Die energieintensive Industrie ist Teil des Emissionshandelssystems, andere Sektoren, die ebenfalls stark zur Treibhausgas-Konzentration in der Atmosphäre beitragen wie der Verkehr, sollten strenger in die Pflicht genommen werden.

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Der Chef von Europas größtem Autokonzern VW, Herbert Diess, fordert nach den Wahlen in Deutschland eine ehrgeizigere Energie- und Verkehrswende. "Die Tatsache, dass klimapolitische Reformen und die Modernisierung und Digitalisierung weit oben auf der Agenda stehen, ist eine gute Basis für die Koalitionsverhandlungen", schreibt Diess auf Twitter.

In Österreich machen mehrere Unternehmens- und Verbandsvertreter Stimmung für eine CO2-Bepreisung. Koordiniert wird die Initiative vom Verein CEOs for Future, der 33 Mitglieder zählt. 15 davon, darunter Asfinag, ÖBB, Österreichische Hoteliervereinigung, Umweltbundesamt und Wiener Stadtwerke, unterstützen die Initiative "Unternehmen für CO2-Preis". Wolfgang Anzengruber, Ex-CEO des Verbunds, ist wie die frühere grüne Umweltsprecherin Christiane Brunner im Vorstand des Vereins vertreten.

Von den 80 Millionen Tonnen CO2, die in Österreich pro Jahr emittiert werden, sind rund 30 Millionen Tonnen bepreist – über das ETS (European Trading System, europäisches Emissionshandelssystem). Der Preis für die Emissionszertifikate, die Unternehmen der energieintensiven Industrie kaufen müssen, hat sich von rund 30 Euro je Tonne zu Jahresbeginn auf inzwischen gut 60 Euro verdoppelt.

Schrittweise Verteuerung

Nun gehe es darum, die 50 Millionen Tonnen außerhalb des ETS durch Einführung eines CO2-Preises zu belasten, schrittweise und vorhersehbar, wie Anzengruber und Brunner sagten.

"Wir sind lieber dabei und arbeiten mit, als zu warten, was kommt," sagt Lafarge-Österreich-Chef Berthold Kren, einer der CEOs for Future. Der zur Holcim-Gruppe gehörende Zementhersteller muss als energieintensives Unternehmen schon jetzt Zertifikate kaufen.

VW-Chef Herbert Diess mahnt nach den geschlagenen Wahlen in Deutschland die künftige Regierung zu ambitionierteren Schritten in Sachen Klimaschutz.
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In Deutschland drängt VW-Chef Diess darauf, dass der CO2-Preis schon 2024 auf 65 Euro je Tonne steigt. Laut dem Plan der noch amtierenden Regierung in Berlin ist ein Preisanstieg von jetzt 20 Euro auf 45 Euro in besagtem Jahr geplant.

Der Vorstoß ist insofern bemerkenswert, als er über die im Sommer heißdiskutierten 16 Cent pro Liter aus einem Vorschlag der Grünen hinausgeht: 65 Euro CO2-Preis ergeben bei Diesel gut 17 Cent Zuschlag je Liter, mit aufgeschlagener Mehrwertsteuer stiege der Endkundenpreis so um ganze 20 Cent gegenüber 2020. "Nur spürbare Maßnahmen bringen die Dekarbonisierung voran", schreibt Diess auf Twitter.

Rascher Ausstieg aus Kohle

Subventionen für fossile Kraftstoffe sollen aus Sicht von Diess beendet werden und der Ausstieg aus der Kohle deutlich vorgezogen. Die Kaufprämie für Elektroautos solle vorerst beibehalten und bis 2025 schrittweise verringert werden.

Gegen ein festes Ausstiegsdatum für den Verbrennungsmotor sperrt sich der Automanager allerdings. Die schärferen CO2-Grenzwerte führten zwangsläufig zu einem Ende des Verbrennungsmotors, argumentiert Diess. Spätestens ab 2026 sei das E-Auto das bessere Konzept – ökologisch und ökonomisch. (Günther Strobl, 29.9.2021)