Fern von jeder Konsole kann man sich auch wohlfühlen, speziell wenn man die richtigen Spiele im Blick behält.

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Kein Mensch wechselt von iOS zu Android. Macht man einfach nicht. Genauso wird es ganz wenige Leute geben, die sagen: Ich verabschiede mich von meinen Konsolen, um künftig auf einem PC zu spielen – oder? Gründe gibt es mittlerweile allerdings genug, speziell nachdem die sogenannten Next-Gen-Konsolen nicht so richtig in die Gänge kommen. Ein Selbstversuch, nach 20 Jahren primärem Playstation-, Xbox- und Nintendo-Konsum, wieder einmal mit Maus und Tastatur zu spielen.

Nächste Generation

Knapp ein Jahr sind Playstation 5 und Xbox Series X/S jetzt auf dem Markt. Exklusive Verkaufsschlager gab es bisher für mich keine, auch wenn "Returnal" auf der Playstation 5 viel Spaß gemacht hat. Auf PC hingegen erscheint in diesem Jahr noch "Age of Empires 4" und jeder wichtige Blockbuster von den großen Studios – inklusive "Battlefield 2042", das auf dem richtigen PC mit Sicherheit am besten aussieht.

Weil wir gerade davon sprechen: Für diesen "Lagerwechsel" hat mir HP freundlicherweise den Omen 30L zur Verfügung gestellt. Für rund 3.000 Euro könnte ich mir dieses schmucke Stück dauerhaft unter den Schreibtisch stellen. Mit der GeForce RTX 3070, 32GB RAM und einem i7 der elften Generation hatte das Gerät bei keinem der getesteten Spiele auch nur Schluckauf. "Diablo 2: Ressurected", mein geliebtes "StarCraft 2" oder auch das neue Amazon-Online-Rollenspiel "New World" liefen alle mit 60 Bildern pro Sekunde – und das auf den höchsten Einstellungen. Ein Test mit "Battlefield 2042" ist sich leider knapp nicht mehr ausgegangen. Teil fünf der Serie war in jedem Fall auch kein Problem für den 30L.

Das durchsichtige Gehäuse des Omen 30L sieht halt auch richtig gut aus. Die Farben der einzelnen Elemente lassen sich in einem Menü bestimmen.
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Software sells Hardware

Aber ohne der richtigen Software nutzt der schönste PC nichts, richtig? Also Steam installiert und den bereits vorhandenen Microsoft Store geöffnet. Letzterer bietet mir dank Game Pass Spiele wie "Humankind" oder "Age of Empires III" zum Nulltarif. Genau jene Sorte von Spielen, die es auf Konsolen nur in einem sehr eingeschränkten Rahmen gibt. In Steam sehe ich meine alte Bibliothek durch und stöbere durch den Store. Sämtliche Indie-Games, von denen ich in den letzten Monaten Pressemitteilungen bekommen habe, tummeln sich hier wie auf einem bunten Spielplatz. Für ein paar Euro kann man hier wahre Perlen finden, etwa den neuen "Festival Tycoon" aus Österreich oder auch das pixelige "Death Trash".

Was könnte man denn sonst noch spielen? Ach ja, "Kena: Bridge of Spirits", das ich auf der Playstation 5 angefangen habe. Mein Irrglaube, das Spiel sei exklusiv für die Sony-Konsole entwickelt worden, stellt sich als falsch heraus. Auch im Epic Games Store findet sich das Spiel. Aber auch Sony-eigene Titel kann man mittlerweile dank Playstation Now auf den PC streamen, darunter auch das letzte "God of War" oder "Detroit: Become Human". Diese Spiele finde ich auf der Switch oder der Xbox nicht. Was uns zur grünsten aller Konsolen führt, auch wenn sie mittlerweile schwarz ist und aussieht wie ein kleiner PC-Tower, der Xbox.

Dank Game Pass hat man ohnehin Zugriff auf zahlreiche Spiele aus der Xbox-Bibliothek, etwa alle "Halo"-Teile oder auch "Gears 5". Den "Microsoft Flight Simulator" oder "Hades" durfte man ohnehin schon vor allen anderen auf PC spielen. Klar, das exklusive Angebot ist nicht ganz so umfangreich wie für die Xbox, aber dank Cloud-Gaming und des leicht verbundenen Controller kann ich mir das PC-Set-up quasi zu einer fiktiven Xbox umbauen. So agiere ich ganz im Sinne von Microsoft, das genau diese Dienste gerade an den Spieler bringen will.

