Zum elften Mal lobte der Callwey-Verlag in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Architekturmuseum und Partnern den Wettbewerb "Häuser des Jahres – die besten Einfamilienhäuser" aus. Die Jury erkor aus 180 Einreichungen 50 Projekte und benannte aus diesen einen Preisträger, sieben Anerkennungen und einen Fotografiepreis. Dabei wurde Wert auf Nachhaltigkeit, innovativen Einsatz von Materialien, kreativen Umgang mit der baulichen Situation und auf konsequente Ausführung gelegt.

Dachgarten, Linz:

Das Projekt von Caramel Architekten, einem Büro aus Wien, sollte laut Bauherren ursprünglich schlichter werden. Man hätte sich beim Anblick des Entwurfs aber in diesen verliebt. Das Haus ist eine Leichtholzbaukonstruktion, das begrünte Dach bildet das raumbildende Element. Die große Fensterfront zum Garten mit Pool hin sorgt für ausreichend Freiheit.

Foto: Kerstin Ordelt

Der Wohnraum ist teilweise fünf Meter hoch und somit das Herzstück des Objekts. Und wem der Garten noch nicht genug Freifläche bietet: Ein Einschnitt im Dach verbirgt eine kleine Dachterrasse.

Foto: Kerstin Ordelt

Kunst und Bau, Neuaigen:

Ursprünglich sollte das Haus in Neuaigen, rund 40 Kilometer von Wien entfernt, abgerissen werden. Architekt Maximilian Eisenköck überzeugte die freischaffende Künstlerin Monika Rienössl davon, es stattdessen nach seinen Vorstellungen zu renovieren.

Von dünnen weißen Stahlstützen mit nur sechs Zentimeter Durchmesser getragen schwebt der Pavillon, der sowohl zum Wohnen als auch als Atelier genutzt werden kann, über dem Grund, mit dem Altbau über einen Betonsteg verbunden.

Foto: Martin Weiß

Seine Ästhetik verdankt sich der Beschränkung: Materialien und Bauweisen aus dem Industriebau hielten die Baukosten niedrig, die Betonfundamente für die Stützen waren vorgefertigt.

Foto: Martin Weiß

Der Wolkenbügel, Wien:

Das Architekturbüro Dietrich | Untertrifaller Architekten mit Büros in Bregenz, St. Gallen, Paris und München ist international tätig. Für das dieses Jahr von der Jury ausgewählte Haus in den Wiener Weinbergen gilt: Das gut 1.700 Quadratmeter große Grundstück am Stadtrand ist gen Norden orientiert und extrem steil, die Zufahrt ist schwierig, und die Bebauungsbestimmungen waren streng. Das Wiener Büro reagierte entsprechend: Zu viert bewohnt die Bauherrenfamilie einen allseitig verglasten, 36 Meter langen Riegel mit außen liegendem, grafitgrauem Stahltragwerk, der zwölf Meter weit auskragt. Halt findet er auf einem massiven Sockel aus händisch gestocktem Beton, dessen Höhe dem Verlauf des Hanges folgt.

Foto: Marc Lins

Eine Treppenanlage und ein Aufzug erschließen die Geschoße. Nimmt man die Treppe, wird die Auskragung zum einladenden, überdachten Eingang, der auch als Terrasse genutzt werden kann. Eine hohe Halle empfängt einen. Dahinter liegen die niedrigeren Gäste- und Kinderzimmer, Bäder sowie der Hauswirtschaftsraum. Dem Bauwerk entsprechend wurde er ohne Abdichtung und Folie in Sichtbeton wasserdicht ausgeführt.

Im Inneren ist das Haus komplett mit Eiche vertäfelt, auch das Einbaumobiliar wurde aus Eichenholz maßgefertigt. Die abgehängte Holzlattendecke nimmt die Lüftung auf.

Foto: Marc Lins

1. Preisträger: Der Stadtbaustein, Zürich

Als die Planungen für ein unmittelbar benachbartes Alterszentrum bekannt wurden, wünschte auch die Bauherrenfamilie einen Neubau. Ein erster Entwurf eines anderen Architekten überzeugte nicht. 2015 erarbeiteten dann Andreas Fuhrmann und Gabrielle Hächler ein Vorprojekt, das sofort zur Ausführung kam: ein Gebäudevolumen, das so hoch wie möglich ist, um von der benachbarten Masse nicht erdrückt zu werden. Ganz abgesehen davon, dass sich nun aus der Wohnküche im Dachgeschoß eine sensationelle Aussicht über das Industriequartier, den Zürichsee und die Alpen bietet.

Foto: Valentin Jeck

Innenräumlich bilden die zwei mittleren Geschoße zusammen mit dem Attikageschoß und der Dachterrasse die dreigeschoßige Wohneinheit. Höhepunkt ist die Wohnküche im teils überhohen, von der Dachform geprägten Raum, der sich über Eck öffnet. In den beiden Geschoßen darunter finden Wohn-, Büro- und Schlafräume sowie Ankleide und zwei Bäder Platz. Die Wände blieben jedoch und zeigen ihre dekorative Qualität: Sichtbar vermauert wurde die Rückseite der Ziegel. Die Lagerung auf einem Lochblech zeigt sich als regelmäßiger Abdruck und wirkt fast wie eine Tapete. (poll, 5.10.2021)

Foto: Valentin Jeck

"Häuser des Jahres 2021", 59,95 Euro / 320 Seiten. Callwey-Verlag, München 2021

Zum Weiterlesen:

Foto: Callwey