Nicht nur die Preise für Gas sind in den vergangenen Monaten stark gestiegen, die aber ganz besonders. Haushaltskunden werden diese Entwicklung mit etwas Verzögerung zu spüren bekommen. Montana hat als eines der ersten Energieunternehmen eine Preiserhöhung für Gas ab November angekündigt.

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Die beginnende Heizsaison wird grimmig. Das lässt sich im Hinblick auf die drohende Energierechnung jetzt schon sagen. Viele Haushalte, die nicht mit einer Fixpreisgarantie ihres Anbieters über den heurigen Winter kommen, werden über das Jahr betrachtet an die 500 Euro mehr für Strom und Gas zahlen müssen. Es sei denn, sie schaffen rechtzeitig den Absprung zu einem günstigeren Anbieter.

Die 500 Euro, die ein österreichischer Durchschnittshaushalt mit einem Jahresverbrauch von 3.500 Kilowattstunden (kWh) Strom bzw. 15.000 kWh Gas aufgrund der Preissteigerungen im Großhandel an Mehrkosten haben dürfte, beruhen auf einer Schätzung des Vergleichsportals durchblicker.at. "100 Euro werden es im Schnitt bei Strom sein, 400 Euro bei Gas", sagte Reinhold Baudisch, einer von zwei Geschäftsführern des Portals und dessen Gründer, am Mittwoch bei der Vorstellung einer Studie über das Wechselverhalten der Österreicher.

Baudisch geht aufgrund der rasanten Preissteigerungen bei Strom und noch mehr bei Gas auf den Großhandelsmärkten davon aus, dass sich der Arbeitspreis bei Strom um 25 Prozent erhöht und bei Gas um 65 Prozent. Im einzelnen Haushalt dürfte sich dies bei der Stromrechnung mit einem Aufschlag von zehn Prozent niederschlagen, bei der Gasrechnung mit 36 Prozent mehr. In verminderter Form deshalb, weil etwa 70 Prozent der Energierechnung aus Steuern, Abgaben und Netzgebühren besteht, die anders als der Energieteil nicht steigen sollen.

Rund 200 Tarife bereits angehoben

Rund 200 Tarife sind laut Beobachtung von Baudisch bereits angehoben worden. Zum Großteil mussten Neukunden in den sauren Apfel beißen. Doch auch Bestandskunden werden eher früher als später mit Preiserhöhungen konfrontiert sein. "Bis Ende des Jahres, spätestens aber bis Ende des ersten Quartals 2022 werden auch die Landesenergieversorger in einer oder gar mehreren Wellen die Preise erhöhen," ist sich Baudisch sicher. Jede Welle an Preiserhöhungen habe zumindest in der Vergangenheit auch einen Anstieg der Wechselrate gebracht. Allein in der vergangenen Woche habe man einen deutlichen Anstieg bei den Anträgen auf Anbieterwechsel beobachtet. Pro neuem Vertragsabschluss, den durchblicker.at serviciert, bekommt die Vergleichsplattform vom neuen Energieversorger eine Vermittlungsgebühr "im mittleren zweistelligen Eurobereich."

Was kann, was soll ein Haushalt in der derzeitigen Situation tun? "Das eine Rezept gibt es nicht. Man sollte sich ansehen, welche Tarife man hat und ob sich ein Wechsel überhaupt rechnet," sagt Baudisch. Klar sei, dass das Einsparpotenzial sich eher reduziere, weil Alternativanbieter sukzessive ihre Preise erhöhten und die Landesenergieversorger zumindest derzeit noch ihre Preise konstant halten.

Verträge mit Preisgarantie

Wer einen Strom- oder Gasvertrag habe, der bis Ende diesen oder gar bis Ende nächsten Jahres einen fixen Preis garantiere, fahre wahrscheinlich besser, an diesem festzuhalten und die Preisrallye auszusitzen als jetzt zu wechseln. Abhängig sei dies natürlich vom jeweiligen Tarifniveau. Wer einen Floater-Tarif habe, der den Preis an der Börse nachvollzieht, komme kurzfristig kaum aus dem Vertrag raus und sei in der derzeitigen Phase steigender Preise in einer schlechten Position.

Durchblicker.at hat in den vergangenen Tagen in einer Repräsentativumfrage unter 1.000 Personen das Wechselverhalten der Österreicher erkundet. Demnach wissen 97 Prozent, dass man den Versorger wechseln kann. Tatsächlich gewechselt haben aber erst rund 30 Prozent der Haushalte, diese dafür meistens öfter. (Günther Strobl, 30.9.2021)