Träume, die wie Seifenblasen zerplatzen: "I’m Forever Blowing Bubbles" heißt die Hymne von West Ham.

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Auf diesem Fußball sitzen 70 Millionen Euro.

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Träume vom Erfolg, die wie Seifenblasen zerplatzen, davon kann Rapid derzeit ein Lied singen. Wenn die Hütteldorfer am Donnerstag in der Europa League in Gruppe H bei West Ham United gastieren (21 Uhr, live Servus TV, Sky), werden sie beim Einlauf im London Stadium noch mehr Seifenblasen in der Luft sehen. "I’m Forever Blowing Bubbles" heißt die Hymne West Hams, und sie könnte nicht passender sein für den Premier-League-Klub, der im Osten von London beheimatet ist.

Geträumt wird bei West Ham von den ganz großen Bühnen der Fußballwelt, der Durchbruch zur Spitze gelang bisher nicht, große Erfolge datieren aus dem Jahre Schnee. Derzeit rangieren die "Hammers" auf Platz sieben in der Liga, in acht Bewerbspartien dieser Saison gab es fünf Siege, zwei Unentschieden und nur eine Niederlage, das ist quasi die Bilanz Rapids, nur umgedreht. Letzte Saison stellte West Ham mit 65 Punkten gar einen Klubrekord in der Premier League auf, spielte lange um die Champions-League-Plätze und wurde am Ende Sechster, noch vor Tottenham und Arsenal und nur zwei Punkte hinter dem viertplatzierten Champions-League-Sieger Chelsea.

Geld spielt keine Rolex

Geld spielt keine Rolex bei West Ham, vergangenes Wochenende ließ Trainer David Moyes Spieler im Wert von knapp 60 Millionen Euro auf der Bank sitzen, darunter Teamkicker aus der Ukraine (Andrei Yarmolenko), Tschechien (Alex Kral) oder Kroatien (Nikola Vlasic). Präsident David Sullivan hat sein Milliardenvermögen als Medientycoon und in der Pornoindustrie verdient. Im Vorstand sitzt mit Eve Vorley übrigens auch eine ehemalige Pornodarstellerin.

Gegründet wurde West Ham United 1895 unter dem Namen Thames Ironworks FC. Der Verein ist reich an Geschichte, aber arm an Trophäen. In den 1960ern, der erfolgreichsten Zeit des Klubs, gelangen ein Triumph im Europapokal der Pokalsieger und ein Titelgewinn im FA-Cup.

Dafür hatten die Hammers entscheidenden Anteil am größten Erfolg in Englands Fußballgeschichte. Die beiden West-Ham-Spieler Geoff Hurst und Martin Peters schossen England zum WM-Titel 1966, erzielten beim 4:2-Finalsieg gegen Deutschland alle Tore. Der legendärste Kicker West Hams ist aber Bobby Moore, der Kapitän der Weltmeister-Mannschaft spielte 16 Jahre für die Londoner. So populär ist Declan Rice, West Hams aktueller Kapitän, freilich nicht, aber als Vizeeuropameister ist er mit einem Marktwert von 70 Millionen Euro immerhin doppelt so viel wert wie der gesamte Rapid-Kader.

Stimmungskiller Stadion

Der 22-jährige Mittelfeldspieler ist ein weiteres Aushängeschild der starken Nachwuchsarbeit. Ehemalige Größen wie Rio Ferdinand, Frank Lampard, Joe Cole oder Jermaine Defoe haben bei West Ham kicken gelernt, womit sich der Verein den Beinamen "Academy of Football" verdiente. An Marko Arnautovic hat man bei den Hammers gespaltene Erinnerungen. Der ÖFB-Teamspieler stürmte von 2017 bis 2019 für West Ham, erzielte 22 Tore in 65 Partien. Nach einem schweren Beginn stieg der Wiener zwischenzeitlich zum Publikumsliebling auf, sagelte sich aber in der Gunst der Fans mit seiner China-Transfer-Posse selbst ab. Schwer im Magen lag den Anhängern auch der Umzug vom altehrwürdigen Upton Park, mit seinen engen Eingängen und Tribünen nahe am Rasen, ins moderne London Stadium im Jahr 2016. Im Olympiastadion der Stadt ist der Abstand zwischen Tribünen und Spielfeld ähnlich groß wie im Happel-Stadion in Wien. Gegen Rapid dürfte es nicht einmal halb voll werden, Corona hin oder her.

West Ham hat sein Auftaktspiel in Zagreb 2:0 gewonnen, Rapid (0:1 gegen Genk) ist, no na, Außenseiter. "In England scheint das Geld im Fußball nach wie vor abgeschafft zu sein. Die Vorzeichen sind klar, trotzdem fliegen wir nach London, um etwas mitzunehmen", sagt Trainer Didi Kühbauer. Maximilian Hofmann und Ercan Kara, beide zuletzt nicht fit, traten die Reise an. Goalie Strebinger laboriert weiterhin an einer Schulterverletzung. (Florian Vetter, 29.9.2021)

Fußball-Europa-League, Gruppe H, 2. Runde:

West Ham United – SK Rapid Wien (London, London Stadium, 21.00 Uhr/live ServusTV und Sky, SR Tobias Stieler/GER).

West Ham: Fabianski – Coufal, Diop, Zouma, Cresswell – Rice, Soucek – Vlasic, Lanzini, Jarmolenko – Bowen

Ersatz: Areola – Dawsen, Johnson, Masuaku, Kral, Ogbonna, Antonio, Benrahma, Noble, Fornals

Fraglich: Fredericks (angeschlagen)

Rapid: Gartler – Stojkovic, Greiml, Wimmer, Ullmann – Grahovac, R. Ljubicic – Arase, Fountas, Grüll – Kara

Ersatz: Unger, Hedl – Hofmann, Auer, Petrovic, Aiwu, Schick, Knasmüllner, Kitagawa, Ballo

Es fehlen: Strebinger (Schulterschmerzen), Dibon (erneute Knie-OP), Schobesberger, Velimirovic (beide Rapid II)

Parallelspiel (18.45 Uhr): KRC Genk – Dinamo Zagreb (Dilaver)