Still aus Anne Imhofs Performancefilm "Untitled (Wave)", 2021.

Foto: Courtesy of the artist and Galerie Buchholz, Berlin/Cologne/New York

Jährlich wird beim Donaufestival in Krems abgeklopft, was in Musik, Kunst und Performance diskursfähig ist. Nach dem Corona-bedingten Ausfall 2020 findet das Festival an diesem und dem kommenden Wochenende unter dem Motto "In the Year of the Metal Ox" statt.

Nazar

Nein, nein, gemeint ist nicht der österreichische Rapper. Der Nazar, um den er hier geht, ist ein in Belgien geborener Produzent elektronischer Musik mit angolanischen Wurzeln. An denen arbeitet er sich auch ab, indem er das eigentlich fröhliche angolanische Tanzmusikgenre Kuduro das Fürchten lehrt. Sein "rough kudoro" klingt bedrohlich, ist von Maschinengewehr- und Hubschraubersounds durchzogen; Titel wie "FIM-92 Stinger" oder "Bunker" von seinem 2020 erschienenen Album "Guerilla" verweisen auf den Krieg, sowohl auf den angolanischen Bürgerkrieg als auch auf jeden anderen. Nazars einzigartiger zerstörerischer Clubsound scheint auch die Frage zu stellen: "Wer von euch traut sich, dazu zu tanzen?"

Freitag, 22 Uhr, Halle 2

Up. | Lisa Hinterreithner – Linger on

Jeder Mensch ist eine Insel, so ist es auch im immersiven Environment, das die Choreografin Lisa Hinterreither in Kollaboration mit Up. erdacht hat. Während die Besucherinnen und Besucher also im Kollektiv, aber allein herumliegen, werden sie in Nebel und Licht gehüllt, in Sound getaucht und nicht zuletzt von Hinterreithner und Rotraud Kern, Linda Samaraweerová und Robert Steijn umspielt. Klingt ein bisschen nach einer Pyjamaparty für Erwachsene, also gut.

Freitag, 18 und 21 Uhr, Samstag, 17.30 und 22 Uhr, Sonntag, 19 und 21 Uhr, Halle 3

Stefan Kaegi – Solo for Octopus / Artist Talk

Die Begegnung eines Oktopus mit den Händen einer Naturforscherin war von Stefan Kaegi (Rimini Protokoll) als Theateraufführung konzipiert, wurde aber filmisch dokumentiert und wird nun beim Donaufestival gezeigt. Nach dem 60-minütigen Blick ins Aquarium, bei dem es darum geht, ein "fremdartiges" Lebewesen in seiner Andersartigkeit zu respektieren, folgt ein Artist-Talk mit Kaegi und Nathalie Küttel von Shanjulab, einem Schweizer Projekt zwischen Natur- und Kunstforschung, das sich mit der Beziehung zwischen Tier und Mensch befasst.

Samstag, 13 Uhr Screening, danach Talk, Kino im Kesselhaus

Anne Imhof – Untitled (Wave)

Wir sind alle die junge Frau, die in der ungefähr 30-minütigen Videoarbeit der mit dem Goldenen Löwen der Biennale ausgezeichneten Künstlerin Anne Imhof mit einer Peitsche auf den Ozean eindrischt. Zumindest hat uns die Pandemie deutlich vor Augen geführt, dass das Individuum wenig gegen die Natur ausrichten kann, wenn's hart auf hart kommt. Die Arbeit ist wenig verwunderlich auch im Corona-Sommer 2020 in der Normandie entstanden und eine zeitgemäße Interpretation des Themas Sisyphusarbeit, die man auch das Leben nennen könnte.

Freitag, 17 Uhr, Samstag, 14.30 Uhr, Sonntag, 1 und 13 Uhr sowie am zweiten Festivalwochenende, Zentrale. (Amira Ben Saoud, 30.9.2021)