Roswitha Stadlober führt den ÖSV zumindest interimistisch.

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Auf Understatement zu setzen ist im Leben grundsätzlich keine schlechte Idee. Und darum sagte Roswitha Stadlober noch im Sommer, dass sie sich das Präsidentenamt des österreichischen Skiverbands (ÖSV) nicht zutrauen würde. Drei Monate später steht die 58-jährige Salzburgerin, zumindest interimistisch, nach dem Rücktritt Karl Schmidhofers doch an der Spitze des ÖSV. Als erste Frau.

Stadlober nahm sich in der Vergangenheit kein Blatt vor den Mund, wenn es um die Führungsstruktur im mächtigsten Sportverband Österreichs ging. "Wenn Amerika noch nicht bereit ist für eine Präsidentin, wird’s auch beim ÖSV dauern." Sollte aus der interimistischen eine gewählte Präsidentin werden, wäre das mehr als nur ein Signal des Aufbruchs.

Den ÖSV hat Stadlober gründlich kennengelernt. Seit 2011 war die Radstädterin schon Vizepräsidentin von Schmidhofers Vorgänger Peter Schröcksnadel – damals noch als einzige Frau im Präsidium. Mit ihrer Zielstrebigkeit kurvte sie schon als Slalomfahrerin unter ihrem Mädchennamen Steiner in den 1980ern zu acht Weltcupsiegen, sie gewann zwei Slalomweltcups (1986, 1988) sowie 1987 WM-Silber in Crans-Montana. 1986 war sie Österreichs "Sportlerin des Jahres".

Die Liebe zum Skisport entwickelte sich früh, das Elternhaus stand neben der Skipiste in Radstadt, ihre Vorbilder Annemarie Moser-Pröll und Gitti Habersatter kamen aus der unmittelbaren Nachbarschaft. Sport ist Teil der Stadlober’schen DNA: Ehemann Alois zählte 1999 zum weltmeisterlichen ÖSV-Langlaufteam, Tochter Teresa (28) schlägt nach dem Vater, Sohn Luis (30), der auch Olympiateilnehmer war, hat schon abgeschnallt.

Seit 2010 ist Stadlober Geschäftsführerin von Kada, einer vom Sportministerium und durch das Arbeitsmarktservice geförderten Institution für duale Karrieren, die Spitzensportlern den Weg ins zweite Berufsleben weist. Durchhaltevermögen wird Stadlober, die eine Marathonbestzeit von 2:55 Stunden hält, in diesen stürmischen ÖSV-Zeiten brauchen. An ihre Zeit als politische Quereinsteigerin – Stadlober wirkte zwischen 1999 und 2004 als Sportsprecherin der ÖVP im Salzburger Landtag – denkt sie nicht so gerne zurück. "Man geht da sehr blauäugig rein. Man glaubt, man kann wirklich etwas bewegen – entscheiden tun in der Politik aber nur wenige." Im Skiverband hat Stadlobers nun eine gewichtigere Rolle: "Wichtig ist, dass man Ruhe reinbringt, wieder zu einer ÖSV-Familie wird." (Florian Vetter, 1.10.2021)