Um die beste Pflege gewährleisten zu können, braucht es qualifizierte Mitarbeiter. Diese sind aber nur schwer zu finden.

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Im Gesundheitsbereich waren mit Stand 31. August mehr als 4.800 offene Stellen beim Arbeitsmarktservice (AMS) gemeldet. Die meisten, knapp über 1000, wurden in Oberösterreich gemeldet. Österreichweit gab es über 2000 offene Stellen im Bereich der nichtdiplomierten Pflegeberufe (inklusive verwandter Berufe wie beispielsweise zahnärztliche Assistenz oder Sanitäter), auch hier wurden die meisten in Oberösterreich gesucht. Bei den diplomierten Gesundheitsberufen gab es Ende August über 1.500 offene Stellen beim AMS.

Der Personalbedarf ist in vielen Bereichen nur sehr schwer zu decken, der Fachkräftemangel schon seit Jahren stark spürbar. Eine Entspannung ist nicht in Sicht. In Prognosen wird von einem zusätzlichen Bedarf zwischen 70.000 und 100.000 Fachkräften bis 2030 ausgegangen.

Ein Blick auf die vergangenen zehn Jahre zeigt zwar, dass es im Pflegebereich bereits zu einem überdurchschnittlichen Anstieg der Beschäftigten gekommen ist. Durch den demografischen Wandel, aber auch aufgrund der Pensionierungswelle der Babyboomer-Generation wird der Bedarf an Arbeitskräften weiter steigen.

Fachkräftestipendium

Mit unterschiedlichen Maßnahmen soll der Bedarf an Personal gedeckt werden. Dazu gehört seit Anfang September auch die Möglichkeit von Fachkräftestipendien für die Ausbildung zur Pflegeassistenz. Bisher war dieses Stipendium nur für die Ausbildung zur Pflegefachassistenz vorgesehen.

Die Voraussetzungen für das Stipendium sind neben den bestimmten Anforderungen für diese Ausbildung auch eine insgesamt vierjährige Beschäftigungsdauer innerhalb der vergangenen 15 Jahren. Das Fachkräftestipendium soll die Lebenserhaltungskosten während der gesamten, meist einjährigen, Ausbildung sichern und Berufsumsteigern den Wechsel erleichtern. Wer sich bis zum Jahresende für die Pflegeassistenzausbildung entscheidet, bekommt einen Bildungsbonus von 180 Euro zusätzlich zum Arbeitslosengeld bezahlt.

Im Jahr 2020 nahmen rund 10.600 Personen an AMS-finanzierten Angeboten von Gesundheits- und Pflegeausbildungen teil. Dafür nahm das Arbeitsmarktservice rund 51 Millionen Euro in die Hand. Der Handlungsbedarf ist jedenfalls groß. Derzeit stehen den rund 900 offenen Stellen etwa 500 arbeitssuchende Pflegeassistenten gegenüber. Daneben werden österreichweit knapp 380 Pflegefachassistenten gesucht. Im diplomierten Pflegebereich ist die Situation ähnlich. Hier gab es Ende August über 1300 offene Stellen.

Vielfältige Aufgaben

Damit mittel- und langfristig der Personalbedarf im Pflegebereich gedeckt werden kann, sollten laut Arbeiterkammer auch die tertiären Ausbildungen, wie etwa die diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegeausbildungen an Fachhochschulen förderbar sein. Ähnlich sind die Forderungen der Caritas. Neben vielfältigeren Ausbildungswegen fordert die Generalsekretärin Anna Parr auch die Abschaffung von Ausbildungskosten samt Unterstützung bei den Lebenserhaltungskosten. Die Berufsmöglichkeiten in der Pflege müssten bekannter werden, ergänzt sie. Zudem solle der "Einstieg für ausländische Arbeitskräfte vereinfacht" werden.

Derzeit müssen ausländische Pflegekräfte, die in Österreich arbeiten möchten, ihre im Ausland erworbenen Qualifikationen anerkennen lassen. Erst nach der Anerkennung darf der Beruf ausgeübt werden. Häufig müssen bestimmte Qualifikationen in Österreich nachgeholt werden. Das verzögert die Anerkennung und somit die Berufsausübung.

Mit verkürzten Aufbaulehrgängen können sich Pflegeassistenten zu Fachassistenten weiterbilden. Mit fachlichen Vertiefungen, beispielsweise Kompetenzen für den Umgang mit an Demenz erkrankten Personen oder für die Pflege von behinderten Personen, können Pflegefachassistenten neue berufliche Aufgaben übernehmen.

Einige Schritte, um die Personalsituation in den Pflegeeinrichtungen zu verbessern, wurden bereits gesetzt. Die umfangreiche Pflegereform, die bereits vor vier Jahren angekündigt wurde, lässt aber weiter auf sich warten. Die Betreiber der Pflegeeinrichtungen drängen. Denn wegen Personalmangels müssten schon jetzt Anfragen für mobile Pflege abgelehnt werden, und es gebe Aufnahmestopps in Wohnheimen, sagt Parr. (Gudrun Ostermann, 4.10.2021)