In der Stadt Salzburg erinnert das Euthanasie-Mahnmal im Kurgarten an die Opfer. Mehr als 500 Personen aus Stadt und Land Salzburg oder aus einer Salzburger Pflegeeinrichtung fielen der "Euthanasie" zum Opfer.

Foto: Stefanie Ruep

Heute Morgen habe ich die Nachricht erhalten, dass am Freitag Ihr Kind in eine andere Anstalt verlegt wird", heißt es in einem Brief eines Kinderarztes an einen Vater im Juli 1942. "Andere Anstalt" war die Tarnbezeichnung für die Verlegung in eine Tötungsanstalt. Mehr als 10.000 Kinder und Jugendliche sind in der Zeit des Nationalsozialismus in den Programmen zur Vernichtung "lebensunwerten Lebens" ermordet worden, weil sie behindert, krank oder als krank angesehen waren.

Die Ausstellung Im Gedenken der Kinder widmet sich den Verbrechen von Kinderärzten und zeigt Opferbiografien sowie die Kinderfachabteilungen, über die die betroffenen Kinder in die Mühlen des Systems geraten konnten. Der Fachbereich Geschichte der Uni Salzburg hat die Wanderausstellung über die Österreichische Gesellschaft für Kinder und Jugendheilkunde nach Salzburg geholt. Ab 4. Oktober ist der selbsterklärende Rundgang der Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin mit 30 Bild- und Texttafeln im Unipark Nonntal zu sehen. Zuvor tourte die Schau durch Deutschland und wurde zuletzt in Innsbruck gezeigt.

"Die Ausstellung möchte nicht nur an die medizinischen Verbrechen während der NS-Zeit, sondern vor allem an die Opfer und deren Leid erinnern, in der mahnenden Hoffnung, dass sich solche Verbrechen nie mehr wiederholen", erklärt Robert Obermair vom Fachbereich Geschichte der Paris-Lodron-Universität Salzburg. Neben Briefen, Fotografien und offiziellen Schreiben werde auch der Prozess dargestellt, wie die Kinderheilkunde politisch auf Linie gebracht wurde.

Zur Eröffnung wird die Zeithistorikerin Ina Friedmann in ihrem Vortrag "Unerwünschte Minderjährige im ‚Volkskörper‘" über die Grundlagen der Verfolgung Minderjähriger und der Euthanasie-Morde sprechen. In den Wochen darauf folgen weitere Vorlesungen zum Thema NS-Euthanasie an Kindern und Jugendlichen. (Stefanie Ruep, 30.9.2021)