justizminister das Gesetz scharf.

Ursprung in Süd- und Mittelamerika

Das Gesetz ist aber nur der aktuellste Beweis dafür, wie weit der Weg zu echter Selbstbestimmung über den weiblichen Körper noch ist. Darauf aufmerksam machen verschiedene Organisationen am internationalen Safe Abortion Day, der jedes Jahr am 28. September stattfindet. Der Aktionstag wurde 2011 vom Women's Global Network for Reproductive Rights (WGNRR) ins Leben gerufen, um auf die mangelnde Möglichkeit sicherer Abtreibungen für Frauen weltweit hinzuweisen. Schon seit 1990 wurde an diesem Tag in Lateinamerika und der Karibik das Recht auf einen sicheren und legalen Zugang zu Abtreibungen gefordert. Der "Campaña 28 de Septiembre por la Despenalización del Aborto" wurde deswegen der 28. September, weil an diesem Tag im Jahr 1871 in Brasilien das Gesetz zum "freiwilligen Gebären" beschlossen wurde.

Heuer machte das WGNRR unter anderem mit einer Aktion auf das Thema aufmerksam: Personen, die eine Abtreibung haben durchführen lassen, kann man Botschaften der Unterstützung zukommen lassen.

Das Women's Global Network for Reproductive Rights (WGNRR) stellt auf seiner Website auch Grafiken zur Verfügung, um auf die Dringlichkeit des Themas hinzuweisen.
Foto: Women's Global Network for Reproductive Rights

45 Prozent der Abtreibungen weltweit unter riskanten Bedingungen

"Es ist die Aufgabe jeder Regierung weltweit, die Gesundheit von Schwangeren zu gewährleisten und sicherzustellen, dass sie sich nicht dem Risiko illegaler Abtreibungen aussetzen müssen", schreibt Petra Bayr, SPÖ-Bereichssprecherin für globale Entwicklung, anlässlich des Aktionstags. Immer noch passieren 45 Prozent der 73,3 Millionen jährlich durchgeführten Schwangerschaftsabbrüche weltweit unter gesundheitlich riskanten Bedingungen. "Die Menschenrechte Schwangerer sind zu achten. Wir alle müssen Frauen- und Menschenrechte gegen ihre Aushöhlung durch fundamentalistische Abtreibungsgegner*innen verteidigen", so Bayr.

Abtreibung in Österreich als "Spießrutenlauf für Frauen"

Der grüne Parlamentsklub sieht auch in Österreich Handlungsbedarf. Dass Schwangerschaftsabbrüche in Österreich eigentlich illegal und nur aufgrund der Fristenlösung in den ersten zwölf Schwangerschaftswochen straffrei gestellt sind, kommentiert die Vorsitzende der Grünen Frauen Österreich, Meri Disoski, so: "Das muss endlich ein Ende haben, der entsprechende Paragraf gehört gestrichen." Sie kritisiert auch den mangelnden Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen, in manchen Bundesländern sei dieser selbst in öffentlichen Spitälern noch nicht möglich.

"Es kann nicht sein, dass es von der Postleitzahl abhängt, ob Frauen die Möglichkeit haben, einen Schwangerschaftsabbruch durchführen zu lassen", sagte Neos-Frauensprecherin Henrike Brandstötter. "In Tirol und Vorarlberg führen Krankenhäuser praktisch keine Abtreibungen durch, im Burgenland gibt es nicht einmal eine Möglichkeit im niedergelassenen Bereich." Dieser "Spießrutenlauf für Frauen" müsse beendet werden. (APA, lew, 28.9.2021)