Optisch überzeugt das Spiel mit vielen Details, speziell die Lichteffekte sind gelungen.

Foto: Amazon

Wenn man einen Markt erobern will, fängt man am besten in der Königsklasse an. Dachte sich wohl auch Amazon, und so veröffentlichte der Onlinehändler am Dienstag sein erstes Computerspiel "New Worlds". Das Online-Rollenspiel bietet eine große Welt und soll mit spannenden Geschichten und lebendigen Umgebungen in die Fußstapfen von Spielen wie "World of Warcraft" steigen.

Play New World

Darum geht es

Aeternum heißt die fiktive Insel, auf der man in "New World" seine Abenteuer erlebt. Als Einzelkämpfer versucht man zunächst, sich zurechtzufinden, erste Fähigkeiten zu erlernen und im späteren Verlauf sogar Handwerke zu meistern. Der Zusammenschluss in Fraktionen macht für ein Online-Rollenspiel natürlich viel Sinn, warten doch große Instanzen auf bis zu fünf Spieler, die man nicht alleine meistern kann.

Zudem warten Schlachten gegen andere Spieler, da die verschiedenen Fraktionen um die Vorherrschaft auf der Insel kämpfen. Hier verspricht Amazon Games große Belagerungen, die man so noch in keinem Spiel gesehen haben soll. In den sogenannten Invasionen verteidigen Gruppen von bis zu 50 Spielern Gebiete der eigenen Fraktion und müssen dazu Wellen von Monstern zurückschlagen.

Startschwierigkeiten

Die ersten Spieler wollten gleich vom Start weg dabei sein und mussten sich zunächst einmal gedulden. Unendlich lange Schlangen bildeten sich virtuell auf den offenbar überlasteten Servern. Offenbar hatte Amazon nicht mit dem Andrang gerechnet, oder es gab andere technische Probleme, die zu den Wartezeiten führten. Neu ist das Phänomen bei einem solchen Spiel nicht. Auch bei "World of Warcraft" oder "Diablo 3" musste man in den ersten Wochen mit Warteschlangen und regelmäßigen Abstürzen rechnen – Kinderkrankheiten, die Amazon wohl bald in den Griff bekommt. Vor allem deshalb, weil man mit den eigenen Amazon Web Services (AWS) technisch für solche Belastungen gerüstet sein sollte.

Der Ansturm war in jedem Fall enorm. Laut der Gaming-Plattform Steam hatte das Spiel zu einem Zeitpunkt bereits über 700.000 Spieler gleichzeitig. Das ist Platz zwei hinter "Counterstrike". In der Bestsellerliste der Plattform nahm das Spiel gleich zwei vordere Plätze ein – die normale Version fand sich auf Platz zwei, während die Deluxe-Edition den dritten Platz in der Verkaufsliste einnahm.

Das muss man bezahlen

Entgegen dem Trend hat sich Amazon Games dazu entschieden, keine monatlichen Gebühren einzuheben. Für 40 Euro kann man das Spiel bei Amazon oder Steam kaufen und dann loslegen – für zehn Euro mehr gibt es eine Deluxe-Edition, die ein paar zusätzliche Gimmicks, etwa Rüstungen oder ein Haustier, beinhaltet. Geld verdienen will der Konzern mit späteren Erweiterungen und dem Verkauf kosmetischer Gegenstände, die man für Echtgeld im sogenannten Item-Shop kaufen kann. Prime-Mitglieder sollen immer wieder kleine In-Game-Geschenke bekommen, wie das bei anderen Spielen bereits der Fall ist.

Instanzen können mit bis zu fünf Spielern in Angriff genommen werden.
Foto: Amazon

Meinungen

Die internationale Presse und erste Spielermeinungen sind durchwegs positiv. Einzig die technischen Probleme nerven zahlreiche Spieler, weshalb das Wort "Warteschlangensimulator" mehrfach genannt wird. Wer einmal ins Spiel gelangt, scheint von der anfänglichen Qualität überzeugt zu sein. Nach zahlreichen Verschiebungen – das Spiel hätte bereits Anfang 2020 erscheinen sollen – scheint "New World" zumindest zum Start viele Dinge richtig zu machen. Gerade bei Online-Rollenspielen zeigt sich die wahre Stärke allerdings erst nach Wochen, wenn Spieler die meisten Inhalte kennen und die langfristige Motivation durch den "Endgame-Content" und neue Inhalte am Leben gehalten werden muss.

Sollte Amazon Games tatsächlich mit diesem Spiel der Einstieg in die milliardenschwere Gaming-Industrie gelingen, würde das mit Sicherheit neugierige Blicke der Platzhirsche Activision Blizzard, EA oder Ubisoft auf sich ziehen. Die Frage, wie sehr ein großer Erfolg von Amazon diese Branche beeinflussen könnte, darf man sich in den kommenden Wochen mit Sicherheit einmal stellen. (kam, 29.9.2021)