Nur eine Sache fehlt auf PC – Mario und seine Freunde. Trotz immer wieder auftauchenden Gerüchten, Nintendo würde manche Marken für den PC veröffentlichen, bleibt ein offizieller Auftritt aller Nintendo-Spiele bisher ein Wunschtraum. Nur durch Emulatoren wie Ryujinx bringt man "Mario Kart" und "Luigis Mansion" auch auf den PC-Monitor. Ein rechtlicher Graubereich, gegen den Nintendo schon mehrfach versucht hat vorzugehen.

Die "Battlefield 2042"-Beta hat dieser Text knapp verfehlt, deshalb musste in "Battlefield V" auf die Bilder pro Sekunde geachtet werden.
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Mehr Gefühl

Als langjähriger Konsolenspieler und "Halo"-Fan bin ich der Meinung, dass man Shooter sehr gut mit Controller spielen kann. Nach ein paar Runden "Battlefield V" auf dem PC muss ich aber sagen, dass das Gefühl schon ein anderes ist. Klar, den "Abzug" am Controller ziehen ist vom Gefühl eindeutig besser als ein Klick auf eine Maustaste, aber präziser und schneller ist man mit den klassischen PC-Eingabegeräten. Ein Grund, warum immer mehr Spieler die Möglichkeit nutzen, Maus und Tastatur auf der Konsole zu nutzen, was dort dann wieder für ein schwieriges Ungleichgewicht sorgt. Auf PC hat man nahezu immer die gleichen Voraussetzungen, auch wenn der eine Spieler vielleicht eine etwas teurere Maus angeschlossen hat als der andere.

Meine zwei prägendsten Erlebnisse, die ich nach 20 Jahren fast ausschließlichen Konsolenspiels hatte, waren folgende: Zum einen konnte ich das neue Online-Rollenspiel "New World" ausprobieren, das kürzlich exklusiv für PC erschienen ist und wahrscheinlich das erste erfolgreiche Game der Amazon Studios sein wird. Auch wenn die Warteschlangen aktuell noch ein Witz sind – man muss speziell abends gefühlt unendlich lange warten, bis man ins Spiel darf –, war das Zurückkommen in ein Spiel dieser Größe ein wohliges Gefühl. Als jahrelanger "World of Warcraft"-Abhängiger war ich schnell wieder in diesem Modus, dass ich ohne Familie und Job jetzt wahrscheinlich eine Woche lang durchspielen könnte, ohne einmal auf die Uhr zu schauen.

Ein anderer Punkt war das doch flott gehende Installieren neuer Spiele. Früher hatten Konsolen hier den großen Vorteil des "Plug and Play" – einlegen und spielen. Diese Zeiten sind lange vorbei. Letztens wollten wieder beide Next-Gen-Konsolen (Anm.: Sorry, ich nenne sie noch immer so) Updates für die Controller einspielen. Für die Controller! Da rede ich gar nicht von den 7,5 Gigabyte Update für "The Ascent" oder den zweitäglichen Updates für "Kena", die zumindest jedes Mal die Gigabyte-Grenze sprengen. Konsolen sind mittlerweile PCs, zumindest haben sie viele Nachteile geerbt, ohne viele Vorteile übernehmen zu können. Wenn dann auch noch die Zugpferde fehlen, warum braucht man dann noch eine Konsole?

Es gibt auch für Konsolen Online-Rollenspiele, aber meiner Meinung nach ist dieses Genre für PC erfunden worden.
Foto: Amazon, Screenshot

Couch-Fazit

Viele meiner Freunde wollen keinen PC mehr. Sie finden es auf der Couch gemütlicher, wollen sich nicht in Details wie Treiber-Updates verlieren oder einfach Arbeit und Vergnügen auch gerätetechnisch strikt trennen. Alles valide Punkte. Ich bin nach zwei intensiven Wochen mit diesem flüsterleisen PC, der eigentlich alle meine Spielewünsche erfüllen konnte, an dem Punkt angelangt, an dem ich meine Konsolen vielleicht sogar für einen Power-PC eintauschen würde.

Da aber das nächste "God of War" und das nächste Woche erscheinende "Metroid: Dread" nicht zum Start für ebendiese Plattform erscheinen werden und ich für zu langes Warten der Falsche bin, muss ich wohl noch ein zusätzliches Gerät in meine Wohnung stellen, auf dem ich Spiele konsumieren kann. Ein Weg, den wohl nicht alle gehen wollen – verständlicherweise. So werden sich wohl auch noch in ein paar Jahren die Leute fragen: Konsole oder PC? (aam, 2.9.2021)

Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Der Omen 30L wurde dem STANDARD von HP als Testgerät zur Verfügung gestellt.