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Kanada führt die Rangliste der LGBTIQ-freundlichsten Reiseländer an. Österreich liegt gemeinsam mit vier weiteren Ländern auf Platz fünf.

Foto: Getty Images/ SolStock

Seit 2012 veröffentlicht Spartacus jedes Jahr den Gay-Travel-Index. Er dient der LGBTIQ-Community seither als Richtschnur zur Reiseplanung, zeigt er doch, welche Länder für queere Menschen am sichersten sind – und welche sie besser meiden sollten.

Der Index misst die rechtliche Situation und die Lebensbedingungen für Angehörige der Community im jeweiligen Land. Verglichen werden 202 Länder und Regionen in 17 Kategorien. Es wird etwa geprüft, ob es Antidiskriminierungsgesetze gibt, Homosexualität illegal ist, es Übergriffe auf Schwule und Lesben gab oder die Ehe für alle eingeführt wurde.

Gezieltes Marketing

In den letzten Jahren ist der Index immer vielfältiger geworden, wie Spartacus mitteilt. So wurden heuer neue Kategorien hinzugefügt, um der größeren Vielfalt der queeren Community Rechnung zu tragen. Geprüft werden nun auch die Rechte von Intersexuellen und ob beispielsweise ein drittes Geschlecht in juristischen Dokumenten anerkannt wird. Außerdem registrierten die Autoren, ob die Länder spezielle Marketingkampagnen für die LGBTIQ-Zielgruppe betreiben – was als Zeichen dafür gedeutet wird, dass die Akzeptanz bei der lokalen Bevölkerung möglicherweise gestiegen ist.

Den ersten Platz der sichersten Reiseländer belegt in diesem Jahr wieder Kanada. Maßgeblich dafür verantwortlich sei Regierungschef Justin Trudeau. Der Premierminister feiere nicht nur seit Jahren öffentlich auf Pride-Paraden mit, er habe Kanada auch vielfältiger und liberaler gemacht. In die Verfassung wurde ein Verbot der Diskriminierung von LGBTIQs aufgenommen, Trans- und Intersexuelle seien weitgehend gleichgestellt, sagte ein Mitautor des Rankings dem "Spiegel", zudem sei der kirchliche Einfluss gering. "Kanada ist übrigens auch das einzige Land der Welt, das zurzeit explizit LGBT-Geflüchtete aus Afghanistan aufnimmt, Homosexualität also als Asylgrund für Afghanen anerkennt."

Kanada führt, Schweden rutscht ab

Auf Rang zwei der Liste landeten Portugal, Spanien und Malta. Letzteres punktete damit, dass es einige Gesetze auch gegen Widerstand in der Bevölkerung durchgesetzt hat, darunter ein Antidiskriminierungsgesetz und die Ehe für alle. Zudem hat das als erzkatholisch bekannte Land Inter- und Transsexuellenrechte angepasst und auch die Konversionstherapie als erstes Land in Europa verboten. Das Land wirbt, trotz vereinzelter Straftaten gegen Homosexuelle, aktiv um die Community.

2020 teilten sich Kanada und Schweden noch die Goldmedaille. Heuer rutschte das skandinavische Land jedoch auf den fünften Platz ab. Grund dafür sind strengere Indexregeln in den Rubriken Trans- und Interrechte. Es gibt in Schweden beispielsweise zwar ein Pronomen für das dritte Geschlecht. Doch für Spartacus sind "Anerkennungsgesetze und der Verzicht auf demütigende psychologische Gutachten" wichtiger, heißt es. Denn wer in Schweden sein Geschlecht offiziell ändern will, muss sich zuvor geschlechtsangleichend operieren lassen und sich solchen psychologischen Gutachten aussetzen.

Österreich auf Rang fünf

Rang fünf teilt sich Schweden übrigens mit Dänemark, Großbritannien, Uruguay – und Österreich, das sich gegenüber der letzten Ausgabe um einen Platz verschlechtert hat. Gut möglich, dass sich das durch das Verbot von Umpolungstherapien wieder ändert – ein Faktor, für den es im aktuellen Ranking einen Punkteabzug gab. Positiv fiel den Machern jedenfalls auf, dass man hierzulande aktiv um Reisende aus der Community wirbt.

Einen deutlichen Satz nach vorn macht Taiwan: Wegen Verbesserungen in puncto Diskriminierungsschutz, Adoptionsrecht und Transrechte kletterte der Inselstaat von Rang 23 auf zehn. Auch Costa Rica verbessert sich deutlich: Weil im Mai 2020 die Ehe für alle und das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare eingeführt wurden, springt das Land von Platz 56 auf 32.

Auf den letzten Plätzen liegen Saudi-Arabien, Somalia und Tschetschenien. Weltweit erhielten mehr als 140 von 202 Ländern auf der Rangliste Minuspunkte – in ihnen wird schlimmstenfalls die Todesstrafe gegen queere Menschen verhängt, bestehen Anti-LGBTIQ-Gesetze oder ist Homosexualität strafbar. (max, 29.9.2021)